Pilzbefall gab Trauerweide in Kelsterbach den Rest

Prägnanter Baum an der Kelster musste gefällt werden

Nur noch der Stumpf ist von der Trauerweide im Kelstergrund übrig. Foto: Postl

Kelsterbach – Werden in der Untermainstadt Bäume gefällt, ist die Aufregung meist groß – vor allem in den sozialen Netzwerken im Internet. Dem Ärger ist schnell Luft gemacht, es wird nach Verantwortlichen gesucht und gemutmaßt, ob die Bäume überhaupt krank waren.
So auch im Fall der Trauerweide an der Kelster, die am Donnerstag vergangene Woche gefällt wurde. Die Weide war, zusammen mit der kleinen Brücke über den kleinen Bach im Kelstergrund ein echter Blickfang samt beinahe malerischer Atmosphäre. Doch nun ist sie weg, das Entsetzen bei vielen Kelsterbachern groß.

Die Nachfrage bei der Stadt Kelsterbach ergab: Die Trauerweide war krank, oder, wie man im Fachjargon sagt: abgängig. „Und das seit Jahren“, bestätigt Hartmut Blaum vom Presseamt. Immer wieder habe es in den vergangenen Jahren an dem Baum Abbrüche von Ästen gegeben, etwa bei Stürmen. Zudem sei die Trauerweide von Pilzen befallen und dadurch stark beschädigt gewesen. 
Das bestätigt auch Volker Schaarschmidt, stellvertretender Fachbereichsleiter des Kelsterbacher Kommunalbetriebs (KKB). Schon vor vier Jahren hatten Mitarbeiter des KKB nach einem Sturm Äste von dem schätzungsweise über 60 Jahre alten Baum abnehmen müssen. „Der Astabbruch hat dann die Pforte für die Pilze geöffnet“, bedauerte Schaarschmidt. Angefangen habe es mit einem Pilzbefall in der Krone der rund 13 Meter hohen Weide. Hier habe man an in den letzten Jahren die Äste immer weiter reduzieren müssen.
Das Problem bei Weichhölzern sei, dass bei einem Astbruch die Schäden irgendwann in den Stamm reichen würden. Am Ende kam auch noch ein weiterer Pilz hinzu, der diesmal den Stamm befallen hatte. „Das ist wirklich schade um so einen Baum“, sagt Schaarschmidt – auch, weil die Weide wirklich zur Kelster und der Brücke gepasst habe. „Und wir machen so was auch nicht gerne.“
Die Entscheidung trifft der KKB nicht allein. Zweimal im Jahr holt sich Stadt Unterstützung von einer externen Firma, die Bäume im Stadtgebiet im belaubten und unbelaubten Zustand begutachtet – nach dem Prinzip, dass vier Augen bekanntlich mehr als zwei Augen sehen, sagt Schaarschmidt. Mit den Experten arbeite man schon viele Jahre gut zusammen.
Ein Grund, warum man nun handeln musste: Die Stadt Kelsterbach ist in der Pflicht, Straßen und Wege verkehrssicher zu halten. Und gerade die Wege rund um die Weide sind stark frequentiert, etwa von Kindern, die zur angrenzenden Bürgermeister-Hardt-Schule oder die Kita der St. Martinsgemeinde laufen. Zudem passieren regelmäßig viele Spaziergänger die Brücke und schlendern auf den Wegen entlang an der Kelster.
Aber: Vor einem Jahr haben Mitarbeiter des Kelsterbacher Kommunalbetriebs bereits einen Ersatzbaum gepflanzt, ebenfalls eine Trauerweide. Die, berichtet Schaarschmidt, stehe etwa acht Meter von der gefällten Weide entfernt. Bis sich hier eine ähnlich prächtige Trauerweide erhebt, werden jedoch viele Jahre ins Land gehen. Von Nadine Scherer
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