Protestzug durch Kelsterbach

Laut sein für eine gerechtere Gesellschaft am Internationalen Mädchentag

Protestzug durch die Stadtmitte: Am Dienstag demonstrieren zahlreiche Mädchen und Frauen für mehr Gleichberechtigung. (Foto: Koslowski)

Kelsterbach (rko). „Was ist das denn für eine Frage, sonst würden wir doch hier nicht mitmachen“, antwortet Annika entrüstet auf die Frage dieser Zeitung, ob sie ein starkes Mädchen sei. Das war deutlich, die 13-Jährige ist ein selbstbewusstes Mädchen. Annika beteiligt sich mit Stella, neun Jahre, und Jugendpflegerin Julia Spitzer an der Demonstration und der anschließenden Veranstaltung zum Internationalen Mädchentag auf dem Rathausplatz, organisiert von der städtischen Jugendförderung und der Kreisjugendförderung. Die drei kommen von der Mädchengruppe Erfelden und wollen die Kelsterbacher unterstützen.

„Es ist schön, sich für so etwas einzusetzen“, sagt Annika. Sie findet, dass die Frauen in der Gesellschaft benachteiligt sind und nennt das Beispiel Gehälter. Es sei nicht in Ordnung, dass Mädchen von den Jungen „dumm angemacht werden“, sagt sie weiterhin. Mit dem Protestruf, „Wir sind Mädchen, wir sind stark, starke Mädchen Kelsterbach“, machen die Demonstranten auf sich aufmerksam, pusten in Trillerpfeifen und lassen ihre Rasseln klirren. Starke Mädchen hätten keine Jungen nötig, die sie beschützen, sagt Annika. Starke Mädchen sollten ihre eigene Meinung haben und vertreten, sie sollten sich dafür einsetzen, dass ihre Geschlechtsgenossinnen nicht diskriminiert werden. In der Vergangenheit beteiligten sich indessen mehr Frauen und Mädchen an dem Demonstrationszug zum Internationalen Mädchentag. Diesmal sind es nur rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter auch Stadtverordnetenvorsteher Frank Wiegand (CDU). 

Zuspruch diesmal etwas geringer

Sabrina Stamm von der Jugendförderung bedauert den mauen Zuspruch. In den vergangenen Jahren seien jedoch auch Projekte und die Schulkinderbetreuung in die Kundgebung eingebettet gewesen. Dieses Mal sei die Demonstration mit der anschließenden Veranstaltung auf dem Rathausplatz dagegen offener gestaltet worden. Sie habe jedenfalls vor der Demonstration mehr Rückmeldungen erhalten. Auch die Teilnehmerinnen fänden es schade, dass nicht mehr Mädchen und Frauen mitlaufen würden, sei ihr mitgeteilt worden. 
Stamm findet die Aktion zum Internationalen Mädchentag sehr wichtig. Denn die Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männer sei nicht so, wie sie tatsächlich sein sollte. Die Mädchen sollten sich deshalb einsetzen und auf die Ungleichbehandlung aufmerksam machen. Sie beschreibt ein starkes Mädchen als selbstbewusst, das ihre eigenen Fähigkeiten kenne, ihre eigene Meinung äußere, eine laute Stimme habe und mutig sei. 
Der Demonstrationszug führt vom Rathaus durch den Innenstadtbereich. Dort starten die Demonstranten mit bunten Transparenten und einem Riesenlärm. Sie laufen bis zur Stadt- und Schulbibliothek, von dort zur Sandhügelstraße, die Waldstraße entlang, ein Stück der Unterführung passierend und wieder zurück zum Rathaus. Einige Passanten schauen mit fragenden Blicken und erhalten über die Transparente und dem Schlachtruf eine Antwort worum es den Demonstrierenden geht. Zum Abschluss auf dem Rathausplatz können sich die Teilnehmer an Ständen zum Thema starke Mädchen informieren, Buttons werden gebastelt und es gibt unter anderem Glitzertattoos. 
Auch Julia Spitzer findet es wichtig, dass mit dem Internationalen Mädchentag auf die mangelnde Gleichberechtigung aufmerksam gemacht wird, dass sich die Mädchen für ihre Bedürfnisse einsetzen. Sie charakterisiert ein starkes Mädchen und eine starke Frau als jemand, die sich für sich selbst und für andere einsetzt. 

„Jedes Mädchen hat ein Recht auf Teilhabe“

Stadträtin Katja Ehrlich (SPD) begrüßt in Vertretung von Bürgermeister Manfred Ockel die Teilnehmer. Sie erinnert an die Geschichte des Internationalen Mädchentages. Sie informiert, dass 56 Millionen Mädchen auf der Erde nicht zur Schule gehen könnten, sie keine Chancen hätten, einen Beruf zu erlernen – die Folge sei ein Leben in Armut. Sie macht auf die Zwangsehen und auf die Gewalt aufmerksam, die viele Mädchen erleiden müssten. Frauen seien in der Politik unterrepräsentiert und würden im Beruf schlechter bezahlt, fügt sie hinzu. „Jedes Mädchen hat ein Recht auf Teilhabe“, fordert Ehrlich. Jedes Mädchen sollte die Chance haben, ihr Leben gleichberechtigt mitzubestimmen. Deshalb sei der Internationale Mädchentag ungeheuer wichtig. 

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