„Wir sind für ein Sparen mit Vernunft“

Beim SPD-Neujahrsempfang findet Manfred Ockel deutliche Worte über die Arbeit des Koalitionsbündnisses

PROMINENZ aus Nah und Fern kam zum Neujahrsempfang der SPD ins Fritz-Treutel-Haus. (Foto: Postl)

Kelsterbach. Der Neujahrsempfang der Kelsterbacher SPD wurde zum Stelldichein der Polit-Prominenz vom Untermain. Kelsterbachs Ortsvereinsvorsitzender Manfred Ockel begrüßte im Fritz-Treutel-Haus den Bundestagsabgeordneten Gerold Reichenbach, Landrat Thomas Will, den SPD-Kreisvorsitzenden Manfred Ohl sowie mehrere Bürgermeister aus der Region. Neben zahlreichen Kelsterbacher Genossen waren auch Vertreter von Vereinen, Verbänden und anderen Parteien gekommen.
 

Musikalisch begrüßt wurden alle Gäste von der Jazz-Band „Hot Four“, die bereits im vergangenen Jahr für zwanglose Unterhaltung gesorgt hatte. „Viele hatten mir gesagt, wenn die wieder kommen, dann komme ich auch“, scherzte Bürgermeister Manfred Ockel. Nach Sekt, Selters oder O-Saft und einem ersten Plausch, begab man sich in den großen Saal.
Dort hieß Bürgermeister Ockel noch einmal alle willkommen. „Gemäß dem Kalender der Maya soll ja am 21. Dezember dieses Jahres die Apokalypse eintreten. Also lasst uns zumindest bis dahin noch etwas feiern“, gab sich Ockel gut aufgelegt. 2012 gebe es einige Höhepunkte mit der Fußball Europameisterschaft, den Olympischen Spielen in London sowie der US-Präsidentschaftswahl.
„Aber es wird auch Entscheidungen geben, die uns direkt betreffen“, verwies Ockel sowohl auf die OB-Wahl in Frankfurt als auch auf die bevorstehende Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes in Sachen Nachtflugverbot. Ockel kündigte an, einen Teil des Geldes aus dem Waldverkauf für Lärmschutzmaßnahmen, insbesondere den Bürgern entlang der Südlichen Ringstraße sowie dem Wohngebiet im Südwesten der Stadt, zugute kommen zu lassen.
Enttäuscht zeigte sich Ockel über den Ausgang der Kommunalwahl. „Das derzeitige Koalitionsbündnis scheint mir mehr mit sich selbst und damit beschäftigt zu sein, wie man den Einfluss der SPD verringern könne, als ordentliche Politik für die Bürger unserer Stadt zu machen“, wurde Ockel recht deutlich. Er trat dem Vorwurf, dass zu viel Geld ausgegeben werde entgegen. „Wir sind für ein Sparen mit Vernunft. Aber einen Ausverkauf der Sozialstruktur wird es mit uns nicht geben“, so der SPD-Ortsvereinsvorsitzende.
Klar sei, dass der finanzielle Spielraum immer enger werde, was hauptsächlich auf die Zwangsverlagerung von Gewerbesteuerzahlern aus der Stadt zurückzuführen sei. Deshalb sei man jetzt dabei, eine neue gewerbliche Nutzung für das Ticona-Gelände zu entwickeln und eine Verlagerung von Firmen aus dem Taubengrund anzustreben. „Dies geht jedoch nur im Einvernehmen mit den Eigentümern“, nannte Ockel als Vorbedingung.
In diesem Jahr will der Magistrat den Stadtumbau vorantreiben. Das Kanalsystem im Bereich des Marktplatzes soll saniert und die Schwanheimer Straße durch entsprechende bauliche Veränderungen beruhigt werden. „Für die Erhaltung der Einzelhandelsvielfalt in der Kernstadt könne wir zwar die Infrastruktur bereitstellen, alles andere liegt in den Händen des Gewerbes – und im Verhalten der Bürger“, betonte Manfred Ockel. Als weitere Aufgaben nannte das Stadtoberhaupt den Ausbau der Breitbandversorgung und eine energiepolitische Neuausrichtung.
Landrat Thomas Will stellte die Ambivalenz der Kommunen zum Kreis in den Mittelpunkt seines Grußwortes. „Ich kann auf der einen Seite zwar verstehen, dass alle über die hohen Abgaben an den Kreis nicht erfreut sind. Man sollte aber auch so ehrlich sein und hinterfragen, wofür diese verwendet werden“, betonte Will. Er forderte, dass wieder Klarheit und Verlässlichkeit in die Politik einkehren müsse. „Wir werden einen Plan vorlegen, der in sechs Jahren Förderschulen überflüssig macht“, warb Thomas Will für die Inklusion und überraschte damit selbst so manchen Genossen. Sein Credo für die Bewältigung der großen Herausforderungen insbesondere im Sozialbereich lautete deshalb: Starke Schultern müssen mehr tragen als schwache.
Da der geplante Gastredner, der Vorstandsvorsitzende der Frankfurter Volksbank Frankfurt, Hans-Joachim Tonnellier, verhindert war, sprang Vorstandsmitglied Harald Stroh ein. Zunächst präsentierte er sein Geldinstitut als besonders zuverlässigen und sicheren Partner für die Kunden. „Wir liegen schon heute über der von der EU angehobenen Eigenkapitalquote von 9 Prozent“, betonte Stroh. In seinen weiteren Ausführungen erläuterte das Vorstandsmitglied der Frankfurter Volksbank die komplizierten Zusammenhänge von Geldwirtschaft und Finanztransaktionen. „Wir machen keine Lockzinsangebote, unsere Produkt- und Beratungskompetenz ist auf eine Lebenspartnerschaft ausgelegt“, schloss Harald Stroh seine Rede.
Augenzwinkernd erklärte Erster Stadtrat Kurt Linnert in seinem Schlusswort, dass es zumindest noch eine weitere vertrauensvolle Regionalbank gebe und in seinem Herzen die Farbe rot doppelt belegt sei – einmal für die Partei und ein weiteres Mal für die Bank, die eigentlich eine Sparkasse ist, und die lange sein Arbeitgeber war. Dann lud er zum gemütlichen Teil der Veranstaltung ein.  (pos

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