In den Sporthallen wird es eng

1468 Mitglieder: TuS ist auf Wachstumskurs und braucht Platz und Übungsleiter

SEIT 70 JAHREN sind sie treue TuS-Mitglieder (von links): Peter Schmidt, Doris Hardt, Willi Bausch, Waltraud Becker, Günter Grünewald, Adelheid Heppner, Werner Hardt, Liesel Theobald, Klaus Dürr und Herta Schäfer. (Foto: Scherer)

Kelsterbach (nad). Der Turn- und Sportverein (TuS) steht vor großen Herausforderungen. Das Wachstum der Stadt kommt bei dem Verein an, der aktuell einen regen Mitgliederzulauf verzeichnet. Das bringt auch Probleme mit sich: Es fehlen Übungsleiter und Kapazitäten in den Sporthallen.
Schwerer wiegt aber der Verlust des langjährigen Vorsitzenden Otmar Hardt, der am 11. März nach langer Krankheit verstarb. Mit der Wahl eines Nachfolgers will sich der Verein indes noch Zeit lassen.

„Lieber Otmar, jetzt hast du uns, deinen TuS, doch verlassen“, las Sportwartin Christine Gnida mit brüchiger Stimme vor. Mit bewegenden Worten verabschiedete sich der Vorstand bei der Jahreshauptversammlung im Hessensaal von seinem Vorsitzenden. Hardt wäre in diesem Jahr seit 70 Jahren Mitglied im TuS gewesen und wurde posthum für seine Vereinstreue geehrt.
Hinter dem Verein liege ein äußerst schwieriges Jahr. „Ein stetiges Hoffen und Bangen, verbunden mit der Sorge um unseren ersten Vorsitzenden“, berichtete Bernd Erik Wiegand. Dennoch seien der Wettkampfbetrieb sowie die sportlichen und gesellschaftlichen Veranstaltungen, darunter das Familienfest am Hinkelstein zum Vatertag, weitergelaufen – weil die Turngemeinde in schwierigen Zeiten zusammengehalten habe. „Und das ist bei aller Unfassbarkeit des Geschehenen ein gutes Zeichen“, so der zweite Vorsitzende. Wiegand dankte dafür den Vorstandskollegen, aber auch allen Trainern und Helfern, die den Betrieb ganz im Sinne von Otmar Hardt weitergeführt hätten.

Teilweise Aufnahmestopp bei den Turnern, Kindersport und Leichtathletik

Die Sportangebote des TuS sind auch weiterhin gefragt. So zählte der Verein zum Stichtag 1. Januar 1401 Mitglieder, 60 mehr als 2018. Davon sind 878 weiblich, 523 männlich. Von den insgesamt 864 erwachsenen Mitgliedern sind 570 unter 60 Jahre alt, 294 sind über 60 Jahre. Weiter zählt der TuS 537 Kinder und Jugendliche. Doch auch 2019 ist der TuS auf Wachstumskurs. Wie Wiegand berichtete, sind in den ersten drei Monaten noch einmal 60 Mitglieder dazugekommen, sodass der TuS aktuell 1468 Mitglieder zählt. Das stellt den Verein vor Herausforderungen, denn es fehlen Übungsleiter und der Platz in den Sporthallen wird knapp.
Wie Christine Gnida berichtete, gab es bei den Turnern, dem Kindersport und den Leichtathleten teilweise einen Aufnahmestopp, da in den Hallen kein vernünftiges Training mehr möglich war. Auch die Helfer und Übungsleiter stoßen berufsbedingt an ihre Grenzen. „Wir brauchen dringend Hilfe im Turnbereich und der Kinderleichtathletik“, beschrieb Gnida die Situation. Da Trainer wegfielen, musste unter anderem das Parkour-Training eingestellt werden.
Die TuS-Kurse werden laut Gnida gut angenommen, und auch sportlich kann der Verein auf ein erfolgreiches Jahr 2018 zurückblicken. Die Sportwartin hob den Gewinn der Gaumeisterschaften der Geräteturnerinnen hervor, da hier der letzte Erfolg schon länger zurückliege. Gnida wie auch Wiegand betonten, dass der TuS dieses Angebot ohne die engagierten Trainer sowie die kostenlose Nutzung der Sportstätten nicht stemmen könne. 

