Müllsammelaktion in Kelsterbach

Bürger wollen etwas tun gegen achtlos weggeworfenen Abfall

Nicht meckern, anpacken: Das wollen Nicolai Roth, Karin Tarkeshian mit Töchterchen Maya und Sohn Sean, Levian Voll und Rico Voll (von links), die am Fachmarktzentrum den achtlos weggeworfenen Müll einsammelten. (Foto: Postl)

Kelsterbach (pos). Erneut waren am Samstagmittag (15. Mai) fleißige Kelsterbacher im Stadtgebiet unterwegs und befreiten einige Plätze von achtlos weggeworfenem Müll. Der Ärger ist – gerade in den sozialen Netzwerken – groß über die Rücksichtslosigkeit mancher Menschen. Doch einige wenige ärgern sich nicht nur, sie räumen einfach das weg, was andere in die Natur werfen.

„Ich erlebe es ja fast täglich: Viele regen sich über weggeworfen Müll auf, doch wer macht sich auf, das Zeug auch mal einzusammeln – und mit gutem Beispiel voranzugehen?“, fragte Rico Voll. Der Neu-Kelsterbacher, er zog 2014 in die Untermainstadt, will die Müllsituation nicht einfach so hinnehmen. „Wenn ich mit den Kindern spazieren gehe, dann habe ich immer leere Tüten dabei – und die sind am Ende voll“, erklärt der Familienvater. Zuletzt hatte er Anfang April über die Plattform Facebook zu einer Müllsammelaktion aufgerufen (wir haben berichtet). Eine offizielle und angemeldete Veranstaltung sind die Aktionen nicht, auch wegen der Corona-Pandemie soll es keine Menschenansammlungen geben. „Ich gebe den Anstoß und bin in vorderster Reihe dabei, aber jeder kann sammeln, wo er möchte. Hauptsache, es kommt möglichst viel von dem Zeug, was da überall herumliegt, wieder weg“, so seine Intention.

Nicht nachvollziehbar, warum manche ihren Müll überall hinwerfen

Treffpunkt war auch diesmal wieder das noch unbebaute Areal auf dem ehemaligen Enkagelände. Der Schock war groß, als Rico Voll sein Fahrzeug neben den Glas- und Kleidercontainern parkte. „Es ist einfach nicht nachvollziehbar, weshalb man so was macht“, zeigte Voll auf einen Berg voller Kleider und weiteren Unrat, der dort einfach abgestellt wurde. Nach einem Blick über das Gelände folgte ein weiteres Kopfschütteln – er hatte eine alte Couch erspäht. „Da macht sich jemand die Mühe, lädt das Ding in sein Auto, fährt wohl bei Nacht und Nebel hierher, um das alles im Gelände abzuladen – einfach unbegreiflich.“ Ausgerüstet mit Greifzangen, Handschuhen und Müllsack ging es dann mit seinem Sohn Levian auf Müllsuche. Lange brauchten sie nicht zu suchen, um fündig zu werden. „Papa, wer macht so was?“, rief sein Sohn Levian und schleppte einen Teppich an. Bald kamen noch Nicolai Roth dazu, danach noch Karin Tarkeshian mit Töchterchen Maya und Sohn Sean dazu.
„Da Reden und Beschwerden nichts bringen, muss man halt handeln“, so ihre Devise. Nach knapp drei Stunden kamen 29 Müllsäcke sowie diverser Sperrmüll, darunter ein Wäscheständer, zusammen. Den Abfall holt dann wie vergangenes Mal, der Kelsterbacher Kommunalbetrieb ab. Beim Müllsammeln kam Levian und Sean, beide sechs Jahre alt, eine Idee, was mit dem sauberen Platz passieren könnte: „Wenn wir den ganzen Müll hier weggeräumt haben, dann könnte man hier doch einen schönen Spielplatz hinmachen.“ Rico Voll und seine Mitstreiter hätten angesichts der Masse an Abfall noch weitersammeln können. Und so soll es nicht die letzte Sammelaktion gewesen sein.
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