Kelsterbach-Tour in der Fahrrad-Rikscha

Seniorenarbeit mit Wadenkraft: Ausflüge für Menschen mit Mobilitätseinschränkung

Tritt spontan in die Pedale: Bürgermeister Manfred Ockel dreht auf der vom Land der Stadt Kelsterbach bis Ende Juli zur Verfügung gestellten Rikscha spontan eine Runde. Waltraud Engelke von der Altenhilfe darf auch Probe fahren – als Passagier. Foto: Erlenbach

Kelsterbach – Und plötzlich ist er weg: Als die Altenhilfe der Stadt am Freitag auf dem Wochenmarkt eine Senioren-Rikscha präsentiert, entert Bürgermeister Manfred Ockel kurzerhand den Fahrersitz und braust davon. Spaß habe es gemacht, verkündet er zehn Minuten später. Und Spaß sollen auch die Senioren haben, die nicht mehr so gut zu Fuß oder per Fahrrad unterwegs sind und daher möglicherweise einige Orte der Stadt wie den Südpark oder das Mainufer mangels Mobilität schon länger nicht mehr gesehen haben.

Bis Ende Juli hat das Land Hessen im Rahmen einer Mobilitätsaktion für ältere Menschen der Stadt die Rikscha zur Verfügung gestellt. In dieser Zeit können Senioren das Gefährt unter der z 06107 77 33 15 bei der Altenhilfe bestellen und sich zwischen einer halben und eineinhalb Stunden durch die Stadt fahren lassen. Das Angebot ist kostenlos. Zwei Passagiere haben in der Rikscha bequem nebeneinander Platz. Damit sie sicher einsteigen können, fährt das Fußteil nach unten, damit sie sicher sitzen, müssen sie sich anschnallen. Einen Helm benötigen sie nicht. Die Fahrer der Rikscha müssen sich dank Elektrounterstützung nicht allzu sehr abmühen und kommen auch an Steigungen gut voran.
Damit das Projekt funktioniert, suchen die Verantwortlichen noch Freiwillige, die in die Pedale treten wollen. Sie werden von Waltraud Engelke oder Marcella Gröber eingewiesen und bekommen ein Zertifikat. Versichert sind sie während der Ausfahrten auch. Im Rahmen der Seniorenarbeit der Stadt soll das neue Angebot dazu dienen, älteren und gehbehinderten Menschen wieder mehr Mobilität zu ermöglichen. Wer Interesse an einer Rundfahrt durch die Stadt hat, sollte sich rechtzeitig unter der genannten Rufnummer melden. Neben verschiedenen Streckenvorschlägen können auch individuelle Streckenwünsche geäußert werden. Bei der Fahrt geht es gemütlich voran. Und wenn man bei der Tour Bekannte am Straßenrand entdecke, werde für ein Schwätzchen gern auch mal angehalten.
Bei den Besuchern des Wochenmarktes jedenfalls ist das neue Angebot am Freitag gut angekommen. „Das ist ja wie im Urlaub“, freut sich ein Ehepaar. Ein Senior merkt allerdings auch kritisch an, wenn die Stadt die Fortbewegung per Fahrrad proklamiere, müsse bezüglich der Radwege noch einiges getan werden. Gerade rund um die neue Mitte sei das Radeln mitunter gefährlich. Sollte das Angebot in den kommenden Wochen rege genutzt werden, kann sich Bürgermeister Manfred Ockel durchaus vorstellen, dass die Stadt eine eigene Rikscha anschafft. Die würde dann rund 10 000 Euro kosten. Von Hans Dieter Erlenbach

 

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