Gesundes Misstrauen angesagt

Polizei informiert bei der Kolpingfamilie über den Enkeltrick und andere Betrügereien

AUFMERKSAM verfolgen die Besucher des Bildungsabends der Kolpingsfamilie die Schilderungen der Kriminalhauptkommissarin. (Foto: Postl)

Kelsterbach. Eine gut gekleidete, noch rüstige Seniorin lässt sich am Bankschalter eine größere Geldsumme auszahlen – der Bankangestellte zählt laut das Geld vor. „Das kann schon mal nicht in Kelsterbach sein, denn da gibt es kein Bargeld mehr am Schalter“, bemerkt jemand aus dem Hintergrund.

Dennoch lässt Elke Schroth den Film, der diese Szene zeigt, weiter laufen. „Das kann genauso beim Auszahlen am Automaten passieren“, betont die Kriminalhauptkommissarin und weist die Zuhörer darauf hin, doch mal aufzupassen, was die alte Dame eventuell falsch macht. Im Hintergrund der Dame stand nämlich ein „Beobachter-Pärchen“, welches die Seniorin nach dem Verlassen der Bank dann unauffällig verfolgte.
Kaum zu Hause, der Schlüssel steckte noch im Schloss und die Tasche mit dem gerade von der Bank geholten Bargeld stand auf der Kommode neben der Tür, klingelte es auch schon. Das Pärchen hat beobachtet, aus welchem Briefkastenfach die ältere Dame die herausschauenden Prospekte gezogen hat – und konnte so den Namen ausfindig machen. Nun steht die junge Frau allein vor der Wohnungstür der älteren Dame und gibt an, die Nachbarin nicht angetroffen zu haben, ihr aber eine Nachricht hinterlassen zu wollen. Freilich hat sie weder Papier noch Stift. Hilfsbereit lässt die Seniorin die Unbekannte in die Wohnung, sucht nach einem Stück Papier und einem Kuli. 
Die Besucherin schreibt irgendetwas auf den Zettel – aber in dieser Zeit ist ihr Begleiter durch die offen gelassene Wohnungstür in den Flur gelangt, von dort in das Schlafzimmer. Schnell hat er gefunden, was er sucht – und beim Hinausgehen auch noch das Geld aus der Tasche, die auf der Kommode stand, mitgenommen. Ein voller Erfolg. Als die Seniorin bemerkt, was alles fehlt, ist es längst zu spät. Von dem Pärchen keine Spur und in aller Aufgeregtheit, weiß sie plötzlich nicht, wo sie anrufen soll. 
„Hier sind so viele Fehler passiert, die jeder erkennen kann, aber ich bin sicher, das Verhalten der Seniorin ist keine Ausnahme“, meint Kriminalhauptkommissarin Elke Schroth und erhält dafür zustimmendes Nicken der Zuhörer. 
Die Kolpingfamilie Kelsterbach hatte zu einem Bildungsabend der besonderen Art eingeladen. Kriminalhauptkommissarin Elke Schroth sollte über die fiesen Tricks berichten, mit denen gerade Senioren um ihr Erspartes oder ihren Schmuck gebracht werden. „Einige geben sich als Telekom-Mitarbeiter aus und wechseln dann zum Energieversorger, um sich möglichst lange in der Wohnung aufhalten zu können“, beschreibt Schroth eine oft angewandte Masche. 
Auch noch so großes Mitleid mit einem armen Studenten, der ein Zeitungsabonnement verkaufen will, sollte nicht zum unüberlegten Unterschreiben eines Vertrages verleiten. „Wenn sie dennoch etwas unterschreiben, dann achten sie auf das Datum“, ermahnte Schroth. Häufig seien die Verträge nämlich zurückdatiert, so dass die 14-tägige Einspruchsfrist bereits verstrichen sei. 
Kaffeefahrten mit sensationellen Preisen für bestimmte Waren seien ebenfalls mit großem Misstrauen zu betrachten, ebenso Anrufe oder gar schriftliche Benachrichtigungen über einen größeren Gewinn. „Viele haben auch schon Geld verloren, weil sie wegen einer Erbschaft, die sie angeblich irgendwo im Ausland gemacht haben, einen bestimmten Geldbetrag überwiesen haben, um diese zu beurkunden“, berichtet Elke Schroth von einer neuen Masche. Auch wenn ein angeblicher Polizist möglicherweise geraubtes Geld oder Schmuck überprüfen will, ist besondere Vorsicht geboten. „Lassen sie sich den Ausweis samt Dienstmarke zeigen – und rufen sie im Zweifelsfalle bei der Polizei an“, riet die Kriminalhauptkommissarin.
Bei Anrufen mit dem Hintergrund, dass ein Enkel oder ein anderer Verwandter in Geldnot sei, solle man niemals den Namen preisgeben und schon gar nicht das Geld einem Boten übergeben. Mechanische Sicherungen an der Wohnungstür, die berühmte Kette, nicht zu viel Geld oder gar Kreditkarten auf Veranstaltungen mitnehmen und im Gedränge immer auf die Geldbörse achten, waren weitere ratsame Hinweise.
Ganz wichtig für die Zuhörer waren auch die Informationen dazu, was bei Verlust der Bank- oder Kreditkarte zu tun ist. „Hier gibt es von uns einen Notfall-Info-Pass. Auf diesem stehen nicht nur die Sperr-Notrufnummern, sondern darauf sollten sie auch ihre Kartennummern eintragen, damit sie diese im Fall der Aufgeregtheit nicht lange suchen müssen“, gab Elke Schroth einen weiteren wichtigen Hinweis. (pos)

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