Trotz Corona kommen 70 Besucher zur Blutspende in Kelsterbach

Jede einzelne Konserve zählt

Wer Fieber hat, muss draußen bleiben: Cornelia Harbich, Leiterin Blutspende beim DRK-Ortsverein in Raunheim/Kelsterbach, kontrolliert die Körpertemperatur von Christian Stenzinger. Der ist bereits ein „alter Hase“ in Sachen Blutspende – und mit der Organisation zu Corona-Zeiten zufrieden. (Foto: Koslowski)

Kelsterbach – „Ich wusste nicht, dass ich mich anmelden muss“, antwortet eine Frau auf die Frage nach ihrem Namen. Cornelia Harbich, Leiterin des Bereichs Blutspende beim DRK-Ortsverein Raunheim/Kelsterbach, bemüht sich ihr zu erklären, dass sie ohne Anmeldung niemanden zur Blutspende in das Labor in der Mehrzweckhalle Nord lassen darf. Aber noch ist nicht aller Tage Abend. Die Termine sind zwar in den kommenden Intervallen belegt, es gibt aber später noch einen freien Platz, und sie könnte noch angenommen werden.

Oder mit etwas Glück kommt zur aktuellen Uhrzeit ein angemeldeter Blutspender nicht, und sie darf schon jetzt zur Ader gelassen werden. Was auch tatsächlich passiert. 
An und für sich scheint sich die Online-Anmeldung für die Blutspende aber zu bewähren. Der Ortsverein hatte diese Methode wegen der Corona-Pandemie bereits im Sommer in Raunheim erfolgreich praktiziert. So soll verhindert werden, dass sich vor und in der Halle lange Schlangen bilden und die Leute die Abstände nicht mehr einhalten. Harbich stellt fest, dass insgesamt eine viel ruhigere Atmosphäre herrsche. Sie kündigt an, auch dann auf dieses Konzept zurückgreifen zu wollen, wenn die Corona-Pandemie überwunden ist. 
Im Rhythmus von 15 Minuten gewährt Harbich jeweils sechs Menschen den Zutritt. Insgesamt durften sich zu diesem Termin rund 75 Menschen anmelden. Diese Zahl entspreche der Anzahl der Blutspender in der Vergangenheit, erläutert die Bereichsleiterin. Wenn in anderen Orten die Hallenkapazitäten eingeschränkt seien oder mit mehr Blutspendern gerechnet werde, werde für den Blutspendetermin eine längere Zeit veranschlagt, sagt Michael Kientzler, Laborant beim Blutspendedienst Baden-Württemberg Hessen. 
Die befragten Blutspender nehmen die Online-Anmeldung allesamt positiv auf. Christian Stenzinger etwa lässt sich bereits zum 16. Mal piksen. „Das ist eine bequeme Art, einen Termin zu vereinbaren“, hält er fest. Ebenfalls als positiv empfindet er die Tatsache, dass am Eingang niemand früher in die Halle gelassen wird.
Die Arbeitskolleginnen Jana Gottschalk und Jocelyn Chandler sind gemeinsam zum Blutspenden gekommen. Auch sie begrüßen die Online-Anmeldung. Für Gottschalk ist es das zweite Mal. Sie findet es praktisch, sich bei der Anmeldung eine passende Uhrzeit auswählen zu dürfen. „Das ist eine gute Idee, dann hat man einen festen Termin“, sagt Chandler, die selbst zum dritten Mal unter den Blutspendern ist.
Keiner der drei hat Angst vor einer Ansteckung mit dem Covid-19-Virus. Hier sollte jeder gesund sein, sagt Stenzinger. Die beiden Frauen machen gerade eine Ausbildung als medizinische Fachangestellte, seien also im Alltag in risikoreicheren Situationen unterwegs, sagen sie.
Am Eingang misst Cornelia Harbich bei allen Neuankömmlingen fleißig die Temperatur. Mit Fieber kommt niemand in den Saal. Grundsätzlich wird schon vorab bei der Online-Anmeldung gesiebt, beispielsweise abgefragt, ob jemand Kontakte zu einem Corona-Patienten hatte. Harbich kann sich nicht erinnern, dass bei den bisherigen Terminen jemand abgewiesen worden sei. 
Irini Zioga unterstützt sie am Eingang. Sie hat ebenfalls keine Angst vor einer möglichen Ansteckung. Sie macht eine Ausbildung bei einer Frankfurter Kindertagesstätte. Dort sei die Gefahr sicher größer, sagt sie und schmunzelt. Direkt danach müssen die Blutspender zur Anmeldung. Dort sitzt Beate Tietze hinter einer Plexiglasscheibe. „Das ist in Ordnung“, versichert sie. Die Plexiglasscheibe und der Abstand – das sollte ausreichen. 
Am Ende zählte Harbich bei 70 erschienen Spendern 64 Blutkonserven und sechs medizinische Ausfälle. Insgesamt sechs Erstspender waren zu dem Termin gekommen. Jede einzelne Blutkonserve sei derzeit besonders wichtig, erläutert Harbich, denn durch die Corona-Pandemie hätten die Krankenhäuser mit Engpässen zu kämpfen. 
Der nächste Blutspendetermin des Ortsvereins findet am zweiten Weihnachtsfeiertag, 26. Dezember, in Raunheim statt. Dieses Mal aber nicht, wie sonst üblich bei diesem Weihnachtstermin, in einem Hotel, sondern in der Heinrich-Press-Halle. Das Hotel habe aufgrund der Corona-Situation nicht zusichern können, ob es öffnen werde, so Harbich. Von Rüdiger Koslowski

 

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