Turnier ohne Schiedsrichter

Jane und Bernd Spahn-Gedächtnisturnier nach kindgerechtem Spielsystem ausgerichtet

SIEGEREHRUNG mit Weltmeister: Beim Jane und Bernd Spahn-Gedächtnisturnier der Viktoria im Kelsterbacher Sportpark überreichte Jürgen Grabowski an die Nachwuchskicker der SKV Mörfelden, die in ihrer Gruppe den dritten Platz belegten, einen Pokal. Die G-Junioren der Gastgeber hatten zwar tapfer gekämpft, gingen am Ende aber leer aus. (Foto: Scherer)

Kelsterbach. Volle Ränge, spannende Spiele ohne Schiedsrichter und ein echter WM-Held – das Jane und Bernd Spahn-Gedächtnisturnier des 1. FC Viktoria Kelsterbach war ein voller Erfolg und wird den Beteiligten wohl in bester Erinnerung bleiben.

Erstmals hatte der Verein am Tag der Deutschen Einheit in Erinnerung an seine langjährigen und engagierten Mitglieder Jane und Bernd Spahn zu dem Feldturnier für die G-Junioren (Jahrgang 2008) eingeladen. Insgesamt 16 Teams aus dem Rhein-Main-Gebiet – darunter eine Mädchenmannschaft aus Oberursel – nahmen an dem Turnier teil. Neben den Gastgebern aus der Untermainstadt liefen auch die Nachwuchskicker der SKV Mörfelden auf. Das Wetter spielte mit, so sorgten strahlender Sonnenschein und sommerliche Temperaturen für beste Laune auf dem Platz und der Tribüne.
Das Gedächtnisturnier soll nun jedes Jahr am 3. Oktober stattfinden und an die Spahns erinnern. Bernd Spahn war am 16. Januar überraschend verstorben. Spahn, ursprünglich aktiver Spieler beim BSC Kelsterbach, wechselte in jungen Jahren zur Viktoria und war fast 58 Jahre Mitglied im Verein. Dort engagierte er sich jahrelang im Vorstand als Schriftführer und Pressewart. Von 1990 bis 1999 war Ehrenmitglied Bernd Spahn außerdem Jugendleiter und blieb der Jugend auch nach 1999 immer verbunden.
Auch seine Frau Jane, die acht Jahre vor ihrem Mann verstarb, war lange Jahre Kassiererin der Viktoria und organisierte zahlreiche Turniere. Die Spahns hatten mit erheblichen privaten Mitteln die Jugendarbeit der Viktoria unterstützt. 2007 wurde Bernd Spahn mit der silbernen Ehrennadel des Hessischen Fußball-Verbandes ausgezeichnet.
Wohl ganz im Sinne der Spahns stand für die jungen Kicker vor allem der Spaß im Vordergrund. Aufgeteilt in zwei Gruppen mit je acht Teams lieferten sich die Mädchen und Jungen spannende Spiele auf dem Kleinfeld. Zehn Minuten dauerte eine Partie, in der zum Teil viele Tore fielen. Eine Person auf dem Spielfeld fehlte jedoch: Der Schiedsrichter. Und auch am Spielfeldrand standen pro Mannschaft nur zwei Trainer oder Betreuer.
Denn das Turnier wurde erstmals nach dem sogenannten kindgerechten Spielsystem Fairplay-Liga ausgerichtet, das der Verbandsjugendausschuss des Hessischen Fußball-Verbandes ab der Saison 2014/15 für die G- und F-Junioren eingeführt hat. „Man will damit den Kindern das Fußballspiel zurückgeben“, erklärte der Viktoria-Jugendleiter Ronald Kieweg, der das Turnier organisierte. Denn die Entscheidungen auf dem Platz regeln die Kinder unter sich, nur wenn sie sich gar nicht einigen können, greifen die Erwachsenen ein.
Auch das Spielfeld wurde verkleinert, die Tore vom Publikum weiter weggestellt. Das Publikum blieb auf der Tribüne, nur für die Betreuer gab es eine Coaching-Zone am Spielfeldrand. „Damit soll vor allem der elterliche Ehrgeiz abgebremst werden“, sagte Kieweg, der die Regelung begrüßt. „Die Kinder können ungestört unter sich spielen, wie auch auf dem Schulhof oder der Straße, und da klappt das ja auch.“ Beim Turnier funktionierte das System vor allem bei den Kindern gut, manchmal noch habe man das ein oder andere Elternteil auf die Vorgaben hinweisen müssen.
Erstmals hatte es bei dem Turnier zu Beginn eine Vorstellungsrunde der Mannschaften auf dem Rasen gegeben, die der Viktoria-Vorsitzende Udo Würz moderiert hatte. Auch das habe hervorragend geklappt und sei vor allem für die Kinder ein besonderes Erlebnis gewesen, so Kieweg. Für viele Kicker der Viktoria war das Jane und Bernd Spahn-Gedächtnisturnier der erste Wettbewerb, denn einige sind erst seit wenigen Monaten im Verein aktiv. Laut Kieweg hat die Viktoria vor allem bei den kleinsten Spielern, der G-Jugend, enormen Zulauf. Derzeit seien es rund 30 junge Spieler, so dass künftig zwei Trainingsmannschaften gebildet werden.
Bei der Siegerehrung wartete auf die Kicker eine besondere Überraschung. Die Pokale und die Medaillen gab es nämlich aus der Hand eines Fußball-Weltmeisters von 1974, Jürgen Grabowski, der unter anderem 15 Jahre lang für Eintracht Frankfurt spielte.
In die Untermainstadt war Jürgen Grabowski wegen Berti Vogts gekommen, der im Anschluss an das Jugendturnier mit der Nationalmannschaft von Aserbaidschan im Sportpark trainierte. Aber dann wurde er gebeten, wegen der Siegerehrung früher zu kommen. Und darüber sei er sehr froh, denn es sei toll zu sehen, dass Mädchen und Jungen in dem Alter schon so viel Spaß am Fußball hätten, erklärte Grabowski.
Tapfer gekämpft hatten die jungen Kicker der Viktoria, am Ende belegten sie jedoch in ihrer Gruppe den letzten Platz mit nur einem Punkt. Zudem verletzte sich ein Spieler auf dem Platz schwer und musste mit einem gebrochenen Handgelenk ins Krankenhaus. Etwas erfolgreicher war die Mannschaft der SKV Mörfelden I, die Platz drei belegte und dafür einen Pokal erhielt. (nad)

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