„Der Verein ist gesund und wir wirtschaften ordentlich“

Laut Jugendwartin Nicole Georgi hat sich auch 2018 die intensive Jugendarbeit bewährt. Einige junge aktive Sportler konnten als Betreuer ins Boot geholt werden. Sie unterstützten die Trainer und seien damit auch Vorbild für die Kinder. Kassierer Torsten Hardt bescheinigte dem TuS eine ausgeglichene Kasse. „Der Verein ist gesund und wir wirtschaften ordentlich“, lautete das Fazit. Auch Hardt sprach die fehlenden Hallenkapazitäten an und kritisierte, dass einige Fußballvereine Hallenzeiten blockierten, diese jedoch kaum nutzten, während andere dringend den Platz benötigten. Gnida bedauerte, dass auch nach zwei Jahren der Raum über der Bowlingbahn den Vereinen noch nicht als Gymnastikraum zur Verfügung stehe, obwohl dies von der Stadt versprochen worden sei. 
Bürgermeister Manfred Ockel begründete die Verzögerung damit, dass die Kosten für den Brandschutz wesentlich höher ausgefallen seien und der Stadt zum Jahresende die finanziellen Kapazitäten für eine Sanierung gefehlt haben. Für den Haushalt 2019 liege die mündliche Genehmigung bereits vor, einer baldigen Sanierung stehe somit nichts mehr im Weg. Ockel regte wegen der Hallenzeiten ein Gespräch mit dem Sport- und Kulturamt an. Man müsse auch mit den Vereinen reden, die Zeiten blockierten, diese aber nicht nutzten, so Ockel.
Turnusgemäß wurden einige Vorstandsposten neu gewählt. Die Versammlung sprach sich einstimmig für Bernd Wiegand als zweiten Vorsitzenden aus, auch Heike Große (Referentin) und Torsten Hardt (Kassierer) wurden ohne Gegenstimme bestätigt. Der Posten des Vorsitzenden ist noch vakant, die Wahl soll, wie in der Satzung vorgeschrieben, bald stattfinden. Wie Wiegand erklärte, wolle man vor den Sommerferien eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen und einen Nachfolger für Otmar Hardt wählen. 
Vorgestellt wurde bei der Versammlung Thorsten Fern, seit Juni TuS-Datenschutzbeauftragter. Seit Inkrafttreten der neuen Datenschutzgrundverordnung müssen größere Vereine einen Datenschutzbeauftragten bestimmten. Derzeit, so Fern, würden alle Dokumente, Satzungen und Formulare entsprechend dem Datenschutz überarbeitet. 

Langjährige Mitglieder geehrt

Im Rahmen der Versammlung ehrte der TuS-Vorstand langjährige Mitglieder. Für 25-jährige Vereinstreue wurden Jennifer Netsch, Maxi Engel, Ida Becker und Wolfgang Weinberg geehrt. Eine Auszeichnung für 40-jährige Mitgliedschaft erhielten Barbara Mittmann und Karin Georg. Gisela Stamm und Paula Baracetti wurden für 50 Jahre Mitgliedschaft ausgezeichnet, Brigitte Dürkes erhielt die Ehrenmitgliedschaft für 65-jährige Vereinstreue. Seit sage und schreibe 70 Jahren halten Peter Schmidt, Doris Hardt, Willi Bausch, Waltraud Becker, Günter Grünewald, Adelheid Heppner, Werner Hardt, Liesel Theobald, Klaus Dürr und Herta Schäfer dem TuS die Treue und wurden dafür vom Verein geehrt.

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