Doch es gibt auch Bürger, die der aktuellen Situation etwas positives abgewinnen können. „Das ist wirklich ein schönes Bild, ich genieße es“, meinte Katja Wiegand mit Blick auf den Main, in dem sich die untergehende Sonne spiegelte. Die Weiden am Mainufer standen im Wasser und ein neugieriger Schwan umrundete sie.
Wiegands drei Kinder hatten ebenfalls ihre Freude am Hochwasser. Sie übten sich im Gummistiefelweitwerfen. Mit dem Fuß schleuderten sie ihre Stiefel im hohen Bogen ins seichte Wasser und stapften dann barfuß hinterher, um sie wieder einzusammeln. „Ich werde euch nachher zusammen mit den Kleidern in die Waschmaschine stecken“, scherzte Wiegand.
Nicht ganz so viel Freude am hohen Wasserstand dürften die Anwohner des Kelstergrund haben. In das kleine Bachbett der Kelster wurde viel Wasser gedrückt und damit auch Unrat. Und weil das Wasser zurzeit steht, riecht es auch muffig. Zudem hat sich im Vorgarten eines Grundstücks ein Teich gebildet.
Normalerweise wird der Kelstergrund mit einem Dammbalkenverschluss an der Unterführung Mainstraße abgeschottet, doch diesmal hat es nicht geklappt. Die Hochwassermeldungen laufen im Rathaus ein, dort werden dann entsprechende Maßnahmen eingeleitet. Doch am Donnerstag war Feiertag und am Freitag das Rathaus geschlossen – und so konnte sich das Hochwasser ausbreiten.
„Gemäß der Hochwasserschutzverordnung dürften wir den Kelstergrund eigentlich gar nicht abschotten, denn der Kelstergrund bis in den Schwanheimer Wald hinein ist als Retentionsfläche ausgewiesen“, erklärte Erik Schulz-Gabel, Leiter des Kelsterbacher Kommunalbetriebs.
Recht bedenklich schwankte der Schiffsanleger im Hochwasser. Normalerweise ist der Zugang zu den Passagierschiffen gut versteckt, doch jetzt schwankte er gut sichtbar oberhalb der Uferböschung. „Der Steg ist so ausgelegt, dass er reichlich aufschwimmen kann. Wenn er ordentlich befestigt ist, dürfte nichts passieren“, erklärte Michael Anthes vom städtischen Bauamt. Eine Nutzung als Zugang zu den Schiffen war in dieser Situation freilich nicht möglich.
Obwohl der Hochwasserscheitelpunkt für den Wochenanfang erwartet wurde, wurden die von der Stadt für den gestrigen Mittwoch und den heutigen Donnerstag geplanten Seniorenschifffahrten nach Rüdesheim abgesagt. „Das dauert mindestens drei Tage, bis sich die Sache einigermaßen normalisiert hat, dann ist es ohnehin zu spät für uns“, zeigte sich Manfred Becker vom Organisationsteam etwas enttäuscht. Da die gesamte Schifffahrt auf dem Main eingestellt worden war, war auch eine Abfahrt ab Frankfurt nicht zu realisieren.
Ob Ersatztermine angeboten werden, ist noch nicht sicher, denn dann müsse laut Becker nicht nur das Wetter mitspielen, sondern auch die Reederei, die das Schiff zur Verfügung stellt. (pos)
Kelsterbach
05.06.2013