Topfit in der ersten Schulstunde

Eine Woche ohne Elterntaxi forderte die Aktion „Zu Fuß zur Schule“ an der KTS

ZU FUSS ZUR SCHULE: Zum Abschluss der Aktionswoche kamen alle Klassen der Karl-Treutel-Schule auf dem Pausenhof zusammen. (Foto: Scherer)

Kelsterbach. „Mami, lass das Auto stehn, damit fahrn wir später. Ich hab Lust, zu Fuß zu gehn, die paar hundert Meter.“ Aus vollen Kehlen schmetterten die Kinder der Karl-Treutel-Schule das Lied von Rolf Zuckowski. Mit einer kleinen Ehrung samt Gesangseinlage auf dem Pausenhof der Grundschule endete am Freitag die Aktion „Zu Fuß zur Schule“. Während der Aktionswoche sollten die Kinder zu Fuß oder mit dem Rad oder Roller zur Schule kommen statt mit dem „Elterntaxi“.

In vielen Kommunen bietet sich jeden Tag das gleiche Bild: Unzählige Autos, die vor Grundschulen die Kinder kurz vor Unterrichtsbeginn absetzen und am Mittag wieder abholen. Neben dem Verkehrschaos, das andere Kinder gefährdet, hat dieses Verhalten auch Folgen für die chauffierten Mädchen und Jungen. „Wir merken schon, dass die Kinder, die eine Minute vor acht Uhr mit dem Auto vor der Schule abgesetzt werden, oft verschlafener sind“, berichtete Lehrerin Dorothee Groß, die die Aktionswoche mitorganisiert hatte. Kinder, die stattdessen zu Fuß oder mit dem Rad zur Schule kämen, seien dagegen in der ersten Unterrichtsstunde deutlich ausgeschlafener.
Seit über zehn Jahren beteiligt sich die Grundschule an der Aktion „Zu Fuß zur Schule“, die bundesweit vom Verkehrsclub Deutschland und dem Kinderhilfswerk durchgeführt wird. Ziel ist, den Kindern Spaß an der Bewegung zu vermitteln. Auch an der Karl-Treutel-Schule gebe es viele Mädchen und Jungen, die sich zu wenig bewegten, meinte Groß. Außerdem: Wer zu Fuß, mit dem Roller oder Rad zur Schule kommt statt mit dem Auto, tut auch etwas für den Klimaschutz. 
Seit vielen Jahren kämpft die Grundschule gegen das Problem mit den Elterntaxis an und thematisiert das auch immer wieder auf Elternabenden und in Rundschreiben. Leider nehme das Problem aber von Jahr zu Jahr zu, bedauerte Groß. Dabei hielten die Eltern mit den Autos teils direkt vor der Einfahrt und gefährdeten so andere Kinder. Deswegen werden in die Aktionswoche auch Eltern eingebunden: Einige schnippelten Obst, das es für die Kinder dann morgens zur Belohnung gab, andere stempelten die Aktions-Pässe der Schüler ab, in denen festgehalten wurde, wie die Kleinen zur Schule gekommen waren. 
Auch Busse sind eine gute Methode, um den Schulweg zu absolvieren. Viele Schüler, die weiter weg wohnen, etwa in der Rüsselsheimer oder Aussiger Straße, nutzen die öffentlichen Verkehrsmittel und legen dann das letzte Stück vor der Schule zu Fuß zurück, sagte Groß. Manche treffen sich auch mit anderen und gehen dann gemeinsam zur Schule. 
„Den Kindern macht die Aktion immer viel Spaß“, betonte die Lehrerin. Den Schulweg zu Fuß zurückzulegen, habe viele Vorteile. So werde morgens schon das erste Gesprächsbedürfnis mit den Klassenkameraden gedeckt, auch stärke es das Selbstbewusstsein gerade der Erstklässler, wenn sie den Weg alleine schaffen. 
Sie habe es nicht so weit und gehe jeden Tag zu Fuß zur Schule, sagte die Schülerin Marlene. „Das ist viel schöner! Man sieht unterwegs Tiere und es macht mehr Spaß, mit Freunden unterwegs zu sein“, so die Zehnjährige. Ihre Freundin Bibi hat es etwas weiter und nutzt jeden Tag das Fahrrad. Das finde sie auch besser als das Auto, bekräftigte die Neunjährige.
Wie oft die Schüler zu Fuß, mit dem Bus oder dem Auto zum Unterricht gekommen waren, zählten die Klassen an einem Papierbaum. Der bekam für jede Fahrt mit dem Auto ein rotes Blatt und für Fahrten mit dem Bus ein gelbes Blatt aufgemalt. Für die Fußgänger und Radfahrer erhielt der Baum jeweils ein grünes Blatt. Nur vereinzelt waren am Ende der Aktionswoche rote Blätter an den Klassenbäumen zu sehen, es überwog die Farbe Grün. Zur Erinnerung an die erfolgreiche Aktion bekam jede Klasse neben der Urkunde noch Bleistifte mit der Aufschrift „Ich gehe gern zu Fuß zur Schule“. (nad)

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