Neue Verkehrsführung im „Quartier Kirschenallee“ vorgestellt

Anwohner bleiben skeptisch - Bilanz nach drei Monaten

VERKEHR IN BEIDE RICHTUNGEN: Zum Jahreswechsel soll die Verkehrsführung im Quartier rund um die Kirschenallee geändert und die Einbahnstraßenregelung in einigen Straßen, darunter auch in der Straße Zum Sportfeld, aufgehoben werden. Dadurch fallen Parkplätze weg, dafür werden in der Kirschenallee zehn Stellplätze ausschließlich für Anwohner eingerichtet. (Foto: Postl)

Kelsterbach (pos). Im „Quartier Kirschenallee“ – zwischen Rossertstraße im Westen, der Straße Zum Sportfeld im Süden, dem Sportpark im Osten und der Kirschenallee im Norden – soll bald ein neues Verkehrskonzept umgesetzt werden.

Verkehrssituation nicht zufriedenstellend

Dazu gab es bereits einige Anwohnerversammlungen und Infoveranstaltungen, teils mit mäßiger Resonanz. Auch zur Versammlung am Dienstagabend, zu der die Stadt explizit die betroffenen Anwohner eingeladen hatte, kamen nur wenige Interessierte ins Fritz-Treutel-Haus. Hier wurden die Ergebnisse der Verkehrsanalyse sowie die favorisierte Lösung für die künftige Verkehrsführung vorgestellt. Hintergrund für die geplante Neuordnung sind mehrere Probleme. So hat die Lokale Nahverkehrsgesellschaft (LNVG) als Betreiber der Buslinien 74 und 75 wegen der Einbahnstraßenregelung und der teils engen Straßen Schwierigkeiten, den Fahrplan einzuhalten. Auch für die Autofahrer bedeuten die Einbahnstraßen oft Umwege, weiter wird in dem Quartier wegen der breiten Straßen häufig zu schnell gefahren. „Wir haben in der Feldbergstraße bereits die Bodenschwellen entfernt, dennoch ist die Verkehrssituation dort alles andere als zufriedenstellend“, erklärte Bürgermeister Manfred Ockel den Anwohnern.

Verkehrszählung: Alles im grünen Bereich

Die Ergebnisse des Verkehrsgutachtens sowie die Lösungsvorschläge stellte Frank Striegl vom Zentrum für Integrierte Verkehrssysteme (ZIV) noch einmal vor. Hauptkriterien waren die Verkehrsströme an verschiedenen Tagen und Uhrzeiten sowie auch die Parkraumsituation.
Die anonymisierte Verkehrserfassung mittels einer Kamera an drei Tagen im August 2018 brachte die Erkenntnis, dass das größte Individualverkehrsaufkommen an einem Samstagvormittag registriert wurde. Insgesamt passierten maximal 1845 Fahrzeuge am Tag den Erfassungsbereich. „Das ist im Prinzip alles im grünen Bereich“, konstatierte Striegl. 
Etwas differenzierter stellte sich die Situation bei der Erfassung der Parkraumsituation dar. Insgesamt wurden 480 Stellplätze im Quartier gezählt – nicht dabei jene vor dem Sportpark. Die Belegung war in der Zeit um 22 Uhr am höchsten und lag westlich der Hohemarkstraße bei über 70 Prozent, in einigen Bereichen waren fast 100 Prozent der Plätze ausgelastet. Deutlich niedriger war die Auslastung in Richtung Sportpark. Dass gerade diese Bestandserfassung am 4. Dezember und nicht in der Hochsaison des Sportbetriebs sowie der Nutzung des Sport- und Wellnessbads durchgeführt wurde, war den meisten Anwohnern nicht ganz schlüssig. „Dies war dem Zeitdruck geschuldet, den wir von der Stadt Kelsterbach erhalten haben“, erklärte Striegl dazu.

Parkplätze fallen für reibungslosen Begegnungsverkehr weg

„Um den Buslinienverkehr weiter so wie bisher aufrecht erhalten zu können, muss sowohl in der Straße Am Sportfeld als auch in der Kirschenallee der derzeit bestehende Einbahnstraßenverkehr aufgehoben werden, erklärte der Verkehrsexperte. Denn die LNVG-Busse sollen sich nicht mehr durch die Feldbergstraße schieben. Um einen reibungslosen Begegnungsverkehr auch von zwei Bussen oder gleich großen Fahrzeugen zu gewährleisten, wird es wechselseitige Parkbereiche geben – allerdings mit größeren Abständen als bisher. Dadurch entfallen 28 Stellplätze in der Kirschenallee und weitere 52 in der Straße Zum Sportfeld. Zur Kompensation sollen in der Kirschenallee rund zehn Stellplätze als reine Anwohnerparkplätze ausgewiesen werden. Die Buslinie 75 wird künftig über die B 43 kommend nach der Brücke über die Eisenbahn am Kreisel direkt in die Straße Zum Sportfeld geführt, von dort weiter zur Haltestelle am Sport- und Wellnessbad, dann über die Kirschenallee und Höllenstraße in das Unterdorf – und auf gleicher Strecke wieder zurück.

Nach drei Monaten soll Bilanz gezogen werden

Gerade der Bereich um den Kreisel vor der Tankstelle wurde von vielen Anwohnern als „äußerst problematisch“ beschrieben. Die Linie 74 führt künftig vom Bahnhof kommend über die Bergstraße ins Unterdorf, nimmt dann die Höllenstraße zur Auffahrt in die Kirschenallee, wendet an deren Ende, um auf gleichem Weg wieder zurückzufahren. Vielen Anwohnern des Quartiers waren die Gründe für die nun angestrebten Änderungen nicht schlüssig – man sprach gar von Erpressung durch die LNVG. Reinhard Gerold sah die Chance vertan, einen Fahrradstreifen in der Straße Zum Sportfeld auszuweisen. Jörg Kriewitz sah vor allem am Treppenabgang von der Brücke zur Straße Zum Sportfeld eine große Gefahrenquelle. „Dass da noch nichts passiert ist, denn in dieser Straße wird viel gerast“, so der Anwohner. Anwohnerin Ute Herzog würde gerne Parkraum von der Stadt erwerben – wenn sie denn nur dürfte. Und Werner Grill reklamierte, dass man zwar eine Lösung präsentiere, aber keine möglichen Alternativen zum Vergleich. Die neue Verkehrsführung soll zum Jahreswechsel zusammen mit dem Fahrplanwechsel der LNVG umgesetzt werden. „Lasst es uns doch einfach mal probieren, wir werden dann drei Monate recht genau dort alles beobachten, dann treffen wir uns wieder und ziehen Bilanz“, schlug der Bürgermeister am Ende der Diskussion vor.

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