Mieter sollten Rücklagen bilden

Baugenossenschaft Kelsterbach zieht positive Bilanz, rechnet aber mit steigenden Heizkosten

GBK-Bauprojekt in der Dahlienstraße 20: Der Ostflügel ist bereits fertiggestellt und teilweise bezogen, der Westflügel (hinten) wird gerade gebaut. (Foto: Postl)

Kelsterbach (pos). Die Gemeinnützige Baugenossenschaft Kelsterbach (GBK) ist trotz widriger Umstände weiter auf Erfolgskurs. Dies bestätigten sowohl Aufsichtsratsvorsitzender Jürgen Zeller als auch GBK-Geschäftsführer Lars Laun. Bei der jüngsten Mitgliederversammlung ging es zwar um die Bilanz des Jahres 2020, doch auch im 72. Jahr des Bestehens der GBK zeigt die wirtschaftliche Entwicklung weiter nach oben.

Die GBK bewirtschaftet derzeit 903 Wohnungen, davon sind 181 mit öffentlichen Mitteln gefördert, die restlichen 722 frei finanziert. „Wir werden bald an der Schallmauer von 1000 Wohneinheiten kratzen“, gab Zeller einen Ausblick auf die nächsten Jahre. „Corona ist zwar noch nicht vorbei, dennoch haben wir heute eine andere bessere Situation als noch vor einem Jahr“, sagte Zeller vor 65 stimmberechtigten Mitgliedern im Fritz-Treutel-Haus. Das Jahr 2020 schließe sich nach seinen Worten als weiteres erfolgreiches Jahr an die bisherige Erfolgsgeschichte der Baugenossenschaft an. „Auch wir spüren entsprechenden Verzögerungen im Bausektor, haben aber dennoch keine größeren Verzögerungen bei unserem großen Neubauprojekt zu verzeichnen“, so Zeller.

Große Sorgen wegen Energieversorgung und Lieferketten im Baugewerbe

Dennoch stehe man, insbesondere durch Putins Angriffskrieg auf die Ukraine, vor entsprechenden Herausforderungen, deren Auswirkungen im Detail noch nicht vorhersehbar seien, sagte Zeller. „Wir machen uns große Sorgen, was die Energieversorgung als auch die Lieferketten im Baugewerbe betrifft“, so Zeller deutlich. Er verwies auf die eine oder andere Zusatzbelastung, die 2023 auf alle, und damit auch auf die GBK-Mieter, zukommen werde. „Ich bin jedoch zuversichtlich, alle diese Herausforderungen meistern zu können, jedoch brauchen wir Ihre Mithilfe“, appellierte Zeller an die GBK-Mitglieder.
Geschäftsführer Lars Laun erläuterte im Detail die Zahlen des Geschäftsberichts für das Jahr 2020. „Eine hohe Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum und die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden bestimmen unsere Geschäftstätigkeit“, so Laun. Das Geschäftsjahr 2020 schließt mit einer Bilanzsumme von rund 55, 21 Millionen Euro ab. „Dies ist ein Plus von rund 6,1 Millionen, der größte Anteil davon entfällt mit 5,7 Millionen Euro auf den Neubau in der Dahlienstraße“, erklärte Laun. Mit rund 900 000 Euro lagen die Investitionen im Bereich der Sanierung etwas niedriger als im Jahr zuvor (1,2 Millionen), doch aufgrund der Energiekrise dürften diese wieder steigen, da mehr in die energetische Sanierung investiert werden soll – ja muss. „Da wir weiterhin von den Gaslieferungen eines autokratisch geführten Russlands abhängig sein werden, sind auch weitere Kostensteigerungen im produzierenden Baugewerbe zu erwarten“, betonte Laun. Er empfahl auch seinen Mietern schon jetzt, entsprechende Rücklagen für die unvermeidbaren höheren Heizungskosten zu bilden.
Auf Vorschlag des Vorstandes und nach Genehmigung des Aufsichtsrates wurde folgenden Bilanzstellung beschlossen: 180 267 Euro werden der gesetzlichen Rücklage zugeführt, 1,34 Millionen Euro der Bauerneuerungsrücklage. 150 000 Euro gehen in die Ergebnisrücklage und der Bilanzgewinn von 130 000 Euro wird der freien Rücklage zugeführt. Diesen Vorschlägen stimmte die Mitgliederversammlung einstimmig zu. 

Bauprojekt in Dahlienstraße mit insgesamt 70 Wohnungen bald fertig 

Jürgen Zeller dankte den Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern für ihre engagierte und weitsichtige Arbeit. „Unser Unternehmen ist für die künftigen Herausforderungen gut aufgestellt“, verwies Zeller insbesondere auf die überdurchschnittlich hohe Eigenkapitalquote. Was das aktuelle Bauvorhaben in der Dahlienstraße betrifft, so ist der erste Bauabschnitt mit 35 Wohneinheiten bereits fertiggestellt, der zweite Bauabschnitt mit weiteren 35 Wohneinheiten soll spätestens Anfang 2023 soweit sein, dass er von den Mietern bezogen werden kann. „Die Terminziele und gesteckte Kostenrahmen bleiben im geplanten Bereich“, betonte Zeller. „Als ein Unternehmen mit Gewissen wollen wir dafür sorgen, dass Menschen, wenn sie ihren Job verloren haben, nicht auch noch ihre Wohnung verlieren“, betonte der Aufsichtsratsvorsitzende.
Im Rahmen der Mitgliederversammlung kam es für die drei turnusgemäß ausgeschiedenen Aufsichtsratsmitglieder Jürgen Zeller, Ute Erbig, und Peter Heinrich zu einer Nachwahl. Da sich alle bereit erklärten, auch für die nächsten drei Jahre zu kandidieren, wurden sie einstimmig wiedergewählt. 
Außerdem wurden zahlreiche Mitglieder für ihre langjährige Treue zur GBK ausgezeichnet. Für ihre 25-jährige Mitgliedschaft erhielt Marion Lipsius eine Urkunde, seit 40 Jahren ist Werner Grill treues Mitglied der GBK, Norbert Berg bereits seit 50 Jahren. Für ihre 60-jährige Verbundenheit zur Baugenossenschaft konnten mit Lothar Deicke, Alfred Wiegand und Horst Kastell drei Mitglieder ausgezeichnet werden. „Die Mitglieder sind unsere Basis, auf der wir vertrauen und aufbauen können“, dankte Geschäftsführer Lars Laun den Mietern.

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