Schmuckstück am Kelsterbacher Mainuferradweg

Abschnitt am HGB-Hafen freigegeben – Kosten liegen bei knapp zwei Millionen Euro

DEUTLICH FLACHER verläuft der neue und breitere Mainradweg um den Kerosinhafen. Ab dem heutigen Donnerstag, 9. April, ist der Weg für Radfahrer und Fußgänger offiziell freigegeben. (Foto: Postl)

Kelsterbach (pos). Lange mussten sich Fahrradfahrer und Spaziergänger gedulden und Umwege über die Rüsselsheimer Straße machen, wenn sie den Mainuferweg nutzen wollten. Denn aus den geplanten fünf Monaten Bauzeit wurden schließlich 15 Monate. Doch nun ist es soweit: Seit Donnerstag, 9. April, ist der Abschnitt rund um den HBG-Hafen offiziell freigegeben.

Und der einst schwer zu befahrene Bereich mit seinen engen und steilen Auf- und Abfahrten sowie der kaum sichtbaren ehemaligen Bastion kann durchaus als „Schmuckstück-Abschnitt“ auf dem Mainradweg bezeichnet werden. Geplant war, die knapp 370 Meter lange und für Spaziergänger und Radfahrer nicht ganz ungefährliche Passage rund um den Kerosinhafen innerhalb weniger Monate umzugestalten. Dabei sollte nicht nur der Weg von teils 1,50 auf 2,50 Meter verbreitert, sondern auch die Steigungen abgeflacht werden. Da die örtlichen Gegebenheiten keine Verbreiterung gen Ölhafen zuließen, blieb nur eine Verbreiterung des Weges in den Hang hinein.

Verzögerung wegen Kampfmittelsondierung 

Für die Absicherung und Stabilisierung des Hangs sorgen neben einer knapp 3,5 Meter hohen Gabionenwand zusätzlich im Erdreich fixierte Bodenanker von acht Metern Länge. Diese sollten – da waren die Bauarbeiten schon im Gange – nach Probebohrungen eingesetzt werden. Doch dann kam für die Planer und die ausführende Baufirma August Fichter aus Raunheim ein Schreiben des Regierungspräsidiums Darmstadt dazwischen, das eine gründliche Kampfmittelsondierung des Bodens verlangte. „Jetzt standen wir erst einmal da und mussten eine auf diese Arbeit spezialisierte Firma finden“, beschrieb damals die Landschaftsarchitektin Christina Hellhund das Problem. Die Bauarbeiten mussten eingestellt werden. Nachdem die Bodensondierung abgeschlossen war, wurden 163 Löcher für die Bodenanker gebohrt und diese eingebracht. Doch damit nicht genug. Anschließend wurde der Hang mit Stahlgittermatten bewehrt und mit Spritzbeton verkleidet. „Das war auch für uns eine interessante Vorgehensweise“, betätigte Vorarbeiter Rosario Ligori. Von der Spitzbetonverkleidung ist jedoch nichts mehr zu sehen, da die Gabionenwand davorgesetzt wurde. 

Einstige Bastion ist nun eine Aussichtsplattform

Der neue Abschnitt des Mainradwegs verläuft oberhalb des bestehenden Weges direkt über die sogenannte Bastion, wo bis in die 1930er Jahre ein Schleusenwärterhäuschen befand. Die einstige Bastion ist nun eine Plattform, die zum Verweilen einlädt mit Blick auf die andere Mainseite. „Das Mauerwerk war marode, die Treppe noch viel mehr“, beschrieb Ligori die vorgefundene Situation. In mühevoller Arbeit wurde das Mauerwerk saniert, die Treppe komplett in Betonbauweise erneuert. „Eine Reparatur wäre reines Flickwerk gewesen, so haben wir eine klare Kante zwischen alt und neu“, sagte Bürgermeister Manfred Ockel bei der Besichtigung des fast fertigen Bauprojekts. Auch sei die Treppe sicher und in Zukunft stabil. Der Bürgermeister lobte die Arbeit der bauausführenden Firma. „Wie man sieht, hat man hier beste handwerkliche Arbeit geleistet“, sagte Ockel auch mit Blick auf die Handverkleidung unterhalb der Bastion. Der flachere Bereich des Hangs wurde teils als Grünfläche gestaltet und zum Teil mit Sandsteinen gestaltet. „Wir haben lange gesucht, bis wir passende gefunden haben, aber es hat sich gelohnt“, ist auch Polier Ligori mit der Arbeit seines Teams zufrieden. Davon können sich ab sofort auch Radfahrer und Fußgänger überzeugen.

Projekt wird teils über Fördermittel finanziert

Noch ganz fertig ist das Bauvorhaben noch nicht. So fehlen noch die im Zickzack verlaufende Steg- und Stufenanlage aus Stahl ins rund 15 Meter höher liegende Wohngebiet Mainhöhe sowie die Installation der LED-Beleuchtung. Doch die Arbeiten können auch ohne eine Sperrung des Mainradwegs ausgeführt werden. „Vielleicht hat sich die Corona-Problematik ja bis dahin entsprechend beruhigt und wir können eine schöne Eröffnungsparty nachholen“, zeigte sich Bürgermeister Ockel optimistisch, der nach einer ersten Probefahrt mit dem Fahrrad von dem Weg überzeugt war. „Das ist wirklich ein wahres Schmuckstück geworden.“ Derzeit liegen die von Kristina Krell (Projektabrechnung) erfassten Kosten „nahe der Zweimillionengrenze“. Etwa 60 Prozent der Baukosten können über Fördertöpfe von Land und Bund finanziert werden, darunter das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz sowie das Förderprogramm Soziale Stadt. Weiter steuern die Städte Rüsselsheim und Raunheim im Zuge der interkommunalen Zusammenarbeit je 150 000 Euro bei, da Kelsterbach sich an den Kosten für die Ölhafenbrücke bei Raunheim und den Opelsteg in Rüsselsheim beteiligt hatte.

Noch keine Bewertungen vorhanden

HerunterladenQR Code URL: https://www.freitags-anzeiger.de/36802


X