Nachtflugverbot statt „Lärmpausen“

Forderungen nach mehr Ruhe und Buh-Rufe für Verkehrsminister Tarek Al-Wazir

ALS LÄRMPAUSENCLOWNS bezeichneten die Lärmgegner Tarek Al-Wazir und Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). (Foto: Scherer)

Rhein-Main/Kelsterbach. Verräter-, Wendehals- und laute Buh-Rufe – keinen freundlichen Empfang hatten Fluglärm- und Ausbaugegner dem hessischen Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) bereitet. Der war nach Kelsterbach gekommen, um in einer nicht-öffentlichen Sitzung der Frankfurter Fluglärmkommission (FLK) und des Forum Flughafen und Region im Fritz-Treutel-Haus seine Pläne für Lärmpausen am Frankfurter Airport vorzustellen.

Auch der Vorsitzende der FLK, Raunheims Bürgermeister Thomas Jühe (SPD), musste sich „Verräter“-Rufe anhören. Sein Amtskollege aus Rüsselsheim, Patrick Burghardt (CDU), sowie Vertreter der Fraport, wurden ebenfalls von den Demonstranten ausgepfiffen.
Das regnerische Wetter hatte den Protestlern in die Hände gespielt, da sie im Foyer ihre Plakate entrollen konnten und ein Spalier für die Gäste bildeten. Diese, aus der Tiefgarage kommend, mussten wohl oder übel an den Demonstranten vorbei. Als „Wendehals“ wurde beispielsweise Frank Kaufmann (Linke) bezeichnet, der auch im Fraport-Aufsichtsrat sitzt.
Bittere Ironie auch auf den Plakaten und Flugblättern der Fluglärmgegner. Da wurden Al-Wazir und Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) als „Lärmpausenclowns“ mit roter Nase dargestellt. Gefordert wurden ein Nachflugverbot von 22 bis 6 Uhr und „Kein Bau des dritten Terminals“.
Al-Wazir hatte seine Pläne für die Lärmpausen bereits am Mittag in Wiesbaden vorgestellt. Insgesamt gibt es fünf Modelle, die Lärmpausen von bis zu sieben Stunden ermöglichen und den Anwohnern, die in den Einflugschneisen des Airports leben, eine Stunde mehr Nachtruhe bringen sollen. Das Verkehrsministerium hat die Varianten zusammen mit der Deutschen Flugsicherung (DFS), der Fraport und der Deutschen Lufthansa ausgearbeitet. Verpflichtend sind die Lärmpausen für sie jedoch nicht.
Konkret sehen die fünf Modelle vor, dass am Abend zwischen 22 und 23 Uhr und in den frühen Morgenstunden zwischen 5 und 6 Uhr einzelne Landebahnen nicht angeflogen werden. Ein Teil der Anwohner hätte – so der Plan – von 22 Uhr bis 5 Uhr, der andere von 23 Uhr bis 6 Uhr sieben Stunden Ruhe. In einem Modell wird die Centerbahn sogar bis zu acht Stunden nicht angeflogen.
Inwiefern Kommunen wie Raunheim oder Flörsheim davon profitieren, ist fraglich. Denn die Nordwest-Landebahn bleibt in allen fünf Modellen zwischen 5 und 6 Uhr offen, da wegen des Nachtflugverbots ab 5 Uhr die Flieger irgendwie runter müssen. Auch reduziert sich nicht die Zahl der Flugbewegungen. Und Ausnahmen bei den Lärmpausen gibt es auch, so bei Gewitter oder Schneefällen.
Die Modelle sollen nun mit der FLK, dem Forum Flughafen und Region und den Kommunen diskutiert werden. Haben sich die Gremien auf ein Modell geeinigt, soll dies in der konkreten Umsetzung mit Beginn des nächsten Sommerflugplanes ab Ende März 2015 erprobt werden.
Die FLK betonte in einer Stellungnahme, dass sie die fünf Modelle intensiv im Hinblick auf die Lärmwirkung prüfen werde. Dabei wolle man vor allem auf einen Ausgleich innerhalb der gesamten Region achten. „Neben der Vermeidung von mehr Hochbetroffenen und der Beurteilung der Wirkung einer Lärmpause, wird hierbei sicherlich auch das durch den Planfeststellungsbeschluss festgelegte und stets kommunizierte Betriebskonzept eine Rolle spielen, auf das sich die Menschen in der Region verlassen und wichtige Lebensentscheidungen gestützt haben“, erklärte der FLK-Vorsitzende Thomas Jühe.
Kritik kam vom Bündnis der Bürgerinitiativen (BBI). Bei der gegebenen Bahnkonfiguration am Airport seien bestenfalls Lärmbündelungen und -verschiebungen möglich. Wieder einmal habe sich die Nordwest-Landebahn mit ihrer beschränkten Nutzbarkeit als krasse Fehlplanung erwiesen, so BBI-Sprecher Thomas Scheffler. Der Lärm werde nicht vermindert sondern nur an anderer Stelle konzentriert.
Auch die Demonstranten im Fritz-Treutel-Haus sahen in dem Lärmpausenmodell nur eine Verschiebung des Lärms zwischen den Anrainerkommunen. „Eine ehrliche Reduzierung des Fluglärms funktioniert nur durch eine Verringerung der Flugbewegungen. Alles andere ist eine Mogelpackung“, erklärte Eleonore Wagner von der Bürgerinitiative Kelsterbach. „Haben die einen weniger Lärm, haben die anderen mehr Lärm“, so Wagner.
AUSGEBUHT: Der hessische Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) passiert im Fritz-Treutel-Haus ein Spalier von Fluglärmgegnern. Der Minister stellte in Kelsterbach den Mitgliedern der Fluglärmkommission seine Pläne für die Lärmpausen am Frankfurter Flughafen vor.(Fotos: Scherer)
