Leise, sauber, effektiv und sehr sparsam

Blockheizkraftwerk im Altenwohnheim geht in Betrieb

DEN MOTOR der neuen Anlage nehmen Axel Christ, Manfred Ockel, Jürgen May, Dirk Gerber und Michael Reuthal in Augenschein. (Foto: Postl)

Kelsterbach. An kalten Wintertagen soll es in der Wohnung schön mollig warm sein. Insbesondere ältere Menschen haben ein großes Wärmebedürfnis. Heizen ist aber auch eine Frage des Geldbeutels, auch der Schutz der Umwelt ist wichtig.
 

Beide Aspekte greift das Prinzip des Blockheizkraftwerkes auf, deshalb wurde jetzt eines fürs Heizen und zur Warmwasseraufbereitung im Altenwohnheim in der Moselstraße installiert. Das von der Süwag Erneuerbare Energien realisierte Projekt nutzt Erdgas, das überaus effektiv genutzt wird, als Brennstoff. Das Prinzip beruht auf der Kraft-Wärme-Kopplung – es ist also eine stromerzeugende Heizung. Ein Motor treibt einen Generator an, der Strom erzeugt, die Abwärme wird zur Gebäudeheizung genutzt. In Verbindung mit einem Spitzenlastkessel werden überdurchschnittliche Verbrauchsanforderungen gewährleistet.
Es blinkt und glänzt alles ganz neu im Heizraum der Wohnanlage in der Moselstraße. Der Raum selbst ist zwar temperiert, dies ist aber kein Vergleich zur früheren Hitze während des Betriebs des alten Guss-Heizkessels. „Das wird auch weiterhin so bleiben, denn wir haben kaum Abwärme, die aus dem Kreislaufsystem nach außen dringt. Abgase oder Ruß wie bei einer herkömmlichen Heizung gibt es auch nicht mehr“, erläutert Axel Christ, Projektingenieur der Süwag Gruppe.
Nach der Umrüstung gaben jetzt Bürgermeister Manfred Ockel, Süwag-Regionalkoordinator Jürgen May und Dirk Gerber, Geschäftsführer der Süwag erneuerbare Energien GmbH, den Betrieb des Blockheizkraftwerkes frei.
Nach dem symbolischen Druck auf den roten Knopf war jedoch kaum etwas zu hören – nur ein leises Zischen. „Vom Motor selbst hört man so gut wie gar nichts und auch das Zischen, das durch das Luftansaugsystem entsteht, werden wir bei der nächsten Inspektion abstellen“, erklärte Projektingenieur Axel Christ. Der Motorblock ist vollständig schalldicht eingehaust und sogar auf einem schwingungsdämpfenden Sockel montiert. Selbst die Übergänge zu den Rohren sind aus flexiblem Material, damit sich keine Geräusche und Schwingungen übertragen können. „Da rührt sich nichts und man hört auch so gut wie nichts“, stellte Ockel erstaunt fest.
Die Umrüstung der Heizungsanlage war für die Süwag so etwas wie eine „Operation am offen Herzen“, wie es Projektingenieur Axel Christ beschrieb. „Wir mussten die ganze Sache ja bei laufendem Betrieb durchführen und die Ausfallzeiten so kurz wie möglich halten“, erklärte er das Problem.
Für die Durchführung der technischen Infrastruktur wurden mit den Firmen Heizungsbau Lippert und Zawo Elektrobetrieb bewusst Kelsterbacher Betriebe beauftragt. Dies freute insbesondere den Bürgermeister. „Wir versuchen nach Möglichkeit das Kelsterbacher Gewerbe zu empfehlen. Die letzte Entscheidung liegt freilich bei der ausführenden Firma“, erklärte Ockel. Schließlich bestimmen auch hier die Gesetze des Marktes die Entscheidungen.
Neben der Heizung wurden wesentliche Bestandteile der Heizanlage, wie ein großer Schaltschrank mit moderner Regelung, die Warmwasseraufbereitung und das Druckhaltesystem, erneuert. Besonders vorteilhaft ist die Erneuerung der Elektro-Hausverteilungsanlage, denn die Bewohner werden jetzt direkt – und zudem überaus kostengünstig – mit dem in der Wohnanlage erzeugten Strom beliefert.
Die größte Innovation liegt jedoch im Bereich des Energieverbrauchs und der damit einhergehenden Reduzierung der Emissionen. „Diese Anlage hat einen Gesamtjahresnutzungsgrad von rund 93 Prozent, das ist überaus vorbildlich“, betonte Christ. Das Blockheizkraftwerk erzeugt 35 Kilowatt Strom und 35 Kilowatt Heizleistung. Die Jahreswärmeerzeugung liegt bei rund 306 000 Kilowattstunden, was für eine Anlage mit 28 Wohnungen völlig ausreichend ist. Von der Jahresstromerzeugung von 96 000 Kilowattstunden werden nach Süwag-Berechnungen rund 60 000 in der Wohnanlage verbraucht, der Rest wird in das öffentliche Netz eingespeist – und somit verkauft.
Die erwartete Kohlendioxideinsparung liegt bei rund 30 Tonnen jährlich gegenüber konventioneller Wärme- und Stromerzeugung. Dies entspreche einem Kohlendioxid-Bindungspotential von rund 200 ausgewachsenen Bäumen. Die jährliche Laufleistung des Motors entspräche beim Auto einer Entfernung von 300 000 Kilometern, also rund 7,5 Erdumrundungen. (pos)

Noch keine Bewertungen vorhanden

HerunterladenQR Code URL: https://www.freitags-anzeiger.de/4715


X