Historischer Tag für die Viktoria

Viele Gratulanten kommen zur Aufstiegsfeier in den Sportpark

NIE MEHR VERBANDSLIGA! Mit Bembel, Banner und viel Zuversicht präsentierten sich Team und Trainer bei der Meisterfeier im Sportpark. (Foto: Scherer)

Kelsterbach. Passender hätte das Geschenk nicht sein können, die Krawatte mit dem Viktoria-Logo. Die hatte Vereinsvorsitzender Udo Würz von DGB-Mitglied Günter Schneider bekommen, als Dankeschön für die Unterstützung bei der Mai-Feier im Sportpark. „Als hätte er es geahnt“, sagte Würz, der das Accessoire stolz umgebunden hatte.

Der 1. FC Viktoria Kelsterbach fährt in dieser Saison den größten Erfolg seiner 108-jährigen Vereinsgeschichte ein: Den Aufstieg von der Verbandsliga Mitte in die Hessenliga. Das historische Ereignis feierte die Viktoria-Familie mit einer Grillparty im Sportpark, zu der rund 300 Vereinsmitglieder, Freunde, Sponsoren und Unterstützer kamen. Vor allem die bestens aufgelegten Spieler der Ersten Mannschaft sorgten mit ihrem „Die Nummer eins im Kreis sind wir“-Gesang für gute Stimmung. Sie trugen, wie auch Trainer und Betreuer, T-Shirts mit der Aufschrift „V07K Meister Verbandsliga 2016“. Dabei hatte es fast wieder nach einem Relegationsabenteuer ausgesehen.
Die letzten Saisonspiele waren gewonnen, Tabellenplatz zwei war sicher. Am letzten Spieltag der Verbandsliga – die Viktoria hatte spielfrei – patzte der direkte Konkurrent, der FC Ederbergland, und verlor 0:4 gegen den VfB Gießen. Damit rutschte die Mannschaft von Trainer Ralf Horst auf Platz eins hoch und wurde Meister – mit 23 Siegen, drei Unentschieden und sechs Niederlagen mit einem Verhältnis von 74:35 Toren und 72 Punkten.
Mit einem launischen Saisonrückblick stellten die sportlichen Leiter Christian Kreil und Christian Trupkovic die Mannschaft vor und verabschiedeten einige Spieler. „Total stolz“ auf seine Mannschaft war Trainer Ralf Horst, der sich bei seinen Co-Trainern Björn Morper, Holger Müller sowie Kai und Lars Horst und dem Vorstand bedankte. Es sei unglaublich, was die Viktoria mit wenigen Mitteln auf die Beine gestellt habe, so Horst, der vor allem das Engagement von Udo Würz und Jugendleiter Ronald Kieweg hervorhob. „Das ist für mich heute ein historischer Tag“, so der Trainer.
Die Hessenliga soll mehr als nur ein Abenteuer werden. „Unser oberstes Ziel sollte sein, dass wir auch in der Saison 2017/2018 in der Hessenliga spielen“, sagte Udo Würz. Bei der Organisation müssten sich die Helfer künftig ein wenig mehr strecken und der Sportpark könnte ein weiteres Flutlicht vertragen, so Würz. Denn die Viktoria will ungern am Wochenende mit der Bundesliga konkurrieren und möglichst freitagabends spielen. 
Bürgermeister Manfred Ockel (SPD) kündigte an, in den nächsten Wochen mit der Vereinsführung zu sprechen, um den Sportpark fit für die Hessenliga zu machen. Allerdings müsse man in Ruhe bewerten, was finanziell machbar sei. Der Erfolg der Viktoria sei keine Eintagsfliege, denn Spieler, Trainer und Vorstand hätten seit Jahren kontinuierlich an der Qualität des Teams gearbeitet, so Ockel. Schön sei auch, dass die Viktoria auf den eigenen Nachwuchs setze. „Mit wenigen Mitteln hat der Verein das Optimale herausgeholt“, so der Bürgermeister. 
Unter den Gästen waren auch viele ehemalige Viktorianer, die früher selbst gespielt haben. Anfangs habe er den Aufstieg mit gemischten Gefühlen gesehen, erklärte Wolfgang Hardt, der bis Mitte der 70er-Jahre für die Viktoria kickte. „Das ist auch eine finanzielle Herausforderung.“ Aber jetzt freue er sich, denn Trainer und Mannschaft hätten es nach der letzten Saison mit dem knapp verpassten Aufstieg verdient, so Hardt.
Auch Klaus Dürr, seit 1951 Viktoria-Mitglied, freute sich für die Mannschaft. „Es geht zunächst mal gegen den Abstieg. Aber wenn sie das schaffen, ist das ein toller Erfolg“, sagte Dürr. Optimistischer ist Bernhard Fischer, Abteilungsleiter der BSC-Fußballer, der zu den ersten Gratulanten gehörte. Er traue der Mannschaft sogar einen einstelligen Tabellenplatz zu. „Ich freue mich sehr für den Verein“, so Fischer. 
Die Viktoria wird in der höchsten hessischen Amateurliga die Mannschaft mit dem kleinsten Etat sein. Zahlen wollte Würz nicht nennen, erklärte aber: „Darmstadt 98 sollte unser Vorbild sein.“ Der Etat soll laut Würz nur unwesentlich steigen. „Wir wollen kein finanzielles Risiko eingehen“, betonte der Viktoria-Boss mit Blick auf den SV Wiesbaden und den FC Eschborn. Ersterer zieht sich aus Kostengründen freiwillig aus der Hessenliga zurück, Letzterer hat Insolvenz angemeldet.
Etwas tiefer in die Tasche greifen müssen künftig die Zuschauer im Sportpark, denn der Verband schreibt eine Erhöhung der Ticketpreise von fünf auf sieben Euro vor. (nad)

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