Eine Nacht des Friedens

Andacht in der Mönchhofkapelle – Mahnung zur Einheit

WARMER LICHTSPENDER: Vor dem Gottesdienst erhielten die Besucher von Pfarrer Joachim Bundschuh (rechts) eine Kerze. (Foto: Scherer)

Kelsterbach (nad). Dicke Jacken, warme Schuhe und ein Sitzkissen waren beim Gottesdienst am Sonntagabend in der Mönchhofkapelle notwendige Utensilien. Denn auch wenn draußen für den Dezember fast schon zu milde Temperaturen herrschten, hatte die kleine Kapelle am Main die Kälte der vergangenen Tage gespeichert.

 

Entsprechend dick eingepackt waren die rund 40 Besucher, die zu der stimmungsvollen Andacht kamen und zu der seit fast 15 Jahren – sofern es einen Sonntag zwischen den Jahren gibt – die evangelischen Gemeinden Kelsterbach einladen. Wärmendes Licht spendeten die Kerzen, die jeder Besucher erhielt, denn auf eine elektrische Beleuchtung wird bei diesem Gottesdienst vor Silvester bewusst verzichtet.
Zu „diesem ganz besonderen Gottesdienst“ begrüßte Pfarrer Joachim Bundschuh von der Friedensgemeinde die Besucher in der Kapelle, in der seit dem 17. Jahrhundert tausende Gottesdienste gefeiert wurden. Mit dieser Andacht wolle man sich nun singend und betend einreihen.
Bundschuh dankte besonders Haeun Yoon von der URI-Gemeinde, die spontan für den kurz vor der Andacht erkrankten Organisten eingesprungen war. Und so konnten die Besucher, unterstützt von Yoon auf dem E-Piano, unter anderem die Weihnachtslieder „Es ist ein Ros entsprungen“ und „Stern über Bethlehem“ singen. 
Thema der Andacht war die zurückliegende heilige Nacht, in der Christen weltweit der Geburt Jesu gedachten. Es liege ein Glanz auf dieser Nacht, die auch eine Möglichkeit zum Nachdenken biete, so Bundschuh. Mitgebracht hatte der Pfarrer die kurze Bilderbuchgeschichte „Es klopft bei Wanja in der Nacht“. In dieser suchen während eines nächtlichen Wintersturms Hase, Fuchs und Bär Zuflucht in der warmen Hütte bei Wanja.
Anfangs misstrauen sich die Tiere, denn der Fuchs jagt eigentlich den Hasen, der Bär wiederum den Fuchs und der Mensch als Jäger den Bären. Doch für eine Nacht schlafen alle friedlich unter einem Dach und erst am nächsten Morgen verlassen die Tiere heimlich Wanjas Hütte. Der glaubt zunächst an einen Traum, sieht dann jedoch deren Spuren im Schnee.
„Es war eine Nacht des Friedens, in der alte Feindschaften nicht zählten und zusammenkam, was sonst so gar nicht zusammenpasste“, sagte Bundschuh. Eine Art heilige Nacht, ähnlich wie die in der Bibel, die ein Stück Himmel vorwegnehme und die die Leute nicht unverändert lasse. „Wir brauchen solche Nächte“, betonte der Pfarrer. Damit die Gesellschaft aufhöre zu trennen, wo eigentlich Gemeinsamkeiten seien, und wo Menschen immer noch in Flüchtlinge und Etablierte, Arme und Reiche oder Christen und Muslime aufgeteilt würden.
Von einer solchen Nacht erzähle die Geschichte von Wanja und seit 2000 Jahren die Evangelisten: Von einer Hütte und jemandem, der die Menschen einlade und der Erkenntnis, dass alle zusammengehörten, damit Frieden möglich sei.
Mit dem Lied „O du Fröhliche“ wurde der Gottesdienst bei Kerzenschein beschlossen, zu dem sich auch wieder neue Besucher eingefunden hatten. Für Mark Hanersley und Helma Giese aus Hattersheim war es die erste Andacht zwischen den Jahren in der Mönchhofkapelle.
Bei einem Spaziergang habe man gesehen, dass die kleine Kirche geöffnet sei und sich spontan dazu entschlossen, an dem Gottesdienst teilzunehmen, sagte Hanersley. „Wir waren dieses Jahr bei keinem Weihnachtsgottesdienst, und das war die perfekte Möglichkeit, das nachzuholen.“
Die ganze Andacht mit dem Kerzenschein und der tollen Atmosphäre sei sehr schön gewesen, lobte Giese. Da überlege man gleich, auch im nächsten Jahr wieder vorbeizuschauen, so die begeisterten Hattersheimer.

 

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