AN DEN DEMONSTRANTEN musste auch der Erste Stadtrat aus Mörfelden-Walldorf, Franz-Rudolf Urhahn (Grüne), vorbei.
ALS LÄRMPAUSENCLOWNS bezeichneten die Lärmgegner Tarek Al-Wazir und Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU).he und Buh-Rufe für Verkehrsminister Tarek Al-Wazir
Rhein-Main/Kelsterbach (nad). Verräter-, Wendehals- und laute Buh-Rufe – keinen freundlichen Empfang hatten Fluglärm- und Ausbaugegner dem hessischen Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) bereitet. Der war nach Kelsterbach gekommen, um in einer nicht-öffentlichen Sitzung der Frankfurter Fluglärmkommission (FLK) und des Forum Flughafen und Region im Fritz-Treutel-Haus seine Pläne für Lärmpausen am Frankfurter Airport vorzustellen.
Auch der Vorsitzende der FLK, Raunheims Bürgermeister Thomas Jühe (SPD), musste sich „Verräter“-Rufe anhören. Sein Amtskollege aus Rüsselsheim, Patrick Burghardt (CDU), sowie Vertreter der Fraport, wurden ebenfalls von den Demonstranten ausgepfiffen.
Das regnerische Wetter hatte den Protestlern in die Hände gespielt, da sie im Foyer ihre Plakate entrollen konnten und ein Spalier für die Gäste bildeten. Diese, aus der Tiefgarage kommend, mussten wohl oder übel an den Demonstranten vorbei. Als „Wendehals“ wurde beispielsweise Frank Kaufmann (Linke) bezeichnet, der auch im Fraport-Aufsichtsrat sitzt.
Bittere Ironie auch auf den Plakaten und Flugblättern der Fluglärmgegner. Da wurden Al-Wazir und Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) als „Lärmpausenclowns“ mit roter Nase dargestellt. Gefordert wurden ein Nachflugverbot von 22 bis 6 Uhr und „Kein Bau des dritten Terminals“.
Al-Wazir hatte seine Pläne für die Lärmpausen bereits am Mittag in Wiesbaden vorgestellt. Insgesamt gibt es fünf Modelle, die Lärmpausen von bis zu sieben Stunden ermöglichen und den Anwohnern, die in den Einflugschneisen des Airports leben, eine Stunde mehr Nachtruhe bringen sollen. Das Verkehrsministerium hat die Varianten zusammen mit der Deutschen Flugsicherung (DFS), der Fraport und der Deutschen Lufthansa ausgearbeitet. Verpflichtend sind die Lärmpausen für sie jedoch nicht.
Konkret sehen die fünf Modelle vor, dass am Abend zwischen 22 und 23 Uhr und in den frühen Morgenstunden zwischen 5 und 6 Uhr einzelne Landebahnen nicht angeflogen werden. Ein Teil der Anwohner hätte – so der Plan – von 22 Uhr bis 5 Uhr, der andere von 23 Uhr bis 6 Uhr sieben Stunden Ruhe. In einem Modell wird die Centerbahn sogar bis zu acht Stunden nicht angeflogen.
Inwiefern Kommunen wie Raunheim oder Flörsheim davon profitieren, ist fraglich. Denn die Nordwest-Landebahn bleibt in allen fünf Modellen zwischen 5 und 6 Uhr offen, da wegen des Nachtflugverbots ab 5 Uhr die Flieger irgendwie runter müssen. Auch reduziert sich nicht die Zahl der Flugbewegungen. Und Ausnahmen bei den Lärmpausen gibt es auch, so bei Gewitter oder Schneefällen.
Die Modelle sollen nun mit der FLK, dem Forum Flughafen und Region und den Kommunen diskutiert werden. Haben sich die Gremien auf ein Modell geeinigt, soll dies in der konkreten Umsetzung mit Beginn des nächsten Sommerflugplanes ab Ende März 2015 erprobt werden.
Die FLK betonte in einer Stellungnahme, dass sie die fünf Modelle intensiv im Hinblick auf die Lärmwirkung prüfen werde. Dabei wolle man vor allem auf einen Ausgleich innerhalb der gesamten Region achten. „Neben der Vermeidung von mehr Hochbetroffenen und der Beurteilung der Wirkung einer Lärmpause, wird hierbei sicherlich auch das durch den Planfeststellungsbeschluss festgelegte und stets kommunizierte Betriebskonzept eine Rolle spielen, auf das sich die Menschen in der Region verlassen und wichtige Lebensentscheidungen gestützt haben“, erklärte der FLK-Vorsitzende Thomas Jühe.
Kritik kam vom Bündnis der Bürgerinitiativen (BBI). Bei der gegebenen Bahnkonfiguration am Airport seien bestenfalls Lärmbündelungen und -verschiebungen möglich. Wieder einmal habe sich die Nordwest-Landebahn mit ihrer beschränkten Nutzbarkeit als krasse Fehlplanung erwiesen, so BBI-Sprecher Thomas Scheffler. Der Lärm werde nicht vermindert sondern nur an anderer Stelle konzentriert.
Auch die Demonstranten im Fritz-Treutel-Haus sahen in dem Lärmpausenmodell nur eine Verschiebung des Lärms zwischen den Anrainerkommunen. „Eine ehrliche Reduzierung des Fluglärms funktioniert nur durch eine Verringerung der Flugbewegungen. Alles andere ist eine Mogelpackung“, erklärte Eleonore Wagner von der Bürgerinitiative Kelsterbach. „Haben die einen weniger Lärm, haben die anderen mehr Lärm“, so Wagner. (nad)

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