Kritik an Corona-Tests in Kelsterbacher Postfiliale

Center nach wenigen Tagen wieder verschwunden / Kaum Nachfrage

Kurzes Intermezzo: Das Schnelltest-Center in der Postfiliale an der Waldstraße war nach wenigen Tagen schon wieder Geschichte. Foto: Erlenbach

Kelsterbach – Irgendwie hatte die Szenerie etwas von Science-Fiction: In der Postfiliale an der Waldstraße, hinten rechts in der Ecke, neben dem Tisch für Postformulare und dem Liquid für E-Zigaretten, steht eine junge Frau mit Ganzkörper-Schutzanzug, Maske und darüber noch einem Plastikvisier. Ein Plakat auf einem großen Werbeständer erläutert, was dort passiert. Wer möchte, kann einen Antigen-Schnelltest machen lassen. Für 49 Euro. Das Ergebnis dieser Tests gibt es in 15 bis 30 Minuten direkt auf das Handy.

Doch nach nur knapp einer Woche war diese Testmöglichkeit in der Postfiliale schon wieder Geschichte. Mangels Testinteressenten, aber vor allem auch wegen einiger Proteste der Postkunden, ist es wieder abgebaut worden.
Am Mittwoch vergangener Woche ist die bereits erwähnte junge Dame an ihrem Stand ziemlich einsam. Niemand will sich testen lassen, obwohl man keine Voranmeldung benötigt, wie sie versichert. Seit die Testmöglichkeit in der zweiten Januarwoche eingerichtet worden war, seien nur wenige Interessenten gekommen. Vor allem deshalb, weil die Rüsselsheimer Firma, die auch Testzentren in einigen anderen Kommunen im Kreis Groß-Gerau, etwa in Mörfelden-Walldorf, betreibt, bisher keine Werbung gemacht habe. Womöglich ist die Flaute aber auch auf neue behördliche Vorgaben zurückzuführen. Denn gerade die beiden Testzentren in Kelsterbach – ein weiteres Schnelltestzentrum gibt es noch am Sportpark in der Kirschenallee – wollten in erster Linie Fluggäste erreichen, denen die Wartezeit am Flughafen zu lang und die Tests dort zu teuer waren. Doch das geht jetzt nicht mehr, denn die Behörden schreiben am Flughafen die sogenannten PCR-Tests vor, die zuverlässiger und genauer als die Schnelltests sein sollen, auf deren Ergebnis man aber mehrere Stunden warten muss.
Die Schnelltests hatten vor allem um die Weihnachtsfeiertage eine gute Resonanz, weil sich Menschen, bevor sie Angehörige in Seniorenheimen oder zu Hause besuchten, vorher vergewissern wollten, dass sie die Senioren nicht mit Corona anstecken können. Nach dem Jahreswechsel, so ist zu hören, habe das Interesse deutlich nachgelassen.
Das zeigt sich auch am Testzentrum auf dem Parkplatz am Sportpark, das als Drive-in-Zentrum ausgelegt ist. Hier kann man sich durch das Autofenster testen lassen, geschlossene Räume muss man nicht betreten. Auch wenn tagsüber immer wieder gähnende Leere herrscht, gibt es nach der Aussage eines Mitarbeiters dieses Corona-Schnelltest-Zentrums vor allem morgens einen recht guten Zulauf, weil sich dann oft Firmenmitarbeiter testen ließen. Auch Kunden, die nach einer Reise eine zweite Bescheinigung benötigen, kämen nach Kelsterbach, um sich testen zu lassen.
Wie berichtet, war Ahmet Koc, der Betreiber der Postfiliale, für sein Vorhaben, darin Corona-Schnelltests anzubieten, kritisiert worden. Ein Kunde hatte sich in einem Schreiben an die Presse massiv beschwert. Auch das Ordnungsamt habe er informiert. Es könne nicht angehen, dass Menschen, die bei der Post etwas zu erledigen hätten, dort mit Menschen zusammentreffen könnten, die sich testen lassen wollen, weil sie glaubten, Corona-Symptome zu haben, schimpfte der Mann. Das Ordnungsamt und die Post müssten das umgehend unterbinden.
Auch in einschlägigen Internetforen gab es ähnlich geartete Kritik. Nicht nur, weil sich das Testcenter in der Postfiliale mit regem Kundenverkehr befand, sondern auch wegen des Preises, der elf Euro über demjenigen des Testcenters am Sportpark lag. Aber weil sich Fluggäste nun, egal, ob sie wegfliegen oder ankommen, in Kelsterbach nicht mehr testen lassen können, überlege man, die Testmöglichkeit in der Postfiliale wieder einzustellen, sagten die Mitarbeiter noch am Mittwoch. Am Donnerstag vergangener Woche dann war das Testcenter bereits verschwunden. Seither geht alles in der Postfiliale wieder seinen gewohnten Gang. Von Hans Dieter Erlenbach
Derweil hat das Testcenter in einem Tabakladen gegenüber des Kelsterbacher Bahnhofs einen neuen Standort gefunden

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