SPD spricht von Wahlbetrug

Ortsvereinsvorsitzender Manfred Ockel im Amt bestätigt – Engisch Ehrenmitglied

VERDIENTE GENOSSEN: Fritz Ehrlich, Stefan Weikl, Ursula Will und Karl Gesang treten ins zweite Glied, Eike Schütte wurde nachträglich für seine 25-jährige SPD-Mitgliedschaft geehrt (vorne, von links). In der hinteren Reihe die Gratulanten Jürgen Zeller, Kurt Linnert und Manfred Ockel (von links). (Foto: Heil)

Er könne jetzt ohne weiteres ein zweistündiges Referat halten über die aktuellen politischen Zustände in Kelsterbach, sagte Jürgen Zeller. Allerdings habe man sich vorher geeinigt, sich nicht zu lange bei dem leidigen Thema aufzuhalten. Es war dann aber in der Jahreshauptversammlung des SPD-Ortsvereins doch das alles beherrschende Motiv in den Reden – sowohl des Fraktions- als auch des Ortsvereinsvorsitzenden.

Vor der Wahl und nach der Wahl habe es nur eine Richtung gegeben, waren sich Jürgen Zeller und Manfred Ockel einig: Die absolute Mehrheit der SPD zu brechen, und Sozialdemokraten wo immer möglich aus der Verantwortung zu drängen.

Die Gespräche mit anderen Parteien nach der Wahl seien unergiebig gewesen, erinnerte sich Bürgermeister Manfred Ockel. „Das waren lose Gespräche, leeres Geplauder, sonst nichts.“ Da habe sich schon angedeutet, dass man bei den anderen Parteien jedes politische Denken skrupellos beiseite gestellt hatte, für Sachargumente nicht mehr erreichbar gewesen sei. „Für uns war das Wahlbetrug,“ sagte er bezogen auf das Ausbooten der SPD in der konstituierenden Sitzung.

Die SPD habe keine Klientelpolitik betrieben, wie ihr jetzt vorgeworfen werde, sondern immer auf die Balance geachtet und die Themen Bildung, Soziales und Vereine nach vorne gebracht. „Schaut Euch nur die IGS an“, forderte Ockel die über fünfzig Genossen im Saal der Mehrzweckhalle Nord auf. „Vor fünfzehn Jahren haben wir Eltern gesucht, die ihre Kinder dort hinschicken“, heute könne sich die Schulleiterin vor Bewerbern kaum retten.

Zu den Vorwürfen, Kelsterbach steuere aufs Schuldenmachen zu, weil die SPD nicht auf die Ausgaben geachtet habe, sagte Ockel: „Es ist alles Unsinn, diese Leute haben jahrzehntelang keine Verantwortung übernommen.“

Zeller fragte sich ebenfalls laut: „Ich möchte mal wissen, mit welchem Recht die hier jetzt das große Wort führen?“ Die Wahl habe ein sicherlich unerfreuliches Ergebnis gebracht, aber die SPD sei nach wie vor mit 46 Prozent stärkste Partei. „Wenn ich dann höre, dass die CDU den Wählerwillen umsetzen will, aber die Wähler der SPD lassen sie völlig außen vor, das kommt denen gar nicht in den Sinn. Das ist Ignoranz gegenüber den Wählern.“ Mehr noch, die Wähler der SPD würden beleidigt, wenn im Parlament von Verfilzung die Rede sei.

„Aber wir haben eine sehr gut aufgestellte Fraktion“, zeigte sich Zeller kämpferisch, „und wie lange dieses Fünferbündnis hält, das werden wir noch sehen.“

Nach kurzen Reden der Seniorenbeauftragten Margarete Sandner, von Jugendreferent Christoph Harth und Kassierer Eike Schütte, der mitteilte, dass der Wahlkampf so teuer wie nie gewesen sei, machten sich die Genossen an die Entlastung, die einstimmig erfolgte, und die Neuwahl des Vorstands. Zum Vorsitzenden wurde erneut Manfred Ockel gewählt, seine Stellvertreter bleiben Kurt Linnert und Jürgen Zeller, Geschäftsführer ist Lars Laun mit den Stellvertretern Arno-Rüdiger Peik und Heiko Gyr, als Kassierer wurde Eike Schütte wiedergewählt. Außerdem gehören dem Gremium Dieter Seifert, Hans-Peter Hamann, Johanna Klauss, Klaus Börner, Günter Schneider, Katja Ehrlich, Christoph Harth, Margarete Sandner, Yvonne Koslik, Gaby Christ und Wilfried Harth an.

Zu Delegierten für den Unterbezirk bestimmten die Mitglieder Gaby Christ, Erhard Engisch, Christoph Harth, Yvonne Koslik, Lars Laun, Kurt Linnert, Evangelia Ntasiopoulou, Manfred Ockel, Vanessa Storck und Bernd Erik Wiegand.

Während die Stimmzettel ausgefüllt wurden, dankte Ockel den Mitgliedern, die sich aus Vorstand oder Fraktion zurückgezogen haben. Aus der Fraktion sind zum Ende der alten Legislaturperiode Ilse Riederer (seit 1993), Karl Gesang (seit 1997) und Fritz Ehrlich (seit 1996) ausgeschieden. Nicht mehr für den Vorstand kandidierten am Donnerstag Ursula Will nach 18 Jahren und Stefan Weikl nach 22 Jahren.

Altbürgermeister Erhard Engisch, der nach 36 Jahren aus dem Vorstand ausscheidet, bekam an diesem Abend die Ehrenmitgliedschaft angetragen. Der abwesende Engisch hatte bereits vor der Sitzung signalisiert, dass er diese Ehre gerne annehmen wolle. Außerdem wurde Engisch gemeinsam mit Ockel von den Genossen in den Unterbezirksbeirat geschickt. (ohl)

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