Über die Spirale auf die Brücke

An der Eddersheimer Schleuse sind neue Auf- und Abgänge für Radler geplant

LANDRAT THOMAS WILL zeigte sich hilfsbereit und brachte das Fahrrad von Doris Bertisch die Treppe hinunter. Enkelin Annika Schneider (rechts) hatte ihr Rad schon sicher nach unten befördert. (Foto: Postl)

Raunheim/Kelsterbach. Der Montag war ein wunderbarer Spätsommertag, ideal für eine Radtour. Das dachte sich auch Doris Bertisch, die mit ihrer Tochter Manuela und Enkelin Annika einen kleinen Tagesausflug mit dem Fahrrad unternahm. 

Von Hattersheim aus ging es nach Raunheim und Rüsselsheim. „Alleine wäre ich die Strecke nicht gefahren, weil die Überquerung des Maines über die Eddersheimer Schleuse für mich nicht mehr zu packen ist“, zeigt die Seniorin auf die vielen Treppenstufen, die gleich zweimal überwunden werden mussten. Für Doris Bertisch ist das Gewicht des E-Bikes einfach zu hoch, um es auf der einen Seite alleine nach oben zu befördern und auf der anderen Seite hinunterrollen zu lassen.
Bald schon soll das nun einfacher werden. „In Gedanken haben wir alles schon realisiert, doch ob es genau so umgesetzt werden kann, dazu müssen noch Gespräche mit den beteiligten Partnern geführt werden“, erklärt Manfred Ockel, Geschäftsführer der Regionalpark RheinMain Südwest GmbH und Bürgermeister von Kelsterbach. Ockel hatte die Pressevertreter, dazu Landrat Thomas Will sowie Jan Deboy, den SPD-Bundestagskandidaten des Wahlkreises Groß-Gerau, zu einem informellen Ortstermin an die Schleuse Eddersheim eingeladen. 
Gerade in dem Moment, als Ockel die Entwurfspläne aus der Tasche zog, kam das Damen-Trio oben auf dem Weg über die Schleuse, um auf der Kelsterbacher Seite die Räder nach unten zu bringen. Für die junge Radlerin Annika war das kein Problem, für Mama Manuela Schneider schon etwas anspruchsvoller – und Omi Doris wartete lieber oben, bis Hilfe kam. Landrat Thomas Will fasste sich ein Herz und brachte auch das letzte Fahrrad des Damen-Trios nach unten. Die Radlergruppe zeigte sich erstaunt, als sie erfuhren, wer ihnen da geholfen hatte. „Genau deshalb sind wir hier, damit sich dieser Zustand bald ändert“, erklärte Thomas Will.
Nach der Entwurfsplanung des Büros Schüßler-Plan, das auch die Ölhafenbrücke bei Raunheim entworfen hat, soll mittels einer Spirale auf jeder Seite des Mains, der Höhenunterschied „barrierefrei“ – also ohne Treppenstufen – überwunden werden. „Es sind gerade diese beiden hohen Treppenbauwerke, die doch viele ältere Menschen davon abhalten, hier den Main zu queren“, erklärte Manfred Ockel. Die nächste Möglichkeit, über den Main zu kommen, sieht man mal von der Mainfähre bei Flörsheim ab, wäre die große Brücke bei Sindlingen oder weiter mainabwärts bei Raunheim. „Doch gerade auf diesen Brücken gibt es Probleme mit dem Gegenverkehr, da alles ziemlich eng ist“, erklärte Landrat Will.
Da der Mainradweg als eine Hauptader des Freizeit-Radverkehrs in der Rhein-Main-Region nach dem Bau der Ölhafenbrücke bei Raunheim und dem Opel-Steg in Rüsselsheim eine unübersehbare Belebung erfuhr, sollen nun weitere „Problemstellen“ beseitigt werden. „In Kürze beginnen wir mit der Verbreiterung des Radweges in Höhe des Kerosinhafens in Kelsterbach. Danach soll diese Maßnahme hier umgesetzt werden“, beschrieb Manfred Ockel den Zeitplan. Für 2018 sind die Gelder für die abschließenden Detailentwürfe eingeplant, im Jahr 2019 soll die Maßnahme dann umgesetzt werden, so dass Radler spätestens 2020 leichter über die Eddersheimer Schleuse kommen. 
Eine Spirale auf der Nord- und Südseite soll einen barrierefreien Zugang zur Überquerung des Mains an der Eddersheimer Schleuse ermöglichen. Jede Spirale hat einen Durchmesser von 15 Metern und überwindet einen Höhenunterschied von rund sechs Metern. Die Detailplanung soll 2018 erfolgen, der Bau in 2019 und ab 2020 soll die barrierefreie Nutzung, jedoch nur als Rad-Schiebe-Weg (also nicht fahrend), nutzbar sein.
„Wir wissen noch nicht, ob wir die vollständige Barrierefreiheit gemäß der gesetzlichen Vorgaben erreichen werden“, verwies Manfred Ockel auf sechs Prozent maximale Steigung oder Gefälle, die für Rollstuhlnutzer nicht überschritten werden dürfen. Je flacher die beiden Spiralen geführt werden sollen, desto mehr Platz werden sie beanspruchen. „Wir bauen hier auf dem Gelände des Wasser- und Schifffahrtsamtes, müssen uns also auch nach deren Vorgaben richten“, betonte Ockel.
In Kürze soll ein gemeinsames Gespräch mit allen an der Bauausführung beteiligten Parteien stattfinden. Dies betrifft auch die Geldgeber, denn neben der Regionalpark RheinMain Südwest GmbH soll sich auch der Kreis Groß-Gerau, der Main-Taunus-Kreis (für die Eddersheimer Seite), Hessen Mobil als auch die Gemeinde Kelsterbach (für das Mönchhofgelände) an den Kosten beteiligen. Über etwaige Kosten wollte Kelsterbach Bürgermeister Manfred Ockel noch nicht spekulieren.
„Der Radverkehr gewinnt immer mehr an Bedeutung, nicht nur im Freizeitbereich. Deshalb wollen wir solche Verbesserungen auch künftig noch mehr fördern“, betonte Landrat Thomas Will. So kündigte er an, dass das bisher letzte unbefestigte Teilstück des Mainradweges zwischen Mönchhofgelände und Kelsterbach im kommenden Jahr asphaltiert werden soll. Für Radfahrer stehen also immer bessere Wege zur Verfügung. 

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