Mehr Einsparungen als erwartet

Gemeinsame Friedhofsverwaltung der Drei-gewinnt-Städte entlastet die Etats

BESUCH in der gemeinsamen Friedhofsverwaltung: Fachbereichsleiterin Marion Götz, Thomas Jühe, Michael Finger, Patrick Burghardt und Manfred Ockel (von links) schauen den Mitarbeitern Willi Kuhn (am PC) und Sandra Bernhardt (Dritte von links) über die Schulter. (Foto: Scherer)

Rüsselsheim. Besserer Service für die Bürger, geringere Kosten für die Städte – seit dem 1. Juli 2015 gibt es im Rahmen der Interkommunalen Zusammenarbeit (IKZ) eine gemeinsame Friedhofsverwaltung für die Städte Kelsterbach, Rüsselsheim und Raunheim. Die Bürgermeister der drei Kommunen legten nun einen Ergebnisbericht für das erste halbe Jahr der Zusammenarbeit vor und zogen eine positive Bilanz. Laut Rüsselsheims Oberbürgermeister Patrick Burghardt (CDU) sind die bisherigen Einsparungen sogar höher ausgefallen als erwartet.

Alle drei Kommunen müssen auf ihre Ausgaben achten. Um möglichst alle Serviceleistungen zu erhalten, arbeiten die drei Städte in verschiedenen Bereichen zusammen. Das Projekt im Bereich der Friedhofsverwaltung läuft erfolgreich. Denn dass die Gebührenbescheide nun aus Rüsselsheim kommen – die zentrale Verwaltung befindet sich am Waldfriedhof der Opelstadt – hätten viele Bürger gar nicht wahrgenommen, sagte Kelsterbachs Bürgermeister Manfred Ockel (SPD).
Vieles sei gleich geblieben oder habe sich sogar verbessert. „Und dabei wurden noch Kosten gespart.“ Im Kelsterbacher Rathaus gebe es nach wie vor eine Ansprechpartnerin, jede Kommune gestalte ihre Friedhöfe weiter wie bisher und es gebe eigene Friedhofssatzungen, betonte Ockel.
In Rüsselsheim zentrieren sich die Verwaltungsaufgaben für die sechs Friedhöfe der drei Kommunen mit insgesamt rund 20 000 Grabstätten, verteilt auf etwa 25 Hektar Fläche. Statt bisher 4,3 Stellen werden für die gemeinsame Friedhofsverwaltung nun 2,75 Stellen benötigt. Entlassen wurde niemand, die bisherigen Mitarbeiter in anderen Bereichen der Verwaltungen eingesetzt. Vorteile ergäben sich auch aus einer gemeinsam genutzten EDV.
Laut Michael Finger können so jährlich zwischen 90 000 und 110 000 Euro eingespart werden, rund 27 Prozent. Damit übertreffe man bereits im ersten Jahr eine Vorgabe des Landes Hessen, das die Fusion mit 75 000 Euro gefördert und Einsparungen von mindestens 15 Prozent gefordert habe, verriet der Leiter der Friedhofsverwaltung. Je nach Bestattungszahlen können Raunheim und Kelsterbach je 20 000 Euro pro Jahr sparen, Rüsselsheim rund 60 000 Euro. In der Summe lägen die jährlichen Kosten der Verwaltung nun bei rund 300 000 Euro, so Finger, der betonte, dass es sich hier um ein Pilotprojekt handele.
„Wir sind die erste IKZ-Friedhofsverwaltung in Hessen“, so Finger, der ausdrücklich die beteiligten Mitarbeiter lobte. Diese hätten in zehn Monaten ohne externe Hilfe unter der Leitung von Fachbereichsleiterin Marion Götz die gemeinsame Friedhofsverwaltung auf die Beine gestellt. Beratend zur Seite gestanden hatte der Rüsselsheimer Stadtrat und Dezernent für Friedhof- und Bestattungswesen, Horst Trapp.
Insgesamt wurden seit Juli über 1100 Bestattungen von der gemeinsamen Friedhofsverwaltung bearbeitet, davon rund 400 im ersten Quartal 2016. Die Einnahmen durch Gebühren lagen in den ersten drei Monaten bei 400 000 Euro, bis Ende des Jahres rechnet man mit Einnahmen von rund 1,1 Millionen Euro.
Bisher habe es noch keine einzige negative Rückmeldung von Bürgern gegeben, sagte Patrick Burghardt. „Es war ein absolut richtiger Schritt“, so der Rüsselsheimer Rathauschef. Für die Bürger seien entgegen erster Bedenken keine Nachteile entstanden. Dass sich künftig weitere Kommunen im Kreis Groß-Gerau der gemeinsamen Friedhofsverwaltung anschließen, ist laut Burghardt eine Option.
Raunheims Bürgermeister Thomas Jühe (SPD) erklärte, er habe keinen Zweifel, dass sich auch andere IKZ-Projekte ähnlich erfolgreich umsetzen ließen. Die drei Städte müssten durch ihre angespannte Haushaltssituation die IKZ intensivieren, damit nicht durch Sparmaßnahmen an andere Stelle Leistungen gekürzt werden müssten. „Das wollen wir den Bürgern nicht zumuten.“ Die Zusammenlegung der Betriebshöfe in Dreieich und Neu-Isenburg habe gezeigt, dass man das Vertrauen der Bürger erhalte, wenn man das Thema unaufgeregt angehe, so Jühe in Bezug auf die politische Diskussion in Rüsselsheim, wo viele Stadtverordnete sowie eine Bürgerinitiative die Fusion ablehnen.
Noch in diesem Jahr sollen die Friedhofsanlagen weiterentwickelt werden. Wie in Rüsselsheim soll es künftig auch in Raunheim eine Baumgrabanlage geben. In Raunheim und Kelsterbach sind außerdem Urnengemeinschaftsanlagen geplant, deren günstige Grabpflege während der gesamten Nutzungsdauer durch die Treuhandstelle für Dauergrabpflege Hessen-Thüringen sichergestellt wird. (nad)

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