Nachwuchs des DLRG-Kelsterbach probt den Ernstfall

Rescue-Camp am Rüsselsheimer Waldschwimmbad

Paddeln am Waldschwimmbad: Die DLRG-Mitglieder üben auf dem Rettungsbrett. Foto: fa

Kelsterbach/Rüsselsheim – „Die gehen dir gerade unter, das weißt du schon“, sagt Dominik Boschner ein wenig süffisant. Er beobachtet einen seiner Schützlinge, der sich am Ufer stehend bemüht, das Rettungsseil wieder in den Wurfsack zu stecken, um es wieder auswerfen zu können. Währenddessen paddeln zwei Menschen im Wasser um ihr Leben, sie drohen unterzugehen.

Zum Glück handelt es sich hier nur um eine kleine Übung. Das Jugendeinsatzteam (JET) und ihr Leiter Boschner des DLRG Bezirks Kelsterbach haben kürzlich ihr Rescue-Camp am Rüsselsheimer Waldschwimmbad aufgeschlagen. Oder besser, das Rescue-Camp sei die Auftaktveranstaltung für das JET, informiert er. 
So ganz neu ist der Wunsch, ein Jugendeinsatzteam auf die Beine zu stellen, nicht. Vor Corona sei der letzte Versuch 2017/2018 gestartet worden, so Boschner. Mit dem JET soll der Nachwuchs an die DLRG gebunden und auf die Aufgaben der Rettungsschwimmer vorbereitet werden. Aber das Team habe nie so richtig laufen gelernt. Grund sei vielleicht die mangelnde Ausstattung gewesen, so Boschner. Vielleicht seien die Jugendlichen deshalb nicht zu begeistern gewesen.
Inzwischen nahm die DLRG aber ein Rettungsboot in den Dienst (wir haben berichtet). Jetzt hat Boschner die Hoffnung, den Nachwuchs mit dem Boot halten zu können. Zumindest habe er bereits Anfragen von der Jugendfeuerwehr Kelsterbach und vom THW für gemeinsame Übungen erhalten. 
Die Stimmung unter den Jugendlichen ist jedenfalls hervorragend. „Wir lachen hier viel“, sagt die 16-jährige Jessica fröhlich. Sie hebt besonders die Kameradschaft hervor. Sie beteiligt sich das erste Mal an dem Rescue-Camp und will auch beim JET mitmachen. Sie paddelt am liebsten mit dem Rettungsbrett über das Wasser. Sie sei bei den Übungen lieber die Retterin als der Mensch in Not, sagt sie schmunzelnd. Neben ihr beteiligen sich noch 14 weitere Kinder und Jugendliche im Alter von zwölf bis 16 Jahren, berichtet Boschner. Damit sei die Kapazitätsgrenze auch erreicht. Das Rescue-Camp sei nach drei Tagen bereits ausgebucht gewesen. 
Eigentlich war das Camp für zwei Tage geplant. Der Sonntag wurde allerdings wegen der hohen Inzidenz abgesagt. Die DLRG habe das Camp nicht verantworten können, informiert Boschner. 
Melanie Runge, stellvertretende Bezirksjugendvorsitzende, betont unterdessen, dass die DLRG sehr auf die Einhaltung der Hygieneregeln achte. Alle Teilnehmer seien getestet, geimpft oder genesen. So weit es die Übungen erlauben, werde auf die Einhaltung des Abstandes geachtet. Zudem werden die ursprünglichen Gruppen aus dem Training beibehalten. 
Alle Teilnehmer sind übrigens bei der DLRG auch im Training der Leistungsschwimmer, dessen Trainer Boschner ebenfalls ist. Boschner will die Kinder und Jugendlichen sowohl für das Leistungsschwimmen als auch für das JET begeistern.
Dass das Wetter hervorragend ist, passt zur guten Stimmung. Aber wegen der tollen spätsommerlichen Witterung ist die DLRG natürlich auch nicht alleine am Strand. Die anderen Badegäste würden aber nicht stören, versichert der Campleiter. In zwei Gruppen lernen die Teilnehmer die kleinen und großen Rettungsgeräte kennen. Klein sind zum Beispiel der Rettungsball, der Rettungsgurt und die Rettungswurfleine. Ein großes Rettungsgerät ist das Rettungsbrett.
Die Kinder und Jugendlichen sollen bei den Übungen selbst entscheiden, welches Gerät sie einsetzen. Mit im Gepäck hat die DLRG zwei 50 Kilo schwere Puppen. Eine sollen die Teilnehmer unter einer Treppe herausziehen, die vom Ufer aus in das Wasser ragt. Eine andere Puppe hat einen Hitzeschlag. Außerdem wird den Teilnehmern auch ein Funklehrgang geboten. Zum Abschluss sollen verschiedene Elemente in eine große Übung zusammenfließen, die Kinder und Jugendlichen sollen eine Rettung selbstständig aufbauen. Außerdem bietet die DLRG den Teilnehmern an, einige Teile der Prüfung für das Rettungsschwimmerabzeichen abzunehmen.
Boschner ist froh, dass während der vergangenen Monate wegen der Coronapandemie keine Mitglieder ausgetreten seien. Es habe aber auch keinen Zuwachs gegeben. Allerdings habe sich bei den Anfängern die Warteliste ziemlich angestaut. Deshalb habe die DLRG über die Sommerferien, wenn der Trainingsbetrieb eigentlich ruht, Intensivkurse angeboten. Diese Kurse seien alle ausgebucht gewesen, so Boschner. Derzeit werden vier Intensivkurse für Anfänger angeboten. VON RÜDIGER KOSLOWSKI

 

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