Helau der Perle am Untermain

Rund 300 Narren feiern ausgelassen bei der Gala-Sitzung der Feuerreiter im Bürgersaal

MIT EINEM FLOTTEN TANZ erfreute die Große Garde der Feuerreiter das Publikum. (Foto: Scherer)

Kelsterbach. Weniger Redebeiträge, viele Showtänze und am Ende durfte das Publikum die Tanzfläche stürmen – nach einem Jahr Pause starteten die Feuerreiter mit ihrer Gala-Sitzung neu durch und präsentierten ein abgespecktes und kurzweiliges Programm. Die Stimmung im Fritz-Treutel-Haus war ausgelassen und es wurde bis in die frühen Morgenstunden närrisch gefeiert.

Endete das Programm der Gala-Sitzungen des Kelsterbacher Karnevalsvereins früher manchmal erst nach fünf Stunden, war diesmal alles anders: Bereits nach drei Stunden war man mit allen Beiträgen und Schunkelrunden durch. Doch Schluss war dann noch lange nicht, denn der närrischen Sitzung im bunt geschmückten Bürgersaal schloss sich eine muntere Faschingsparty mit Musik, Tanz und Cocktails an – vor allem, um den Gästen ausreichend Gelegenheit zum Feiern zu geben. Das war bis dato immer ein wenig zu kurz gekommen. 
Viele der knapp 300 Besucher hatten sich verkleidet. Und so schunkelten im nicht ganz ausverkauften Bürgersaal Piratenbräute, 70er-Jahre-Hippies, Piloten, Ölscheichs, Katzen und Pinguine zur Stimmungsmusik der „Richies Twins“.
Begrüßt wurden die Gäste von der waschechten Symbolgestalt des Feuerreiters. Brannte es früher in der Untermainstadt, so war es Aufgabe des Feuerreiters, auf seinem Pferd in Nachbardorf Schwanheim zu reiten, um die dortige Feuerwehr zu alarmieren, da Kelsterbach selbst noch keine Wehr hatte. 
Den Feuerreiter, der ja zugleich Namensgeber des Karnevalsvereins ist, gab Elferratsmitglied Klaus Preußner. Mit rotem Mantel, grün-gelbem Hemd und einem Hut mit roter Feder setzte Preußner zum närrischen Prolog an. Er erinnerte an die Zeit, als „Feurio“ gerufen wurde, wenn der rote Hahn in Kelsterbach gehaust hatte. Doch diese Zeiten seien vorbei. „Heut’ fühl’ ich mich als Narr sehr wohl, als Euer Feuerreiter“, so Preußner. Statt Feurio solle nur noch ein Ruf erklingen: „Er soll Euch Spaß und Freude bringen. Der alte Fastnachtsruf: Helau!“
Der erklang aus vielen Kehlen beim Einmarsch der Großen Garde und des Elferrats, der mit Sitzungspräsident Thorsten Schreiner im närrischen Schiff auf der Bühne Platz nahm. Als erster von insgesamt vier Rednern stieg Bürgermeister Manfred Ockel in die Bütt – ausstaffiert als Fallschirmspringer mit Lederkappe, Sprungbrille, Anzug, Fallschirm im Rucksack und Höhenmesser am Handgelenk. Eigentlich habe er in Rüsselsheim landen wollen, wo der Hessentag stattfindet, der Ostwind habe ihn aber abgetrieben, erklärte er.
„Welche Perle mag das wohl sein, links vom Main?“, hatte sich der Fallschirmspringer im Anflug gefragt. „Was ich sehe, gefällt mir sehr, am Eingang gleich ein Kreisverkehr“, so der Bürgermeister, was das Publikum mit vielen Lachern quittierte. Neben dem ganz aktuellen Bombenfund im Taubengrund wunderte sich der Fallschirmspringer im Anflug über die Qualmwolken der Grillfreunde im Südpark, die ihm die Sicht auf seinen Landeplatz verwehrten und das defekte Cabriodach im Sport- und Wellnessbad, das mal aufgehe und dann wieder nicht. Über den Sportpark flog er aufs Unterdorf zu, das ein „ganz spezieller Duft“ aus Sindlingen auszeichne, so der Fallschirmspringer. Am Schluss sei er schmerzhaft auf seinem Hintern am Fritz-Treutel-Haus gelandet.
Mit Anna-Lena Hoffmann und Tina Guthier stiegen zwei Feuerreiter-Eigengewächse in die Bütt. Von der Vorfreude auf ihren 18. Geburtstag berichtete Anna-Lena Hoffmann. „Auto, Partys, Alkohol, wie fühlt sich Mama dabei wohl“, so Hoffmann über die Mutter, die den wachsenden Partyhunger der Tochter mit Sorge verfolgt.
Von ihrem Urlaubsdesaster erzählte Tina Guthier. Die als Liebesurlaub geplante Kreuzfahrt hatte sich zum Reinfall entwickelt: Dicke Männer am Pool, die sich für Brad Pitt hielten und Rentner-Schlangen am Büfett. Die gestresste Urlauberin versuchte, ihren Mann mit einem schwarzen Negligé zu beeindrucken. Dieser habe allerdings nur erschrocken gefragt, ob denn etwas mit Oma passiert sei.
Mit einem „Olala – willst du eine Pizza?“ auf den Lippen kam der Frankfurter Pizzabäcker Ciro Visone auf die Bühne und unterhielt die Narren mit Kalauern. 
Ein großer Gewinn für die Gala-Sitzung waren die tänzerischen Beiträge. Zugaberufe gab es für die Große Feuerreiter-Garde, die einen flotten Gardetanz zeigte. Stehend Beifall spendete das Publikum bei der Männertanzgruppe „Atzmann Tornados“. Das 20-köpfige Ensemble aus Heidenrod Dickschied begeisterte mit seinen römischen Kostümen und einem atemberaubenden Showtanz mit Hebefiguren unter dem Motto „Ti Amo Bella Italia“. 
Mit Pagenkopfperücken, glitzernden Hotpants, goldenen Westen und einem peppigen Tanz erfreuten die „Dancing Sisters“ der Turngesellschaft Seligenstadt die Besucher. Auch die „Magic Pearls“ aus Okriftel – seit vielen Jahren Gäste am Untermain – bereicherten die Gala-Sitzung mit einem Showtanz und aufwendigen Federkostümen. 
Höhepunkt war der Auftritt der Hofheimer Zigeuner, die mit einem 90er-Jahre-Medley und einer großen Tanzgruppe noch einmal ordentlich für Stimmung sorgten, bevor die Gala-Sitzung mit dem Lied „In Kelsterbach beim Ebbelwoi“ ausklang. Gefeiert und getanzt wurde anschließend noch bis in die frühen Morgenstunden. (nad)

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