Gefeiert, gelacht und geschunkelt

Gelungener Mix bei der Galasitzung der Feuerreiter: Neben Fastnachtsgrößen treten viele eigene Kräfte auf

Imposanter Auftakt: Der Elferrat der Feuerreiter nach dem Einzug mit der Großen Garde und den Very Minis auf der Bühne des Bürgersaals. (Foto: Georgi)

Kelsterbach. Warum nach Mainz oder Köln fahren, wenn man auch in Kelsterbach so richtig Fastnacht feiern kann? Die Galasitzung der Feuerreiter machte den Veranstaltungen der Fastnachtshochburgen so richtig Konkurrenz. Dank exzellenter Büttenreden, außergewöhnlicher Tanzdarbietungen und stimmungsvoller Schunkellieder bebte der Saal vor Vergnügen. Gelungen war die Mischung aus eigenen Kräften und bekannten Fastnachtsgrößen.

Es wurde gefeiert und gelacht, das bunte fünfstündige Programm ließ keine Wünsche offen. Zur guten Stimmung trug natürlich auch das Publikum selbst bei, denn die Narren warteten mit vielen außergewöhnlichen Kostümen auf. So saßen neben Krankenschwestern, Indianern und Polizisten auch Karatekämpfer, Kapitäne und Vögel – sogar ein Fliegenpilz hatte sich unter die Menge gemischt.
Der Feuerreiter Karl Walther stieg als „Die doof Nuss“ mit seinen 77 Jahren das letzte Mal in die Bütt. Nach 33 Jahren hielt er seine Abschiedsrede. Sein Markenzeichen, ein rotes Schirmchen, machte er am Ende der Rede für immer zu. Sitzungspräsident Anton Schmidt entließ Walther nur ungern aus der Bütt und bedankte sich mit einer besonderen Auszeichnung bei ihm: Einem goldenen Clown.
Zuvor wurde aber noch einmal mit Walther gelacht. „Die schlimmsten vier Jahre meines Lebens, waren das erste Schuljahr“, scherzte der 77-Jährige in der Bütt. Sein Zeugnis wurde von den Mitschülern gerne ausgeliehen, um deren Eltern zu erschrecken, alberte der Feuerreiter herum.
Zum Glück stand der Nachwuchs schon bereit. Zum ersten Mal stieg die zwölfjährige Anna-Lena Hoffmann als Eintracht-Fan in die Bütt, fahnenschwenkend machte sie Werbung für ihren Verein, geschickt baute sie noch den Weltuntergang der Mayas und das Lied „In Kelsterbach beim Ebbelwoi“ in ihren Beitrag ein, so dass ihr am Ende die närrischen Herzen zuflogen und es viel Lob vom Sitzungspräsidenten gab. Er freue sich schon auf den Vortrag im nächsten Jahr, so Schmidt.
Ramon Chormann, bekannt als „De Pälzer“, war zum ersten Mal bei den Feuerreitern zu Gast. Er erklärte dem weiblichen Publikum, dass Treppen keine Regale seien und frei bleiben müssten, denn wenn der Mann nachts leicht angetrunken heimkomme, seien Windlichter, Wäschekörbe oder Ikea-Deko nur unerwünschte Hindernisse.
„Lasst uns feiern bis morgen früh“, sang Sylvia Martens und riss die Menge von den Plätzen. Auch Sängerin Chris Malu verbreitete mit ihren Stimmungshits beste Laune unter den rund 400 Narren im buntgeschmückten Saal. Da wurde mitgesungen und geschunkelt.
Pizzabäcker Ciro Visone hatte viele Lacher auf seiner Seite als er berichtete, dass Ludwig Puff seinen Namen ändern wolle in Luigi Bordell. Corinna Kuhn als die Dolle erzählte, dass sie seit zehn Jahren jetzt schon mit ihrem Mann zusammen sei und ihn einfach nicht los werde. „De Begge Peder“ als der hesslichste aller Hausmeister ließ sich über das Fondue essen aus: Das sei rohes Gulasch mit langen Stäbchen zum Selbermachen.
Der Bürgermeister einmal anders, Manfred Ockel stieg als Bauarbeiter in die Bütt und protokollierte das Stadtgeschehen. Auch auf das Jubiläumsjahr „60 Jahre Stadtrechte“ blickte er zurück. Jetzt stehe aber schon das nächste Fest an: Die Feuerwehr wird 125 Jahre alt.
Anton Schmidt brillierte nicht nur als souveräner Sitzungspräsident, der sicher und pointenreich von einem Programmpunkt zum nächsten überleitete, sondern auch in der Bütt. Er und sein Freund Benny Maro traten als Ministranten auf und sangen mit dem Publikum „Nur in Frankfort, nur in Frankfort, steht der schönste Dom der Welt“, getextet von Anton Schmidt.
 Feuerreiter-Urgestein Werner Georg zog als Bademeister Schorsch und mit dem Lied „Pack die Badehose ein“ auf die Bühne. Viele witzige Anekdoten aus dem Alltag eines Bademeisters plauderte er im vollbesetzten Saal aus. Mit dabei auch Christian Greb, „Christian on Tour“ als Weltenbummler und die Hofheimer Zigeuner mit ihrem flotten Hüttenzauber.
Die kleinsten Feuerreiter, die Very Minis, tanzten als Schlümpfe über die Bühne. Die Minis hatten sich Pippi Langstrumpf zum Vorbild genommen und trotz viel zu großer schwarzer Pippi-Schuhe geriet niemand beim Tanzen ins Stolpern. Die flotten Teenie Dancers begeisterten mit ihrer Darbietung auf das Lied Euphoria. Das Publikum klatschte begeistert beim Refrain mit. Alle drei Tanzgruppen werden von Juliane Hardt und Ilka Groß-Hohenadel trainiert.
Tänzerische Höhepunkte waren die Auftritte der Magic Pearls aus Okriftel, die mit einem Vampirtanz überzeugten, und der Großen Garde der Feuerreiter, die mit einem Narrhalla-Mix unglaublich viel Schwung in das Narrenschiff brachte.
Das Feuerreiter-Männerballett überzeugte mit Vielfalt. Im ersten Tanz nahm sich die Gruppe James Bond zum Vorbild. Cool wie der Agent bewegten sich die Tänzer über die Bühne. Danach gab es ein Kontrastprogramm: Auf die Klänge von Schwanensee und mit Tutu übten sich die Männer im klassischen Ballett. „Es war witzig und verrückt – und perfekt geglückt“, brachte es Anton Schmidt auf den Punkt.
Nach der Sitzung spielte die Modern Sound Band zum Tanz auf. Bis weit nach Mitternacht war die Tanzfläche gut gefüllt und es wurde noch fröhlich Karneval gefeiert. (geo)

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