Kelsterbacher Kerb auf dem Schlossplatz beerdigt

Bopp „stirbt“ den Flammentod - Zuspruch beim Volksfest seit Jahren rückläufig

IN DIE LODERNDEN FLAMMEN warfen die Kerweborsch die Bopp bei der Kerwebeerdigung auf dem Schlossplatz. Mit der geselligen Veranstaltung feierten die Unterstützer sechs Wochen nach der Kerb das offizielle Ende der gelungenen Veranstaltung. (Foto: Koslowski)

Kelsterbach (rko). Noch steht sie in ihrer ganzen Pracht auf dem Schlossplatz. Die 20 Meter hohe Fichte mit ihrem schmucken Kranz und der schicken Puppe in der Krone. Aber es sind sechs Wochen seit der Kerb vergangen. Das heißt, es hat das letzte Stündlein für Baum, Kranz und Puppe geschlagen. 

Kerwebaum kommt unter den Hammer

Rund 60 Leute hatten sich auf dem Schlossplatz versammelt, denn es stand die traditionelle Beerdigung der Kerb an, bei der auch immer Bilanz gezogen wird. Der mit Europaletten und Ästen bestückte „Scheiterhaufen“, wie ein Kerweborsch scherzte, war schon vorbereitet. Mit dem Holz des Kerwebaums wurde später das Feuer gespeist, denn die Kerwegesellschaft wollte sich bis nach Mitternacht von dem Volksfest verabschieden, kündigte Vizepräsident Sven Wellinger an. 
„Mit der Beerdigung ist die Kerb offiziell vorbei“, erklärte Wellinger den Hintergrund des traditionellen Rituals. Altkerweborsch, Kerweborsch, Freunde und Unterstützer des Fests wollten sich das Schauspiel nicht entgehen lassen, dabei mit einem Bier oder einem heißen Äppler den Durst löschen und sich mit einer Rinds- oder Bockwurst stärken. Siegfried Roscher vom Kelsterbacher Kommunalbetrieb (KKB) brachte seine Motorsäge mit. Seine Zeit brach vor Einbruch der Dunkelheit an. Geschult setzte er das Sägeblatt an und brachte die Fichte zu Fall. 
Danach war Kleinarbeit angesagt. Heike und Peter Netsch hatten bei der Kerb den Baum ersteigert. Bei der amerikanischen Versteigerung waren sie die Letzten gewesen, die den Kaufpreis um einen Euro erhöhten. Insgesamt kam der Baum für 130 Euro unter den Hammer, Familie Netsch hatte am Ende sieben Euro bezahlt.

"Das war eine gute Kerb"

Damit blieb der Baum in einer waschechten Kerwefamilie, denn Peter Netsch ist Altkerweborsch, die beiden Töchter Jennifer und Janine Giggelsmädche. Vater und Mutter finden es toll, mit dem Kerwebaum ihren Kamin zu heizen. Dafür musste der Stamm aber in kleine Stücke zersägt werden, was Netsch gemeinsam mit Roscher übernahm.
Die Kerweborsch lösten unterdessen den Kranz und die schwarz-weiß gekleidete Kerwebopp vom Baum. Dafür brauchte es schon ein wenig Geduld und Geschick, denn die Puppe wurde mit einem Eisenband und einigen Schrauben am Stamm fixiert. Dafür war sie bei der Kerb sicher, sie zu stibitzen, wie es unter den Kerweborsch der Kommunen Brauch ist, war damit kaum möglich.
Der Kranz war nach sechs Wochen staubtrocken. „Das wird richtig schön rauchen“, stellte ein Kerweborsch fest. Tatsächlich brannte er wie Zunder, nachdem er in das Feuer geworfen wurde. Die Puppe folgte ihm erst gut eine halbe Stunde später in die lodernden Flammen. Andächtig verfolgten die Kerweborsch, wie die Bopp in sekundenschnelle den Flammentod starb. 
Die 14 Kerweborsch und Giggel Janine Netsch – ihr folgt Anna-Lena Hofmann nach – hätten eine tolle Kerb gefeiert, berichtete Wellinger. „Das war eine gute Kerb, sie war gut besucht“, zog er Bilanz. Die 17 Schausteller seien zufrieden gewesen und auch die Kerweborsch hätten ein stimmungsvolles Fest erlebt.

Immer weniger Besucher beim Frühschoppen

Die Kerweborsch hatten, mit Unterstützung der Altkerweborsch, mit einem Showprogramm für Begeisterung gesorgt. Ein Potpourri aus vielen Pop- und Rockliedern aus den 90er Jahren hatte die Gäste von den Bänken im Festzelt gerissen. Nach vier Tagen Feiern seien sie allerdings durchaus angeschlagen gewesen, räumte Wellinger schmunzelnd ein.
Auch die abendlichen Konzerte im Zelt seien gut besucht gewesen. Allerdings hätten sich viele Menschen wegen der hohen Temperaturen auch vor dem Zelt aufgehalten. 
Wellinger bedauert indessen, dass der Zuspruch von der Bevölkerung von Jahr zu Jahr zurückgehe und meinte besonders den Frühschoppen am Montagvormittag. Das liege auch daran, dass Firmen nicht mehr für die Kerb schließen würden und die Berufstätigen sich nicht mehr in großer Zahl einen Tag Urlauben nehmen könnten, so der Vizepräse.

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