Die Menschen von der Schuld befreit

Über 350 Besucher feiern gemeinsam Gottesdienst zum 500. Jahrestag der Reformation

GROSSE RESONANZ: Weit über350 Besucher waren zum gemeinsamen Festgottesdienst der evangelischen Gemeinden zum Reformationstag ins Fritz-Treutel-Haus gekommen. (Foto: Scherer)

Kelsterbach. Mit einem Festgottesdienst haben am Dienstagmorgen die evangelischen Gemeinden dem 500. Jahrestag der Reformation gedacht. Die Resonanz war groß. Weit über 350 Besucher kamen zu der feierlichen Andacht mit musikalischen Beiträgen und Abendmahl ins Fritz-Treutel-Haus.

Die Organisatoren hatten im Bürgersaal etliche Sitzreihen gestellt, die jedoch bei weitem nicht ausreichten, um dem Andrang gerecht zu werden. So wurden weitere Stühle geholt, damit während des knapp zweistündigen Festgottesdienstes niemand stehen musste. Mit einer großen Zahl an Besuchern habe man zwar gerechnet, aber „dass es so viele sind“, habe man dann doch nicht gedacht. Umso mehr freute sich Joachim Bundschuh, Pfarrer der Friedensgemeinde, der den Gottesdienst zusammen mit seinen Kollegen Alfred Weinberg von der Gemeinde St. Martin, Nicolay Kopf von der Christuskirchengemeinde, Matthias Krebs von der Petrusgemeinde und Man Jong Kim von der koreanischen URI-Gemeinde gestaltet hatte.
Vor genau 500 Jahren – am 31. Oktober 1517 – soll der Mönch und Theologe Martin Luther erstmals seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel der katholischen Kirche veröffentlicht haben, was später zur Spaltung der Kirche führte. Über den Zeitpunkt hätte man sicher diskutieren können, sagte Pfarrer Bundschuh, der auf das bereits viel frühere Wirken des Theologen und Vordenkers der Reformation, Jan Hus, etwa 100 Jahre vor Luther verwies. Es habe viele Männer und Frauen gegeben, denen die Reformation ein Anliegen gewesen sei, allerdings mit unterschiedlichem Erfolg.
Den Festgottesdienst feiere man dennoch im Zeichen der ökumenischen Verbundenheit, betonte Bundschuh, der neben Vertretern politischer Gremien auch Mitglieder der katholischen Pfarrei Herz-Jesu mit Pfarrer Franz-Josef Berbner in den Reihen der Gäste begrüßen konnte. Gemeinsam erinnere man an die größte Errungenschaft der Reformation, die wieder Jesus Christus in den Mittelpunkt des Glaubens gestellt habe. Dies feierten alle gemeinsam, ob Lutheraner, Baptisten, Unitarier oder Presbyterianer in einer weltumspannenden Gemeinschaft.
„Wie werde ich vor Gott gerecht? Wie gnädig ist mein Gott?“ Das seien Fragen gewesen, die die Menschen damals gequält hätten, erinnerte Matthias Krebs in seiner Predigt. Die Kirche habe die Angst vor dem ewigen Höllenfeuer und dem Teufel geschürt und der kirchliche Handel mit den Ablassbriefen – der Erlass der Sünden gegen bare Münze – blühte. Die Angst vor ewiger Verdammnis habe auch Luther umgetrieben, so der Pastor der Petrusgemeinde. „Aber er glaubte nicht, dass Gott sich durch ein paar Münzen gnädig stimmen ließ.“ 
Im Evangelium, genauer im Römerbrief von Paulus, habe Luther die „lebensverändernde Botschaft“ entdeckt, nämlich dass durch das Opfer Jesu Christi der Mensch von der Schuld freigesprochen werde. Gott schenke die Gnade, dieses Angebot nehme man mit dem Glauben an, so Krebs. Mit der Veröffentlichung der Thesen sollte die Botschaft zur Diskussion unters Volk gebracht werden. 
Die musikalischen Beiträge des Gottesdienstes standen im Zeichen von Luther, der die Texte für zahlreiche Kirchenlieder geschrieben hat. Eines der bekanntesten Stücke, „Eine feste Burg ist unser Gott“, sang der Chor der koreanischen Gemeinde. Der evangelische Posaunenchor unter der Leitung von Ernst Freese spielte unter anderem das Luther-Lied „Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort“.
Lieder zur Lobpreisung trug die Band der Petrusgemeinde mit Yannik Stenzel, (Drums) Maxim Skupsch (Keyboard), Rimia Mekonnen (Gesang) und Micha Lenhard (Gitarre, Gesang) vor. Einen gemeinsamen Auftritt hatten zudem die Kirchenchöre der Friedensgemeinde, der Christuskirchengemeinde und der Gemeinde St. Martin, die zusammen „Gut, dass wir einander haben“ sangen. (nad)

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