Kelsterbach ein Stückchen sauberer gemacht

Rund 60 Bürger machen bei Müllsammel-Aktion mit

Sie hatten mit angepackt: Über eine starke Beteiligung an der Aktion freute sich die Stadt. (Foto: Privat)

Kelsterbach (rko). Welche Menschen hinterlassen einen gut einen Meter langen Schaumstoffbalken im Kelsterbacher Südpark? Wer entsorgt einen Maschendrahtzaun am Mainufer? Und wer wirft seinen Verpackungsmüll einfach in die Landschaft und schädigt mit seinem Handeln Flora und Fauna? Menschen, die offensichtlich mit ihrer Umwelt nicht viel am Hut haben, sie nur für ihre Zwecke, für ihre Naherholung nutzen.

Für andere Menschen wiederum nimmt die Umwelt mehr Raum ein, sie beteiligen sich deshalb auch an Dreck-weg-Tagen oder auch dem World Cleanup Day, dem Weltaufräumtag. Dieser internationale Tag fällt in diesem Jahr auf den 16. September. Die Stadt Kelsterbach hat am Samstag gleichwohl ihren „eigenen Tag“ veranstaltet, wie es der städtische Klimaschutzbeauftragte Maximilian Barth, seit Januar im Amt, formulierte. Denn im September kletterten die Temperaturen durchaus noch um einige Grade nach oben – und zwei Stunden bei sengender Hitze im Grünen nach dem Abfall anderer Leute zu suchen, sei potenziellen Teilnehmern nicht zuzumuten. 

Viel Müll aus Naherholungsgebieten geholt

Und dann ist da noch die Klima-Taler App, die die Stadt erst im März – sie ist also noch recht frisch – eingeführt hat. Mit dieser App will die Stadt ihre Bürger zu klimafreundlichem Verhalten motivieren. Bei umwelt- und klimafreundlichem Verhalten werden den Nutzern Taler gutgeschrieben, mit denen sie unter anderem Vergünstigungen bei teilnehmenden Geschäften erhalten. Wer sich an der Aktion beteiligte, erhielt immerhin vier solcher Taler dafür.
Vier Einsatzorte hatte der Kelsterbacher Kommunalbetrieb (KKB) für den Aktionstag vorgeschlagen: Südpark und Staudenweiher, das Mainufer entlang der Mainstraße, das Mainufer im Gewerbegebiet Mönchhof sowie am Mönchswaldsee entlang. „Das sind Orte, wo sich ein Einsatz lohnt“, so Barth. Er selbst war mit einer Gruppe Teilnehmer im Südpark und am Staudenweiher unterwegs. „Hier befinden sich Spielplätze und Bänke, wir wollen eine saubere Umgebung anbieten“, äußerte der Klimaschutzbeauftragte.
Zigarettenkippen, Verpackungsmüll, Flaschen und Dosen wanderten zum Großteil in gelbe Müllsäcke. Barth findet es schade, dass die Leute ihren Abfall nicht in die bereitstehenden Mülleimer werfen. Allein an einem mit Tischen und Bänken ausgerüsteten Unterstand etwa stehen gleich drei solcher Eimer bereit, genügend also, um den Müll umweltgerecht zu entsorgen. Wie kann man die Mitmenschen motivieren, diesen Wunsch zu erfüllen? Über das Thema Lebensqualität die richtige Abfallentsorgung an sie herantragen, meint Barth. Vielleicht das eine oder andere Hinweisschild aufzustellen oder auch, die Abfalleimer mit Zigaretteneinwurf auszustatten, seien weitere Möglichkeiten.
Erstmals hatte es 2016 unter dem Motto „Beach Cleanup“ eine vom damaligen Fahrradbeauftragten René Wollmerstedt ins Leben gerufene Müllsammelaktion gegeben, später hatten die Kerweborsch mit der Stadt die Aktion am Mainufer weitergeführt. Der Müllsammeltag an verschiedenen Orten fand so erstmals statt. Über die Beteiligung freute sich Barth: Rund 60 Menschen hatten sich der Aktion angeschlossen. Sie wurden im Anschluss beim BSC Kelsterbach mit Würstchen und Getränken belohnt. 

Es braucht einen Kulturwandel in der Gesellschaft

Claudia und Yvonne Habeck und Anja Reinhardt finden den Aktionstag wichtig. Sie waren im Südpark und am Staudenweiher unterwegs. „Das ist eine gute Sache. Es nervt, dass überall Zigarettenkippen und Plastikmüll herumliegen“, stellte Yvonne Habeck fest. „Wir haben nur einen Planeten. Auf der ganzen Welt liegt der Müll herum“, ärgerte sich Reinhardt. Ob sie es nicht blöd fänden, den Dreck anderer Leute aufzulesen? Reinhardt verneinte entschieden. „Es ist wichtig, sich nach dem Müll zu bücken und ihn aufzulesen“, sagte Yvonne Habeck vielmehr, bevor sich beide wieder an die Arbeit machten und die Greifer ihrer Zangen zuschnappen ließen. Bürgermeister Manfred Ockel, Stadtverordnetenvorsteher Frank Wiegand und Vereinsringvorsitzender Thorsten Schreiner waren am Mainufer im Gewerbegebiet Mönchhof unterwegs. Medizinischer Mund- und Nasenschutz, Desinfektionsmittel, Fußbälle und ein Stück eines Maschendrahtzauns, aber auch zahlreiche Quittungsbelege waren ihre besonderen Fundstücke. 
Alle drei freuten sich über die starke Beteiligung der Bevölkerung. Ockel sagte, eine solche Reinigungsaktion müsste eigentlich jedes Jahr veranstaltet werden, zuletzt war sie jedoch wegen Corona ausgefallen. Auch wenn der KKB den Löwenanteil an der Müllbeteiligung leiste, zeige die Bevölkerung, dass sie gemeinsam für eine saubere Umwelt sorgt. Schreiner sprach von einem guten Symbol, auch wenn man in zwei Stunden nicht alles sauber machen könne. Und Wiegand meinte, es müsse ein Kulturwandel geschehen, um zu verhindern, dass die Menschen ihren Abfall einfach in der Umwelt hinterlassen. Dennoch stellten alle drei fest, dass das Müllaufkommen in ihrem Sammelabschnitt nicht so groß gewesen ist, wie befürchtet. Dazu trage sicher auch das Parkverbot für Lkw in dem Gewerbegebiet bei, so Ockel. Barth vermeldete am Ende der Aktion insgesamt 20 – nicht allesamt komplett gefüllte – 100 Liter-Säcke. 

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