Stadt entfernt herrenlose Fahrräder

„Die nehmen Platz weg“

ABTRANSPORT: Vom KKB wurden die Fahrräder am Bahnhof eingesammelt und sind nun ein halbes Jahr eingelagert. (Foto: Scherer)

Kelsterbach (nad). Seit mehreren Monaten schon blockieren zahlreiche Fahrräder die Abstellplätze am Bahnhof. Ende Dezember wurden die Räder ordnungsgemäß von Mitarbeitern des Kelsterbacher Kommunalbetriebs (KKB) und unter den Augen der Polizei sowie des städtischen Fahrradbeauftragten entfernt.

Besitzer wurden zum Abholen aufgefordert

Nur wenige Sekunden dauerte es, bis der Winkelschleifer das Fahrradschloss durchtrennt hat. Dann wurde der Drahtesel flott aus dem Fahrradständer am Bahnhof geholt und auf die große Ladefläche eines Transporters geladen. Doch keine Sorge, es handelte sich mitnichten um organisierten Mehrfachdiebstahl. Die Fahrräder wurden Ende Dezember ordnungsgemäß von Mitarbeitern des Kelsterbacher Kommunalbetriebs (KKB) und unter den Augen der Polizei sowie des städtischen Fahrradbeauftragten entfernt.
Es waren allesamt Räder, die seit mehreren Monaten die Fahrradständer am Bahnhof blockieren und daraufhin mit einem gut sichtbaren Aufkleber markiert wurden. Sieben Kalendertage hatten die Besitzer Zeit, ihr Gefährt abzuholen, was in vielen Fällen jedoch nicht geschah. Nun werden die teils defekten Räder eingelagert und nach einer Frist von einem halben Jahr je nach Zustand entweder verschrottet oder versteigert.

Der Platz wird gebraucht

Insgesamt 20 Fahrräder hatten die KKB-Mitarbeiter diesmal mitgenommen, die meisten von den Fahrradständern am Bahnhof. Jeweils ein Rad habe man vom Platz der Stadtmitte, aus den Ständern an der Integrierten Ganztagsschule (IGS) und aus dem Neubaugebiet entfernt – Letzteres von einem Laternenpfahl, berichtete René Wollmerstedt. „Das Abstellen von Gegenständen im öffentlichen Raum ist unzulässig“, erklärte der ehrenamtliche Fahrradbeauftragte. Dazu gehören eben auch Räder, die die öffentlichen Stellplätze dauerhaft blockieren. 
Denn gerade am Bahnhof sind die Fahrradständer gefragt. „Weil viele pendeln und der Platz gebraucht wird“, sagte Wollmerstedt. Deswegen entfernt die Stadt einmal im Jahr verwaiste Räder aus dem öffentlichen Raum. Oft meldeten auch Bürger dem Fahrradbeauftragten oder dem Ordnungsamt achtlos abgestellte Fahrräder.

"Es ist schon ein Trauerspiel"

Manchmal weist Wollmerstedt, der häufig im Stadtgebiet unterwegs ist, auch direkt die Radler auf ihr Fehlverhalten hin, wenn sie ihr Gefährt einfach irgendwo anschließen wollen. „Wenn ich sie anspreche, sind die Leute auch einsichtig.“ Ansonsten hat der Fahrradbeauftragte immer die Aufkleber dabei, die darauf hinweisen, dass Fahrräder nicht einfach in der Stadt abgestellt werden dürfen.
„Es ist schon ein Trauerspiel“, sagte Polizeioberkommissar Frank Müller, der die mittlerweile vierte „Räder-Entfernung“ überwachte. Man müsse jedes Jahr zahlreiche herrenlose Fahrräder wegbringen. „Die nehmen Platz weg und blockieren die Stellplätze.“ Müller schätzte, dass es oft die Zweiträder der Pendler sind, die stehengelassen werden. Ziehen die Leute dann weg oder wechseln den Beruf, würden die Räder einfach nicht mehr abgeholt. Vergesslichkeit spiele bei den zurückgelassenen Rädern eher weniger eine Rolle, glaubte Müller.

Sechs Monate in der Fundgarage eingelagert

Auch kann nicht ausgeschlossen werden, dass es sich bei einigen um gestohlene Fahrräder handele. Allerdings sei dies nur nachvollziehbar, wenn die Räder eine Rahmennummer hätten und ins System der Polizei eingetragen seien. Gerade viele ältere Fahrräder hätten diese Nummer nicht, somit könne man die Räder nicht den Besitzern zuordnen, erklärte Müller.
Die eingesammelten Fahrräder sind nun für ein halbes Jahr in der Fundgarage der Stadt eingelagert und können von den Besitzern dort abgeholt werden. Das passiert allerdings selten. „Beim letzten Mal kamen einige Bürger vorbei. Diesmal war noch niemand da“, berichtete Verena Harich, Leiterin des Bürgerbüros. Im Sommer dann werden die Räder, die noch gut erhalten sind, vom Bürgerbüro öffentlich versteigert. 

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