Für den Ernstfall geprobt

Viele Zuschauer verfolgen die Abschlussübung der Feuerwehr auf dem Rathausplatz

ABGETRENNT wurde mit einer hydraulischen Rettungsschere die Pkw-Tür, damit die Feuerwehrleute die eingeklemmte Person retten konnten. (Foto: Postl)

Kelsterbach (pos). Schrecksekunde auf dem Rathausplatz: Ein schwerer Unfall hatte sich ereignet. Ein Fahrzeug lag auf der Seite, ein zweites Auto – wohl vom ersten Pkw gerammt, schien fahruntüchtig und im Fond befanden sich noch Fahrer und Beifahrer, einer der beiden war in dem Auto eingeklemmt.

 

„Is da werklisch was passiert oder dun die do en Film drehe?“, fragte eine Passantin. Zur schnellen Klärung der Situation trug dann Stadtbrandinspektor Thomas Heller bei. „Alles kein Grund zur Aufregung, es ist nichts passiert, wir haben das alles nur für unsere Abschlussübung so aufgebaut“, erklärte Heller.
Unter durchaus realistischen Bedingungen probte die Freiwillige Feuerwehr am Samstagmorgen den Ernstfall und gab so der Öffentlichkeit einen Einblick in ihre ehrenamtliche Arbeit. Ausdrücklich erwünscht waren in diesem Fall auch Zuschauer, die in großer Zahl auf den Rathausplatz geströmt waren.
Zu Beginn der Übung heulten die Sirenen, kurze Zeit später trafen die Einsatzfahrzeuge der Wehr ein. „Wir müssen jetzt hier etwas Platz machen, denn die Sache soll so realistisch wie möglich ablaufen, Sie können aber alles aus sicherer Distanz verfolgen“, erklärte der Stadtbrandinspektor dem Publikum.
Der Schwerpunkt der Übung lag auf der technischen Hilfeleistung – eine Situation, die immer häufiger im Einsatzspektrum aller Feuerwehren auftaucht. Ausgedacht hatte sich dieses Szenario zum praktischen Jahresabschluss Feuerwehrmann Benjamin Wörpel.
Am „Unfallort“ angekommen, bezogen die Helfer ihre Positionen. Einsatzleiter Kai Hardt begutachtete die Situation, entschied über das Vorgehen und gab entsprechende Anweisungen. „Unfallstelle absichern, Schere und Spreize bereitstellen – dann legt ihr los!“, instruierte Hardt. Priorität hatte die Menschenrettung, entsprechend musste schnell die eingeklemmte Person befreit werden.
„Um sachgemäß vorgehen zu können, muss das Fahrzeug stabilisiert werden, damit auch unsere Leute sich nicht unnötig in Gefahr bringen“, erklärte Stadtbrandinspektor Heller über das Megafon den Zuschauern.
„Normalerweise würden wir Sie nicht so nah ranlassen, damit wir ungestört arbeiten können, aber heute sollen Sie auch im Detail verfolgen können, wie wir vorgehen“, betonte Heller. Ausnahmsweise durfte das Publikum auch Fotos und Videos mit dem Handy machen – ein bei einem realen Unfall nicht geduldetes „Gaffer-Verhalten“.
Recht schnell waren mit hydraulischer Rettungsschere und der Spreize die beiden Pkw-Türen abgetrennt und mit einer Spezialsäge die Frontscheibe herausgeschnitten. Allerdings waren die Öffnungen noch zu klein, um den „Verletzten“ aus seiner misslichen Lage zu retten. Deshalb kamen unterschiedlich lange Rettungszylinder zum Einsatz, die mit mindestens zwölf Tonnen Druckkraft die Fahrzeugfront nach vorne pressten.
Auch dies war schnell geschafft – am Ende gab es für die Helfer Applaus von den Zuschauern, die das Autowrack noch einmal aus der Nähe betrachteten. 
Zweiter Teil der Abschlussübung war eine Nottüröffnung und Rettung einer Person im ersten Stock. Über die enge Treppe brachten die Helfer zwar die Trage in das Obergeschoß, kamen jedoch mit der Person darauf nicht nach unten. Also kam die Drehleiter zum Einsatz, mit der die Person über das Fenster gerettet wurde.
„Ich glaube, wir hatten noch nie so viele Zuschauer bei einer Abschlussübung“, freute sich der Stadtbrandinspektor über die große Resonanz. Für Bürgermeister Manfred Ockel waren die vielen Kinder unter den Zuschauern ein Beleg für das Interesse an der Feuerwehr. „Diese Chance müssen wir nutzen, um für die Kinderfeuerwehr und damit für den dringend nötigen Nachwuchs zu werben“, betonte Ockel.
Abends trafen sich die Feuerwehrmänner und -frauen zum Kameradschaftsabend. In den Wintermonaten stehen jetzt wieder Seminare und Theorie im Vordergrund, damit die Helfer in Sachen technischer Ausbildung immer auf dem neuesten Stand sind. 

 

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