An der Landebahn fallen Bäume

Erneut Rodungen zwischen Staudenweiher und Flughafen – Weniger Schallschutz

TROSTLOS: Einmal mehr wurden zwischen dem Zaun der Landebahn Nordwest und dem Staudenweiher Bäume gefällt, weil dort laut Planfeststellungsbeschluss eine Heidelandschaft entstehen soll. Die Stadt Kelsterbach, die ihren Wald selbst bewirtschaftet, wurde vorab nicht über die Rodungen durch die Fraport AG, die im Auftrag der Oberen Naturschutzbehörde handelte, informiert. (Foto: Postl)

Kelsterbach. Den Spaziergängern und Radlern auf dem Grenzweg in Höhe des Staudenweihers bietet sich seit einigen Tagen ein ungewohntes Bild: Die letzten Bäume entlang der Nordwestbahn wurden gefällt und geben den Blick bis zum Zaun frei. Man sieht die gelandeten Flugzeuge – und riecht das Kerosin. Die Stämme wurden feinsäuberlich gestapelt und lassen das Ausmaß des Waldeinschlages erkennen. Gesunde Stileichen, Birken und weitere Baumarten fielen der Motorsäge zum Opfer.

Gerodet wurde die Fläche durch die Fraport AG auf Anweisung der Oberen Naturschutzbehörde, also letztendlich des Landes Hessen, um eine im Planfeststellungsbeschluss festgelegte großflächige Heidelandschaft zu schaffen. Diese soll zwischen der Landebahn Nordwest und dem Staudenweiher entstehen. Schon jetzt gibt es hier eine breite Schneise, die nicht nur den Blick auf die in Kelsterbach ohnehin ungeliebte Landebahn Nordwest freigibt, schlimmer, durch den Kahlschlag fehlt es an dieser Stelle auch an natürlicher Schallminderung. Die Fläche soll noch erweitert werden, es sollen noch mehr Bäume fallen.
Die Stadt wurde nicht über die Baumfällaktion informiert und reagierte mit Unverständnis. „Wir haben gerade aus dem Grund, den Restwald nach unseren Vorstellungen zu erhalten und zu gestalten, die Waldbewirtschaftung aus den Händen von Hessen Forst übernommen“, erklärte Jochen Schaab von der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit. Dass die Stadt nun tatenlos zusehen müsse, wie Raubbau an ihrem Eigentum betrieben werde, sei umso schmerzlicher.
„Wir wurden von der radikalen Art des Vorgehens überrascht und haben an verschiedenen Stellen interveniert“, betonte Bürgermeister Manfred Ockel. Die Stadt wolle jetzt darauf hinwirken, dass weitere Maßnahmen „verträglicher und für die Bürger verständlicher“ umgesetzt werden.
Eine Anfrage bei der Unteren Naturschutzbehörde in Groß-Gerau brachte die Auskunft, dass man von den Rodungen nichts wisse und besser Hessen Forst kontaktiert werden solle. Dass die Waldbewirtschaftung des Restwaldes in den Händen der Stadt liegt, scheint sich noch nicht bis zur Unteren Naturschutzbehörde herum gesprochen zu haben.
Das bezüglich der Baumfällaktion ebenfalls kontaktierte Regierungspräsidium in Darmstadt teilte mit: „Wir klären zurzeit die Zusammenhänge und können daher kurzfristig nichts dazu sagen.“ Eine zeitgleich an das zuständige Hessische Umweltministerium gerichtete Anfrage blieb bislang unbeantwortet.
Kelsterbachs Bürgermeister Manfred Ockel zeigte sich im Bauausschuss sehr erbost, als das Thema zur Sprache kam. Gegenüber der Fraport AG habe man noch einmal erklärt, dass Arbeiten im Kelsterbacher Wald grundsätzlich nur von der Stadt Kelsterbach geleistet würden. Das stände dort jetzt fest. Es sei die Obere Naturschutzbehörde gewesen, so Ockel, das Ministerium, das diesen Auftrag der Fraport erteilt habe. Kelsterbach wolle grundsätzlich keinen Baum fällen. Aber man komme auch nicht gegen den Planfeststellungsbeschluss an. Das beste sei, Zeit zu schinden, um die Neuanpflanzungen groß werden zu lassen und dann so wenig wie möglich Bäume zu fällen, eigentlich gar keine, wenn es nach dem Willen der Stadt gehe. (pos)

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