Tafel-Ausgabestelle in Kelsterbach wegen Corona zu

Caritas, Stadt und Caterer GIC helfen Bedürftigen

EINEN MOBILEN BRINGDIENST für die Kunden der Tafel haben Axel Hechler, Leiter der Caritas Kreis Groß-Gerau, Heiko Krey, Fachbereichsleiter Soziales, Familie und Integration, Heike Krines vom Caritas-Mehrgenerationenhaus und GIC-Geschäftsführer Göksel Yildirim (von links) auf die Beine gestellt. (Foto: Postl)

Kelsterbach (pos). Mitte März musste die Ausgabestelle der Tafel wegen der Corona-Pandemie schließen. Wann sie wieder öffnen kann, ist unklar, denn der Ableger der Tafel Rüsselsheim ist im Alten- und Pflegeheim Haus Weingarten untergebracht. Dort gibt es, um die Senioren vor einer Ansteckung zu schützen, ein strenges Besuchsverbot, zudem gehören viele der engagierten Tafel-Helfer selbst zur Risikogruppe.

Für die Menschen, die auf Lebensmittel der Tafel angewiesen sind, ist das eine bedrohliche Situation. Doch nun hat der Caritasverband zusammen mit der Stadtverwaltung und dem Caterer GIC Catering International GmbH eine Lösung gefunden, um weiter Lebensmittel an die Kunden der Tafel zu verteilen. „Wir haben von anderen Kommunen gehört, dass man dort einen Bringdienst eingerichtet hat. Das wollten wir in Kelsterbach auch“, sagte Heike Krines, Koordinatorin des Mehrgenerationenhauses im Caritaszentrum Kelsterbach. Über Bürgermeister Manfred Ockel fand sich schnell ein Unternehmen, das die Lebensmittel in den Märkten abholen und diese auch ordnungsgemäß lagern kann. „Herr Ockel hat mich angesprochen, und da wir derzeit viele freie Kapazitäten haben, war es kein Problem – wir haben sofort unsere Unterstützung angeboten“, berichtete Talat Yildirim, Senior-Chef der GIC Catering International GmbH, einem Familienbetrieb mit Sitz im Langen Kornweg.

Hilfe für die, denen es noch schlechter geht

„Ich bin seit 1985 am Frankfurter Flughafen tätig, habe mich dort hochgearbeitet und schließlich mit einem Catering-Unternehmen selbstständig gemacht“, erzählte der Firmengründer. Mittlerweile ist auch sein Sohn Göksel als Geschäftsführer im Familienunternehmen tätig. „Ich bin aktives Mitglied beim THW in Hofheim, kenne sowohl das ehrenamtliche Engagement und habe dadurch auch das Wissen um die Organisation und Bewältigung von Problemsituationen“, erklärte Göksel Yildirim. „Wir haben einen Ausfall von 95 Prozent unserer normalen Aufträge, wollen aber dennoch jenen Mitmenschen helfen, denen es noch schlechter geht“, sagte Göksel Yildirim mit Blick auf die Unterstützung für die Tafel in Kelsterbach. Auch die Cateringfirma, die sonst Menüs für 30 Flüge pro Tag ausliefert, musste ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken. In den GIC-Lagerräumen, die EU-zertifiziert sind und somit alle Gesundheitsstandards erfüllen, werden die Lebensmittel zunächst gesammelt und gelagert. Die Mitarbeiter der Firma begutachten und sortieren die Waren. „Wir entfernen auch welke oder unschön gewordene Blätter vom Gemüse und sortieren schlechtes Obst aus“, beschrieb Göksel Yildirim die Arbeiten. Er war überrascht, welche Mengen bei den Märkten aussortiert werden. „Das landet normalerweise alles in den Containern – unglaublich“, so Yildirim.

Wichtig ist auch, den Kontakt zu den Menschen zu halten

Die Verteilung der Lebensmittelpäckchen verläuft gemäß der Datenschutzbestimmungen anonym. Die Stadt als Kooperationspartner der Caritas kennt die Adressen der Bedürftigen, die Caritas melden den Bedarf dann an GIC Catering International. „Wir erhalten eine Nummer und die Anzahl, wie viele Personen bedacht werden sollen, danach stellen unsere Mitarbeiter die Taschen zusammen“, erklärte Göksel Yildirim das anonymisierte Verfahren. 
Die Caritas stellt zwei Fahrzeuge für den Bringdienst zur Verfügung, mit denen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch einige ehrenamtliche Helfer die Lebensmittel ausfahren. „In unserem Kreis von Ehrenamtlichen haben wir auch freiwillige Helfer aus verschiedenen Einrichtungen, wie aus den derzeit geschlossenen Kindertagesstätten“, sagte Axel Hechler, Bereichsleiter der Caritas im Kreis Groß-Gerau.
Die Zustellung der Lebensmittel nach Hause ist für Hechler nicht nur die Versorgung mit Lebensmitteln, sondern auch die Möglichkeit, den wichtigen persönlichen Kontakt zu halten und Beratung anzubieten – auf Abstand natürlich. „Wir haben viele Personen, die bereits mit den Bedürftigen vertraut sind, und können so eine Tür öffnen, die uns sonst verschlossen bliebe“, verwies Hechler auf einen wichtigen Nebeneffekt.
Derzeit werden in Kelsterbach wöchentlich 70 Pakete zusammengestellt, dahinter stehen 114 Erwachsene und 113 Kinder, sagte Heike Krines. Ausgeliefert wird mittwochs oder freitags. Kelsterbacher, die einen Tafelausweis haben und noch nicht für den Bringdienst registriert sind, können sich montags und mittwochs von 9 bis 12 Uhr unter der Telefonnummer 069/20 00 04 42 oder per E-Mail an caritas-kelsterbach[at]cv-offenbach[dot]de anmelden. 

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