Offenes Kunstprojekt in der Enka-Kantine

Alle Bürger sind zum Mitmachen eingeladen

KREATIVE KÖPFE GESUCHT: Gabriele Vorbrodt hofft auf viele Kelsterbacher, die sich am offenen Kunstprojekt in der ehemaligen Enka-Kantine beteiligen. (Foto: Scherer)

 

Kelsterbach (nad). Noch einmal ein künstlerisches Statement setzen, eine Wand bemalen, mit Stoff arbeiten oder ein Lied vortragen, bevor die Bagger anrollen und das ehemalige Kantinen- und Werkstattgebäude der Enka abreißen: Diese Möglichkeit haben alle interessierten Bürger in der kommenden Woche. Von Donnerstag, 20. Juni, bis Sonntag (23.) findet in der einstigen Kantine der Glanzstofffabrik ein ganz besonderes, nämlich offenes Kunstprojekt statt. 

Bald wird das Gebäude abgerissen

Mitmachen können alle, egal ob passionierte Künstler oder Bürger, die kreativ sein wollen und noch einmal dem historischen Gebäude eine künstlerische Ehre erweisen möchten.
Denn schon in wenigen Wochen soll das alte Werkstattgebäude abgerissen werden, von der denkmalgeschützten Kantine bleibt die rote Backsteinfassade erhalten. Der Investor Domizil, die Immobilien- und Facility-Management GmbH will das seit 19 Jahren leer stehende Gebäude neu entwickeln. Dort sollen Wohnungen, eine Kita, ein Fitnessstudio sowie ein Café mit Außenbewirtung entstehen.
Zuvor aber soll das Gebäude noch einmal für eine Momentaufnahme in Szene gesetzt werden. Unter dem Motto „Bevor der letzte Faden reißt“ hat die Künstlerin und Projektleiterin Gabriele Vorbrodt zusammen mit Investor Karl-Heinz König das Kunstprojekt organisiert, das sich vor allem an die Kelsterbacher selbst richtet: „Sie sollen mitmachen und mitgestalten“, sagt Vorbrodt.

Ähnliches Projekt in der Nähe von Köln

Die Kunsttherapeutin hatte vor sieben Jahren in der Nähe von Köln schon einmal mit demselben Investor ein ähnliches Kunstprojekt organisiert. Auch hier wurde ein altes Gebäude abgerissen, um Platz für Neues zu schaffen. Rund 800 Leute waren zu der Aktion gekommen oder haben mitgemacht. Nun wünscht sich Vorbrodt, dass sich ähnlich viele Kelsterbacher – oder sogar mehr – für das Projekt begeistern.
Der Titel der Aktion bezieht sich auf die Geschichte des Gebäudes, in dem einst Viskosefasern hergestellt wurden sowie den unmittelbar bevorstehenden Abriss. Jetzt, so Vorbrodt, sei auch die letzte Gelegenheit, die alte Halle zu bestaunen.
Der Reiz der Aktion liegt in der Vergänglichkeit, denn auch die Kunst, die in diesen Tagen geschaffen werden soll, wird größtenteils verschwinden, die bemalten Wände durch die Entkernung und den Abriss dem Erdboden gleichgemacht. „Die Idee ist, noch einmal einen Höhepunkt zu setzen und die Menschen hinschauen zu lassen.“ 

Diverse Künstler haben sich bereits angemeldet

Mitmachen kann jeder, vorausgesetzt, er ist volljährig. Kinder dürfen aus Sicherheitsgründen nur in Begleitung der Eltern oder einer Aufsichtsperson das Gebäude betreten, da es eine Baustelle ist. Der Gestaltung sind keine Grenzen gesetzt, es darf mit Farbe und Stoffen gearbeitet werden, außerdem steht eine Bühne für Tanz, Musik, Poetry Slam oder Lesungen zur Verfügung.
„Politische Statements sind aber nicht erwünscht“, betonte Vorbrodt. Menschenverachtende, rassistische, diffamierende und pornografische Arbeiten sind verboten, ebenso Werbung, da das Projekt nicht kommerziell ist. Es solle ein großes Gesamtkunstwerk werden, in dem die Arbeiten des anderen respektiert werden, erklärte die Kuratorin.
Gesponsort wird das Projekt von dem Investor, künstlerisch unterstützt vom Frankfurter NAXOS Atelier. Angekündigt haben sich bereits zahlreiche Künstler aus Frankfurt, Offenbach und sogar Amsterdam, aber auch einige Bürger aus Kelsterbach wollen mitmachen. Einige wollen malen, die Gruppe HipHop4Kids hat einen Auftritt angekündigt.

Kunstprojekt soll neue Energie freisetzen

Donnerstag bis Samstag können ab 11 Uhr die angemeldeten Teilnehmer künstlerisch aktiv werden, sonntags haben dann alle die Möglichkeit, die Werke zu bestaunen. Eingeladen sind außerdem alle zu einem großen Fest samt „Bring Your Own Picknick“. Mit Liegestühlen, aber ohne Einweggeschirr soll dann Leben auf den grauen Platz vor der Kantine gebracht werden.
Die Kunstaktion, so die Idee, soll noch einmal neue Energien freisetzen – auch für das, was nach dem Abriss kommt. Gleichzeitig sollen die Kelsterbacher auch das alte Gebäude in positiver Erinnerung behalten.
„Ich hoffe auch, dass viele ehemalige Enka-Mitarbeiter kommen“, betont die Künstlerin. Die könnten die Künstler mit ihren Geschichten und Erlebnissen inspirieren und auch selbst aktiv werden. 

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