Potenziale für grüne Mobilität

WIK-Fraktion präsentiert Vorschläge zur Stärkung des Fuß- und Radverkehrs

INSGESAMT 37 SCHWACHSTELLEN hat die WIK im Stadtgebiet ausgemacht, an denen mehr für Fußgänger getan werden könnte. Als ein Beispiel nannte die WIK die Frankfurter Straße, wo der Gehweg zu schmal und an manchen Tagen durch abgestellte Autos zugeparkt sei. (Foto: Scherer)

Kelsterbach (nad). Zehn Handlungsfelder, 37 Schwachstellen und insgesamt 47 Seiten: Die Wählerinitiative Kelsterbach (WIK) hat ein Arbeits- und Diskussionspapier mit Vorschlägen zur Stärkung der Nahmobilität vorgelegt.

Schwerpunkt sind vor allem Vorschläge zur Umgestaltung der zentralen Bereiche rund um den Bahnhof sowie entlang der Rüsselsheimer und Frankfurter Straße. Auch der Fußverkehr soll stärker in künftigen Planungen berücksichtigt werden, denn dies sei, so die WIK, lange Zeit bei den Planungen vernachlässigt worden. Das Papier will die WIK als „Vorlage für die Kommunalpolitik und die Diskussion in der Stadtgesellschaft“ nutzen. Die Fraktion möchte die Vorschläge auch in den „Nahmobilitäts-Check“ einbringen. Ziel dieses vom Land Hessen initiierten Projekts ist die Entwicklung eines Maßnahmenplans zur Verbesserung von Nahmobilität und Öffentlichem Personennahverkehr (ÖPNV). Die Stadt Kelsterbach hatte sich für den „Check“ beworben und Ende Mai die Zusage von Hessen Mobil über 23 400 Euro Fördergelder erhalten. Man sehe große Potenziale in der Stadt, umweltfreundliche Formen der Mobilität zu fördern, heißt es im Papier der WIK. Eine Stärkung der Nahmobilität bedeute auch die Gestaltung des öffentlichen Raums weg vom autogerechten Straßenbau der 1970er Jahre. „Wir erhoffen uns dadurch mehr Lebens-, Wohn- und Aufenthaltsqualität in unserer Stadt“, so die Fraktion. Dafür seien auch höhere Investitionen sinnvoll und gerechtfertigt, da diese im Vergleich zu Maßnahmen im Straßenbau deutlich günstiger seien.

Abschaffung des Gehwegparkens in bestimmten Straßen gefordert

In einem Handlungsfelder-Katalog sind zehn Defizite aufgelistet, die in Kelsterbach mehrfach auftreten oder das Stadtgebiet insgesamt betreffen. So fehlten aktuelle Schulwegepläne, viele Zebrastreifen nahe der beiden Grundschulen seien schlecht gesichert oder fehlten völlig, auch seien manche Gehwege zu schmal. Als weiteres Handlungsfeld hat die WIK die schlechten Geh- und Radwegnetze in Gewerbegebieten, wie dem Mönchhofgelände, identifiziert. Ein weiteres Problem sieht die Fraktion im Gehwegparken, da die Wege teils so zugeparkt würden, dass der Fußverkehr diese nicht mehr nutzen könne. Als Beispiele führt die Fraktion hier Beispiele aus dem Unterdorf auf, darunter die Taunus-, Feld- und die Burgstraße. Die WIK fordert hier die Abschaffung des Gehwegparkens und stärkere Kontrollen durch das Ordnungsamt. Wo die Autos dann künftig parken sollen, ist in dem Papier allerdings nicht festgehalten. Als eine von insgesamt 37 Schwachstellen nennt die Fraktion das nördliche Bahnhofsumfeld mit gleich mehreren Knackpunkten, darunter Belagschäden und Hindernisse, mangelnde Barrierefreiheit, zu wenig Radabstellplätze und einem allgemein schlechten Erscheinungsbild. Hier wird eine grundlegende Neugestaltung empfohlen.

Frankfurter Straße neu gestalten und begrünen

Auch die Frankfurter Straße weise mehrere Problemstellen auf. So sei die Straße eine wichtige Route für den Fußverkehr, habe aber einen schmalen Gehweg, der an den Gaststätten noch oft zugeparkt ist und keine abgesenkten Bordsteine habe. Die WIK empfiehlt, die Straße insgesamt aufzuwerten und umzubauen. Eine Reduzierung der Fahrbahnbreite soll Autoverkehr motivieren, das vorgeschriebene Tempo 30 einzuhalten. Gleichzeitig soll der einseitige Gehweg verbreitert, begrünt und barrierefrei gestaltet und nahe der Gastronomie Radabstellplätze aufgestellt werden. Als weitere Schwachstelle wird die unübersichtliche Einmündung der Fuß- und Radbrücke am Hinkelstein genannt. Ein weiteres Problem sieht die WIK im abrupt endenden Rad- und Fußweg in der Kirschenallee zur Höllenstraße. Hier sei eine sichere Querungsmöglichkeit nötig.

WIK sieht viele Probleme in der Stadtmitte und im Wohngebiet Länger Weg

Viele Problemstellen sieht die WIK im Bereich der neuen Stadtmitte: Angefangen bei der mangelnden Querungsmöglichkeit für den Fußverkehr über die Mörfelder Straße, über den fehlenden Gehweg am Hochhaus, die teils zugeparkten taktilen Leitsysteme für Sehbehinderte bis hin zu den scharfkantigen Bügeln zum Abstellen von Fahrrädern, die ungünstig vor dem Hochhaus platziert seien und entsprechend wenig genutzt würden. Moniert werden außerdem Hindernisse, wie Sperrpfosten oder große Findlinge, an gleich mehreren Stellen im Stadtgebiet, wie im Kuh-, Komtauer-, Fingerhut- und Fliederweg. Auch kürzlich fertiggestellte Wege weisen nach Ansicht der WIK Mängel auf. Nach wie vor ein Problem sei die fehlende Anbindung der Gehwege von der Dr.-Max-Fremery-Straße zum Fachmarktzentrum auf dem Enkagelände. So endet der Zebrastreifen am Kreisel in der Grünanlage, zudem fehlt ein Fußweg von der Dr.-Max-Fremery-Straße in Höhe der Bekleidungsgeschäfte. Dort sind über die Jahre Trampelpfade entstanden. Hier, so fordert die WIK, soll mit den Eigentümern des Fachmarktzentrums Kontakt aufgenommen werden, um die fehlenden Fußwege herzustellen.
Auch im Wohngebiet Länger Weg gibt es Schwachstellen. So ist der Gehweg auf der südlichen Seite der im Frühjahr 2019 fertiggestellten Orchideenstraße mit einem Meter zu schmal. Hier sei wie üblich von „innen nach außen“ geplant worden, angefangen bei der Fahrbahn für Autos und den Fußwegen lediglich den Restplatz zugewiesen worden, kritisiert die WIK. Die Fraktion betont, dass sie mit dem Papier zu einer Debatte über die Stärkung der Nahmobilität anregen wolle. Eine Priorisierung der Maßnahmen sei dies nicht, ebenso keine fertige Planung. Wichtig sei der Fraktion in der Auseinandersetzung um die Gestaltung des öffentlichen Raums der Austausch mit Politik, Bürgern und der Zivilgesellschaft der Stadt.

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