Hilfe für Mossuls Kinder per Luftfracht

Luftfahrt ohne Grenzen schickt Hilfstransport in den Irak

20 TONNEN HILFSGÜTER: Erbils Oberbürgermeister Nihad Latif Qoja (links) und Frank Franke (Mitte) von Luftfahrt ohne Grenzen schicken von Frankfurt aus Kindernahrung in die Krisenregion um Mossul. (Foto: Postl)

Kelsterbach. Rund zwei Jahre lang befand sich die nordirakische Stadt Mossul in der Hand der Terror-Kämpfer des sogenannten „Islamischen Staats“. Nun wurde Mossul von der irakischen Armee zurückerobert. In den letzten Monaten hatte sich der Kampf weiter verschärft. Der Zivilbevölkerung, darunter viele Kinder, fehlt es an allem, vor allem an Nahrungsmitteln.

Die Hilfsorganisation Luftfahrt ohne Grenzen schickte jetzt einen ersten Hilfstransport von Frankfurt Hahn aus in die Krisenregion. Organisiert wurde der Transport, der vor allem Kindernahrung geladen hatte und wegen der Dringlichkeit per Luftfracht erfolgte, vom Vorstand der Hilfsorganisation um Frank Franke und Nihad Latif Qoja. Der 1981 aus dem Irak geflohene Qoja lebte 23 Jahre in Bonn und ist seit 2004 Oberbürgermeister von Erbil.
Gepackt wurden die 20 Tonnen Hilfsgüter am Frankfurter Flughafen. Dort stellten Franke und Qoja die Einzelheiten des Hilfstransportes vor. „Wir waren vor drei Wochen in Erbil und auch im Flüchtlingslager Hasansham. Wer es nicht mit eigenen Augen gesehen hat, glaubt es einfach nicht“, beschrieb Franke seine Eindrücke vom Flüchtlingslager und der Situation in den Krankenhäusern.
„Wir behandeln und versorgen unsere eigenen Bürger in Notkrankenhäusern, damit die Schwerstverletzten aus dem Irak in unseren Krankenhäusern behandelt werden“, erklärte Qoja. Nahezu 40 000 Verletzte sind in den letzten Wochen aus der Region Mossul geflohen und hoffen auf Hilfe. 
Nach Aussage der Vereinten Nationen sind seit Oktober mehr als 900 000 Menschen aus Mossul geflohen. Die Verwüstungen seien kaum vorstellbar, eine Infrastruktur existiere nicht mehr, heißt es in einer Pressemitteilung von Luftfahrt ohne Grenzen. Ein großer Teil der Zivilbevölkerung sei in die Flüchtlingslager um Mossul geflohen, zumeist ins Lager Hasamshan vor den Toren Erbils.
Die erste Hilfslieferung soll den Kindern zugute kommen, denn sie seien nicht nur die Unschuldigsten in den kriegerischen Auseinandersetzungen sondern litten auch am schlimmsten. „Wir haben das Leid der Kinder gesehen und von den Müttern erfahren, dass sie ihnen nicht nur gekochtes Gras sondern auch aufgeweichte Pappe zum Essen gegeben haben, um das Hungergefühl zu unterdrücken“, so Franke. Recht schnell habe er deshalb hierzulande um Spenden gebeten, um Kindernahrung für die erste Hilfslieferung zusammen zu bekommen.
Von einem Transport über Land, der durch die Türkei hätte führen müssen, sah Luftfahrt ohne Grenzen diesmal ab. „Wir mussten bei unserer letzten Aktion leider zwei Lastwagen abschreiben“, schildert Franke die Situation in der Türkei. Der Vorsitzende der Hilfsorganisation dankt deshalb nicht nur den Spendern sondern auch den beteiligten Firmen für ihr Entgegenkommen. 
„Diese Hilfe aus Deutschland ist für uns von größter Bedeutung“, betonte Qoja. Die riesige Zahl der Flüchtlinge könne von der Region Kurdistan nicht alleine bewältigt werden. Luftfahrt ohne Grenzen habe sich in den letzten Jahren als kompetenter und zuverlässiger Partner erwiesen. „Wir brauchen diese Hilfe und wir brauchen sie vor allem jetzt“, so Erbils Oberbürgermeister. 
Am Samstag hob die Frachtmaschine vom Airport Hahn gen Baku ab, von dort erfolgt der Weitertransport per Flugzeug nach Erbil. „Wir werden dann in Erbil sein und die Verteilung der Güter überwachen“, betonten Franke und Qoja. (pos)

Noch keine Bewertungen vorhanden


X