Hunde sollen frei toben dürfen

Schnaakenloch-Petition fordert Freigabe für Vierbeiner unter Aufsicht der Halter

EINE UNTERSCHRIFTENAKTION haben Vittorina und Tim Lerner gestartet, in der sie die Freigabe des eingezäunten Schnaakenlochs als Hundespielplatz fordern. (Foto: Scherer)

Kelsterbach. Draußen herrscht Hochbetrieb an diesem sonnigen Tag. Fußgänger und Radfahrer teilen sich die Wege der Untermainstadt. 
Auch Vittorina und Tim Lerner sind unterwegs mit ihren Vierbeinern – Boxerin Hope, Boxermischling Theo und Chihuahua-Mix Fee, liebevoll „Fußhupe“ genannt. Immer wieder wirft das Paar einen Blick nach hinten oder schaut, ob von vorne Radfahrer kommen. Dann werden die Hunde zur Seite genommen und gewartet, bis die Ausflügler vorbeigefahren sind.

„Entspanntes Gassigehen sieht anders aus“ schmunzelt Vittorina Lerner. Gerne würden sie und ihr Mann ihre Hunde mal über eine große Wiesen laufen lassen, ohne Leine und die Sorge, dass gleich ein Radfahrer kommt.
Deswegen hat Tim Lerner nun eine Petition im Internet gestartet, mit dem Ziel, das Schnaakenloch für Hunde freizugeben, damit diese dort unter Aufsicht ihre Halter toben können, ohne anderen in die Quere zu kommen. Auch in verschiedenen Geschäften sind Unterschriftenlisten ausgelegt. Insgesamt knapp 200 Menschen unterstützen bisher das Anliegen. 
Allgemein habe sich die Stimmung auf den Rad- und Fußwegen geändert. Die Menschen würden immer weniger Rücksicht aufeinander nehmen, so Vittorina Lerner. Zwar gebe es auch unter Hundehaltern schwarze Schafe, die das Geschäft der Tiere nicht wegräumten. Die meisten würden das jedoch tun und ihre Hunde auch anleinen. Trotzdem bekomme man gerade von flott fahrenden Radlern oft böse Blicke zugeworfen, wenn man den Hund nicht schnell genug festhalte.
Auslöser für den Start der Petition war vor einigen Wochen die Begegnung mit einem ansässigen Förster. Man habe die Hunde kurz auf dem Feld am Mühlgrabenweg laufen lassen, damit sie sich nach dem Spaziergang noch einmal austoben konnten, berichtete Tim Lerner. 
Der Förster habe sie darauf aufmerksam gemacht, dass Brut- und Setzzeit sei, weswegen die Hunde an die Leine gehörten. „Das verstehen wir auch, das Tierwohl ist uns sehr wichtig.“ Auf die Frage, wo man denn überhaupt noch Hunde frei laufen lassen könne, habe man den Tipp Mainufer bekommen. „Aber da sind ja erst recht Radfahrer und Fußgänger unterwegs“, so Vittorina Lerner. 
Da kam dem Paar die Idee mit dem Schnaakenloch. „Das wäre ideal“, finden die Hundefreunde. Auf dem Rasenplatz, der unterhalb des Sportparks im Kelstergrund liegt, wurde früher gebolzt, außerdem fand dort bis Mitte der 90er Jahre die Konzertreihe „Rock im Schnaakenloch“ statt.
Laut Homepage der Stadt wird der eingezäunte und mit einer Tür verschlossene Platz im Sommer von den Fußballvereinen zum Training genutzt. Aktuell steht dort das Gras aber kniehoch und es wachsen Schösslinge der umstehenden Bäume. 
Wie Bürgermeister Manfred Ockel auf Nachfrage des Freitags-Anzeiger erklärte, sei der Platz eine dem Sportpark zugehörige Sportfläche. „Aber man muss auch sagen, viel genutzt wird sie derzeit nicht.“ Das liege auch am Kunstrasenplatz im Sportpark, auf dem mehr Vereine trainieren könnten. 
Vittorina Lerner könnte sich vorstellen, dass das Gelände zum „Outdoor-Spielplatz für Hunde“ wird. Auf dem Platz, der morgens und abends aufgeschlossen wird, könnten die Tiere unter Aufsicht und nach bestimmten Regeln mit Artgenossen toben. 
Nutzer müssten beispielsweise eine Haftpflichtversicherung vorweisen. Damit kein Neid unter den Tieren aufkommt sind Futter und Spielzeug verboten. Die Nutzer müssten den Platz sauber halten – also das Geschäft des Vierbeiners wegräumen. Wie Tim Lerner berichtet, habe sich der Tierschutzverein bereitserklärt, hier mitzuhelfen. Vor allem aber ist die Eigenverantwortung der Besitzer gefragt.
Für ihre Pettition haben die Hundefreunde nicht nur positive Reaktionen erhalten. Einige warfen ihnen in sozialen Netzwerken vor, dass sie den Platz nur wollten, weil sie zu faul seien, die Hunde auszuführen. „Der Platz soll das Gassigehen nicht ersetzen“, betonte Tim Lerner, er sei als Ergänzung gedacht.
Bürgermeister Ockel äußerte Verständnis für die Besitzer, da es in besiedelten Bereichen immer schwieriger werde, Hunde frei laufen zu lassen. Allerdings müsse zunächst klar sein, wer die Pflege eines möglichen Hundespielplatzes übernehme. Hier müsse man im Vorfeld schauen, ob und wie es andere Kommunen, die einen solchen Platz haben, geregelt hätten. Er sei bereit, bei Abgabe der Unterschriften einen Termin auszumachen und das Thema Hundespielplatz mit den Initiatoren und dem Tierschutzverein zu diskutieren, so der Rathauschef. (nad)

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