Tafel sucht weitere Helfer

Bis zu 70 Kunden jede Woche

ENGAGIEREN sich bei der Tafel: Petra Cezanne (links) und Brigitte Henninger. (Foto: Koslowski)

Kelsterbach (rko). Vor der Tür am Haus Weingarten bildet sich eine Schlange. Die Leute warten, bis die Ausgabestelle der Tafel öffnet und sie durch den kleinen Markt gehen dürfen, vorbei an Obst und Gemüse, an Getränken, an Haushaltsprodukten, darunter Putzmittel. Eben alles Lebensmittel und Dinge, die im Haushalt gebraucht werden, für die aber das Geld fehlt.

Vor den Regalen und Tischen treffen die Helferinnen die letzten Vorbereitungen. Heute packt eine bekannte Frau mit ihnen an. Die SPD-Landtagsabgeordnete Kerstin Geis ist auf ihrer Sommertour unterwegs durch ihren Wahlkreis. Die Tafel unterstützte sie bereits drei Mal. Auch den Helfern der Tafeln in Ginsheim-Gustavsburg und Rüsselsheim griff sie bereits unter die Arme. Ihre Tour steht unter dem Titel „Gesunde Ernährung“. Wer sich mit diesem Thema beschäftige, komme schnell zur Nahrungsmittelproduktion im Kreis, aber auch zur Überproduktion und stoße schließlich auf die Tafel, meint Geis. 

Mit Respekt um die bedürftigen Menschen kümmern

„Die Tafel leistet eine wichtige Arbeit“, unterstreicht die Landtagsabgeordnete. Es stimme jedoch nachdenklich, dass in einem reichen Land wie Deutschland überhaupt solche Einrichtungen Unterstützung für bedürftige Menschen anbieten müssten. Kerstin Geis bedient eine junge Frau, bietet ihr unter anderem Getränke an. Sie macht das durchaus geübt. „Wir müssen froh sein, dass wir die Tafel haben“, sagt Geis. Es gebe ausreichend Kunden, die aus unterschiedlichen Gründen an der Armutsgrenze leben. Geis hebt das Team heraus, das sich mit Respekt um die bedürftigen Menschen kümmert. Dies sei eine sehr ehrenwerte Arbeit und die Kunden stünden im Mittelpunkt.
Zwischen 65 bis 70 Kunden hat der Kelsterbach Ableger der Rüsselsheimer Tafel, der 2015 eröffnet wurde. Jeden Freitagmittag können die Menschen, die einen entsprechenden Berechtigungsschein haben, hier Lebensmittel in kleinen Mengen abholen. Es waren anfangs mal 100 Menschen. Einige hätten wohl wieder eine Arbeit bekommen, andere vielleicht ihren Bezugsausweis nicht verlängert, vermutet Stadträtin Ursula Will, die sich um die Tafel kümmert. Anderen sei der Besuch der Tafel eventuell peinlich. Unter den Kunden seien übrigens auch Flüchtlinge. 

Auch Flüchtlinge helfen mit

Vier bis sechs Flüchtlinge befinden sich allerdings auch unter dem Pool der Helfer. Die Gesamtzahl der ehrenamtlichen Helfer ist in Kelsterbach erstaunlich hoch. 50 Frauen und Männer unterstützen die Tafel. Jeden Freitag werden zehn Personen zum Einräumen, weitere zehn Menschen an der Ausgabe und vier Fahrer benötigt, die die Waren bei den Märkten abholen. Dennoch würde sich Will über weitere Helfer freuen, besonders Fahrer würden noch benötigt. Und sie bittet um Spenden. Auch Privatleute dürfen der Tafel Waren überlassen. Besonders Haushaltsprodukte wie Hygieneartikel seien gefragt. Die Tafel wurde unter der Federführung des Ersten Stadtrats Kurt Linnert ins Leben gerufen. Damals gab es in Kelsterbach rund 130 Bedürftige, die sich bei der Rüsselsheimer Tafel mit Lebensmitteln und anderen Produkten versorgten. Sie mussten sogar mit Bahn und Bus bis in den Stadtteil Königstädten fahren. Deshalb kam der Gedanke auf, in Kelsterbach eine Außenstellung zu eröffnen. Fündig wurde man in den Räumen des Pflege- und Altenheims Haus Weingarten. Brigitte Henninger ist seit drei Jahren im Helferteam. „Mir macht die Arbeit Spaß“, sagt sie. Manchmal komme sie auch mit den Menschen ins Gespräch, dann seien häufig die Kinder das Thema. Petra Cezanne ist bereits von Anfang an im Team. Sie helfe gerne, sagt sie. Sie gebe viel und bekomme von den meisten auch viel zurück. „Das tut gut im Herzen“, drückt sie ihre Emotionen aus. Manche Bedürftige seien allerdings auch sehr fordernd. Diese müsse man dann etwas führen und lenken.

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