Helfer haben nur wenige Minuten

Feuerwehr testet mit Alarmfahrten, wie lange sie im Notfall zum Einsatzort braucht

WO GEHT ES ALS NÄCHSTES HIN? Vor den Alarmfahrten mit dem Einsatzfahrzeug besprachen sich Stadtbrandinspektor Thomas Heller (rechts) und Pressesprecher Christian Rolle. (Foto: Schüler)

Kelsterbach. Staunende, aber auch besorgte Blicke warfen am Samstagvormittag manche Bürger in Richtung Straße. Denn immer wieder war das Einsatzfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr mit Sirene und Blaulicht unterwegs.

Doch wer eine Katastrophe in unmittelbarer Nähe oder viele kleine Einsätze an diesem Vormittag erwartete, der konnte schnell beruhigt werden. Denn hier handelte es sich um Alarmfahrten zu verschiedenen Punkten im Einsatzgebiet, die außerdem in erster Linie der Sicherheit der Bürger dienten.
Das Einsatzgebiet der Kelsterbacher Feuerwehr ist groß und reicht von der Grenze des Industrieparks Höchst über die neue Airport City West bis zum Mönchhofgelände. Trotzdem gilt laut dem Hessischen Brand- und Katastrophenschutzgesetz eine gesetzliche Hilfsfrist, nach der die Einsatzkräfte innerhalb von zehn Minuten nach Eingang der Alarmierung am Einsatzort sein sollten. 
„Die Kommune hat einen Bedarfs- und Entwicklungsplan, und dazu tragen wir auch mit den Alarmfahrten bei“, erklärte Stadtbrandinspektor Thomas Heller. Dieser Plan wird derzeit überarbeitet, deswegen finden die Alarmfahrten statt, mit denen die Fahrzeiten eines Einsatzfahrzeuges zu bestimmten Punkten im Stadtgebiet analysiert werden. 
Kelsterbach ist in die höchste Gefahrenkategorie eingestuft. Dies ist nicht nur der umliegenden Industrie und der Nähe zum Frankfurter Flughafen geschuldet, sondern auch der Bundesstraße 43 und der Autobahn 3 sowie dem Main als einen der Hauptwasserwege. 
„Wir fahren heute unter Einsatzbedingungen zu verschiedenen Punkten in der Gemarkung und stoppen die Zeit“, sagte Heller. Vor einigen Jahren habe man dies schon einmal gemacht. Jetzt sei es zur Erstellung des neuen Bedarfsplans wieder notwendig. 
Sinnvoll ist das für die Feuerwehr, denn seit der letzten Alarmfahrt gab es viele bauliche Veränderungen in der Stadt, Änderungen bei der Verkehrsführung, aber auch etliche Neubauten. Dies habe einen Einfluss auf zwei Dinge: die Anfahrtszeit der Helfer zum Einsatzort, aber auch zur Wache, betonte Heller. 
„Daher achten wir auch darauf, wo es uns sinnvoll erscheint, eine Ampelkreuzung durch einen Kreisverkehr zu ersetzen.“ Es bringe wenig, wenn ein Helfer zum Einsatz müsse und dann zwei Minuten an der Ampel stehe, während er in 20 Sekunden durch den Kreisverkehr gefahren wäre. „Das kann den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen“, führte Heller weiter aus. 
Beide Anfahrtszeiten zusammengenommen dürfen nicht mehr als zehn Minuten betragen. Ist es mehr, müssen Möglichkeiten zur Optimierung gesucht werden. „Vor allem wollen wir ein realistisches Bild bekommen. Am Computer lässt sich dies zwar simulieren, die Realität sieht aber meist anders aus“, erklärte der Stadtbrandinspektor.
Aus Übungen und den Einsätzen wissen Heller und Christian Rolle, Feuerwehr-Pressesprecher und Mitglied der Einsatzabteilung, ungefähr, wie lange die Helfer brauchen, bis sie nach einer Alarmierung abfahrbereit sind. Und so setzte sich das Duo für die Alarmfahrten in ein Einsatzfahrzeug und fuhr mit Sondersignal verschiedene Einsatzorte an. 
Neben dem Mönchhofgelände hatten sich Heller und Rolle auch innerhalb der Stadtgrenzen mehrere neuralgische Punkte ausgesucht, die es innerhalb von maximal sechs Minuten zu erreichen galt. Rund vier Stunden lang wurden die verschiedenen Einsatzorte vom Feuerwehrhaus aus angefahren und die Zeiten notiert. 
Diese werden dann an das Amt für Brand- und Katastrophenschutz weitergeben, das sie auswertet und die Ergebnisse in den Bedarfs- und Entwicklungsplan einfließen lässt. Damit auch weiter im Katastrophenfall die schnellstmögliche Hilfe für die Bürger sichergestellt werden kann. (msh).

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