Tafel in Kelsterbach bezieht neue Räume

Ausgabestelle nun in der Pfarrgasse / Mehr Platz für Helfer und Kunden

Neuer Standort: Die Ausgabestelle der Tafel ist in eine Ladenzeile in der Pfarrgasse 2 gezogen. Die Räume sollen außerhalb des Ausgabetags auch anderen Vereinen zur Verfügung gestellt werden. (Foto: Erlenbach)

Kelsterbach (tami). Knapp fünf Monate war die seit September 2015 im Haus Weingarten untergebrachte Tafel wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Am Freitag vergangener Woche hat sie in der Pfarrgasse 2 nahe der evangelischen Kirche ein neues Domizil bezogen. Zur offiziellen Eröffnung der Ausgabestelle waren etwa 35 Besucher gekommen. 

Ursula Will, die der Kelsterbacher Ausgabestelle – ein Ableger der Rüsselsheimer Tafel – vorsteht, erinnerte an die Schließung am 13. März dieses Jahres wegen der Corona-Pandemie. Denn die Tafel hatte ihre Räume in einem knapp 30 Quadratmeter großen Nebenraum im Haus Weingarten.
Weil die in dem Alten- und Pflegeheim wohnenden Senioren, aber auch viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer der Tafel zur Risikogruppe zählen und das Risiko einer Ansteckung mit dem Virus schon wegen mangelnder Sicherheitsabstände doch recht hoch erschien, war die Schließung unausweichlich. „Wir waren jedoch schon drei Jahre auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten, weil die im Haus Weingarten einfach zu klein waren“, erklärte Will.

„Diese Räume waren der einzige und zugleich beste Vorschlag für den Umzug der Tafel.“

Schließlich wurde Tafelhelferin Katja Ehrlich auf einen leer stehenden Ladenkomplex im Unterdorf aufmerksam, in dem zuvor ein Café, eine Massagepraxis und ein Reparaturdienst für Computer untergebracht waren. Will setzte sich mit dem Eigentümer des Gebäudes in Verbindung. Im Juni wurden die verwaisten Räume zusammen mit Vertretern der Stadt besichtigt und für geeignet empfunden, die neue Tafel dort unterzubringen.
Die Stadt mietete die Räume sofort an und überlässt sie der Tafel nun an einem Tag in der Woche kostenfrei. Allerdings arbeite die Stadt derzeit ein weiteres Nutzungskonzept aus, erklärte Will, denn die Räume sollen an den restlichen sechs Tagen in der Woche auch von anderen sozial engagierten Vereinen und Institutionen benutzt werden. „Diese Räume waren der einzige und zugleich beste Vorschlag für den Umzug der Tafel.“
So kam es, dass ein Helferteam die Räume über einen Zeitraum von drei Wochen in Eigenleistung renovierte, bevor der eigentliche Umzug begann. Um die Sicherheitsabstände beim Betreten der neuen Räume zu gewährleisten, wurde die Hintertür als Eingang und die Eingangstür als Ausgang deklariert. Keine Frage, dass sich jeder Besucher vor dem Betreten der Ausgabestelle die Hände desinfizieren und sich auch in eine Gästeliste eintragen muss.

Betroffenen eine helfende Hand reichen

Bürgermeister Manfred Ockel (SPD) erinnerte bei der Eröffnung daran, dass immer weniger Menschen von ihren Einnahmen leben, geschweige sich ernähren können. In Deutschland gebe es derzeit rund 1000 Tafeln mit etwa 1,8 Millionen Kunden. Die Dunkelziffer sei weitaus höher, so der Bürgermeister. Die Tafeln würden seit mehr als 70 Jahren von ehrenamtlichen Helfern betraut, in Kelsterbach seien etwa 55 Helfer aktiv.
Nach der Schließung der Tafel im Haus Weingarten wurden rund 60 Hausgemeinschaften über einen mobilen Dienst, den der Caritasverband zusammen mit einem hiesigen Caterer organisiert hatte, regelmäßig mit gespendeten Lebensmitteln versorgt (wir haben berichtet). Pfarrer Michael Eich von der katholischen Pfarrei Heilige Familie in Rüsselsheim, die als Träger der Kelsterbacher Tafel fungiert, erinnerte an die Gründung der Rüsselsheimer Tafel im Jahr 2004. Eich dankte für das umfassende Engagement und prognostizierte, dass die Anzahl der Hilfsbedürftigen in den kommenden Jahren wohl rasant steigen werde. Aus christlicher und menschlicher Sicht sei es deshalb erforderlich, Betroffenen die helfende Hand zu reichen, betonte der Pfarrer. Er sprach zur Einweihung des neuen Tafel-Domizils ein Gebet, auch das Vater Unser, und segnete es mit Weihwasser. Ralf Zimmermann von der Rüsselsheimer Pfarrei dankte der Stadt für ihr Engagement und auch allen Tafel-Helfern. „Wir haben hier ein tolles Team.“ „Alles auf Erden hat seine Zeit – auch ein Neuanfang“, sagte Yvonne Koslik, Leiterin des Hauses Weingarten. Die Bewohnerinnen und Bewohner hätten das bunte Treiben rund um die dort untergebracht gewesene Tafel stets mit großem Interesse verfolgt. 
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