Stadtmuseum zeigt Titelseiten des Freitags-Anzeiger

Eine Zeitreise durch Kelsterbach – Viel Material zum Blättern

WIE WAR DAS EIGENTLICH DAMALS? Titelseiten des Freitags-Anzeiger aus den letzten 50 Jahren sind im Stadtmuseum Kelsterbach zu sehen. Thomas Möller (links) und Erhard Neumann warfen bei der Ausstellungseröffnung einen Blick auf vergangene aber auch aktuelle Geschehnisse. (Foto: Koslowski)

Kelsterbach (rko). Es mutet fast ein wenig anachronistisch an, ist aber immer noch ein herrliches Gefühl, beim Frühstück eine gedruckte Zeitung in der Hand zu halten – auch wenn viele Menschen inzwischen mit dem Finger über Bildschirme wischen. Die Tageszeitung oder Wochenzeitung im Printformat zu lesen, hat durchaus noch Fans. 

Im Computer-, Tablet- und Smartphone-Zeitalter hat eine Ausstellung über die Titel- und Themensammlung einer Zeitung schon fast nostalgischen Charakter. Aber noch ist sie nicht totzukriegen, die Zeitung. Auch nicht der Freitags-Anzeiger, der mit der Ausstellung „Ein halbes Jahrhundert Kelsterbach im Freitags-Anzeiger“ im Stadtmuseum eine Zeitreise durch die Kelsterbacher und auch seine eigene Geschichte unternimmt.  „4 Trinkwasserbrunnen mit Kerosin verseucht“, heißt es am 28. August 1981 im Titel. Der Einzelpreis betrug 90 Pfennig. Für 20 Pfennig weniger war der Freitags-Anzeiger vier Jahre zuvor zu haben. Am 3. Juni machte das Blatt mit „Baugé will Partnerstadt von Kelsterbach werden“ auf. Und so kann sich der Betrachter ein Bild von vielen anderen Titelseiten und von verschiedenen Themen machen. 

Am 31. Dezember 1948 erschien die Zeitung erstmals in der Untermainstadt

Erstmals erschien das Blatt aber gar nicht in Kelsterbach und auch nicht unter dem Namen Freitags-Anzeiger. Die Nummer eins kam als Vorläufer des Blattes am Freitag, 18. Mai 1928, als Mörfelder Vereins- und Geschäfts-Nachrichten heraus. „Die M.V. u. G. kommt jeden Freitag kostenlos in jed. Haus“, war unter dem Namen der Zeitung zu lesen. Am 15. August 1930 erschien der erste Freitags-Anzeiger für die Gemeinde Walldorf bei Frankfurt und Umgebung. Am 19. Februar 1937 konnte der Leser erstmals den Freitags-Anzeiger für die Gemeinden Walldorf und Mörfelden in den Händen halten. Bis auch die Kelsterbacher mit dem Blatt angesprochen wurden, dauerte es noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg. Am 31. Dezember 1948 erschien die Zeitung erstmals in der Untermainstadt. 
Das Gesicht des Blattes war viele Jahre Werner Nies, seit 1983 Redakteur, seit 1997 mit Dr. Hans-Peter Bach Geschäftsführer und seit 2002 Verleger. Der 68-Jährige schied im Dezember 2019 aus Altersgründen aus, der Freitags-Anzeiger selbst war 2018 vom Offenbacher Pressehaus Bintz-Verlag gekauft worden. Nies hatte die Titelseiten für die Ausstellung zusammengesucht und berichtete bei der Vernissage über die Geschichte der Zeitung. Aufhänger war eigentlich eine Titelseitenausstellung im Bistro Blitz in Walldorf, die zeigen sollte, wie sich die Zeitung verändert hatte. Da bot es sich an, eine ähnliche Schau für Kelsterbach zu organisieren. Hartmut Blaum, der Vorsitzende des Volksbildungswerks, sei auf ihn zugekommen und habe sich interessiert an einer Ausstellung in Kelsterbach gezeigt.

Über wichtige Ereignisse berichtet

„Ich habe alles in den eigenen Zeitungsbänden durchgeschaut, ich kam nicht mehr weg“, berichtete der Journalist von seiner fesselnden Recherche. Viele Erinnerungen seien ihm beim Sichten der mit schwarzen Lettern bedruckten Papiere gekommen. „Da bleibt man auch mal hängen“, sagte Nies schmunzelnd. An zehn Stellwänden und in Zeitungshaltern ist das zu bestaunen, was die Redakteure und Mitarbeiter über die Jahrzehnte geschaffen haben. Vom Abriss der Villa Goltz über die Einweihung des Pflege- und Altenwohnheims Haus Weingarten, den Bau des Feuerwehrhauses, bis hin zur Schließung der Glanzstofffabrik oder dem Beschluss zum Bau der Landebahn Nordwest – die Zeitung berichtete. Von 2000 bis 2008 übrigens auch aus Raunheim. Großen Dank richtete Nies an die Stadt Kelsterbach. Zu Zeiten von Bürgermeister Erhard Engisch habe die Stadt begonnen, das Blatt zu unterstützen, sonst hätte es wohl in Kelsterbach schließen müssen. 
Blaum kam nicht umhin, vor der Eröffnung an das schreckliche Attentat in Hanau zu erinnern. Es gebe aber auch positive Dinge, spannte er dennoch den Bogen. „Das ist für jeden ein Stück Zeitgeschichte in Kelsterbach“, beschrieb er die Ausstellung. 

Praktisch mit dem Freitags-Anzeiger aufgewachsen

Für Bürgermeister Manfred Ockel ist es eine beeindruckende Leistung, seit 72 Jahren aus Kelsterbach berichten zu können. Er freue sich jeden Donnerstag, wenn der Freitags-Anzeiger erscheine. Dann durfte geschmökert werden. Elfi Schmiedt ist praktisch mit dem Freitags-Anzeiger aufgewachsen. Schon die Großeltern und die Eltern hatten die Zeitung abonniert. „Ich habe den Freitags-Anzeiger schon immer gelesen“, erzählte sie lachend. Die Ausstellung sei sehr interessant, es bereite ihr Freude, hier ein bisschen die Zeitungen zu durchblättern und die Geschichte zu verfolgen. Sie hielt zufällig die Ausgabe vom 18. Oktober 1974 in der Hand, ihrem Hochzeitstag, denn am 18. Oktober 1969 hatte sie ihren Mann geheiratet. 
Thomas Möller wollte etwas über die Vergangenheit Kelsterbachs erfahren, da er vor 30 Jahren in die Stadt gezogen sei. Erhard Neumann kennt Werner Nies seit langer Zeit, weshalb der 81-Jährige auch die Ausstellung besuchte. „Wenn man das so alles sieht, erinnert man sich gerne zurück. Man sieht, wie sich alles verändert hat“, stellte er fest. Schon seine Eltern hätten die Zeitung gelesen, er mache das heute noch, so Neumann.

Die Ausstellung „Ein halbes Jahrhundert Kelsterbach im Freitags-Anzeiger“ kann bis Ende April – außer an Ostern – jeden Sonntag von 15 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung besucht werden.

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