Schandflecke der Untermainstadt

Unorte-Fotoausstellung in der Bibliothek

UNORTE IN KELSTERBACH: Die Ausstellung stieß bereits beim Andreasgelage auf reges Interesse, nun sind die Fotos ab kommendem Mittwoch in der Stadt- und Schulbibliothek zu sehen. (Foto: Postl)

Kelsterbach (pos). Das mit Graffiti besprühte Pumpenhaus im Kelstergrund, der „bundesliga-untaugliche“ Bolzplatz im Schnaakenloch und die abgestorbenen Bäume im Mönchwald, die wie Totempfähle aussehen – das sind für Kelsterbacher richtige Unorte.

Großes Interesse bei den Kelsterbachern

Zumindest für die Hobbyfotografen, die ihren Teil zur Fotoausstellung „Kelsterbacher Unorte“ beigesteuert und die genannten Orte geknipst haben. Diese und noch viele Fotos mehr sind nun ab dem kommenden Mittwoch, 16. Januar in der Stadt- und Schulbibliothek zu sehen.
Anlass für die Ausstellung war das Andreasgelage Ende November, bei dem der Frankfurter Autor Christian Setzepfandt als Festredner zu Gast war. Der Stadtführer, bekannt durch sein Buch „101 Unorte in Frankfurt“, hatte über besondere Unorte in Frankfurt und der Umgebung gesprochen.
Passend dazu hatte das Volksbildungswerk im Vorfeld die Bürger dazu aufgerufen, solche Orte im Stadtgebiet aufzustöbern und zu fotografieren. Die Ergebnisse wurden dann für einen Abend beim Andreasgelage im Fritz-Treutel-Haus gezeigt. Da die Ausstellung auf großes Interesse gestoßen war, soll es nun eine längere Präsentation der Fotos in der Bibliothek geben.

Selbst das Ehrendenkmal am Mainufer ist dabei

Obwohl als Unorte ganz spezielle und eben nicht immer schändliche Örtlichkeiten bezeichnet werden, stellten die Kelsterbacher in ihren Fotos jene Plätze heraus, die in ihren Augen mehr ein Schandfleck sind. Als „un-möglichen“ Ort empfand ein Kelsterbacher die Situation, als ein zum Greifen nahes Flugzeug im Landeanflug über die Mönchhofkapelle donnerte.
Aber auch ein scheinbar vergessener Weihnachtsbaum im Rathaus-Foyer, dessen Nadeln bereits alle am Boden liegen, gehört zu den Motiven. Selbst das Ehrendenkmal am Mainufer und graue Betonbalkone von Hochhäusern wurden als Unorte fotografiert. "Bei vielen dieser Unorte werden wohl die Meinungen zwischen den Gestaltern und den Betrachtern auseinandergehen“, sagte der Vorsitzende des Volksbildungswerks Hartmut Blaum mit Blick auf die häufig eingereichten Fotos von mit Graffiti verzierten Gebäuden.

Jugendförderung mit Spray-Aktionen 

Hier gehen wohl der künstlerische Anspruch der Sprayer und die Meinung der Bürger auseinander. „Genau diesen Spannungsbogen wollten wir ja mit dieser Aktion auch herausstellen“, betonte Blaum. Einigkeit zwischen Künstlern und Bürgern herrscht dagegen bei den Spray-Aktionen der städtischen Jugendförderung. Unter Anleitung des Graffiti-Künstlers Jens Jansen haben Jugendliche verschiedene Unterführungen mit kunstvollen Motiven gestaltet. Davon findet sich kein Foto als „Unort“ in der Ausstellung – was durchaus positiv zu bewerten ist. Die Ausstellung mit Kelsterbacher Unorten ist bis zum 15. Februar zu den Öffnungszeiten der Bibliothek zu sehen. 

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