Von Freigänsen und Feuerreitern

Maamauer Baabambeler feiern bei „Kelsterbach einst und heute“ ihr Comebac

HÖHEPUNKT des Nachmittags war der Auftritt der Maamauer Baabambeler (von links) mit Edi Fenkl, Willi Laun, Karl Gesang, Heinrich Hoffmann, Günter Schneider, Heinrich Richtscheid und Georg Treutel. (Foto: Postl)

Kelsterbach (pos). Nostalgische Rückblicke in vergangene Zeiten, stimmungsvolle Lieder und ein Wiedersehen mit den Kelsterbacher Maamauer Baabambeler – einen unterhaltsamen Nachmittag erlebten rund 240 Besucher im Fritz-Treutel-Haus.

 

Die SPD AG 60 plus hatte unter der Regie von Margarete Sandner und Günter Schneider und unterstützt von verschiedenen Vereinen und Organisationen, zu der Veranstaltung „Kelsterbach einst und heute“ geladen. Es war die zehnte Auflage des beliebten Heimatnachmittags. Bei Laugenbrezeln und Apfelwein schwelgten die Gäste in Erinnerungen und erfuhren viel Wissenswertes über die Untermainstadt. 
Da waren sie wieder, die Maamauer Baabambeler, also jene Kelsterbacher, die auf der Mainmauer saßen und ihre Beine beim Plaudern baumeln ließen, und von ihren Erlebnissen erzählten.
Auf der Bühne Platz genommen hatte unter anderem Fahrschullehrer Willi Laun. Dieser hatte ausgerechnet die junge Margarete Sandner bei der Fahrprüfung durchrasseln lassen. „Hat des unbedingt sein müsse?“, wollte Sandner im schönsten Platt wissen – ja, es musste sein.
Weiter erzählte Karl Gesang wie es früher war, als es noch kein so schönes Feuerwehrhaus gab. „Mir hatte nur e Spritz, und die stand im Hof der Alten Schule. Erst später ist ein kleines Feuerwehrhaus gebaut worden“, berichtete der ehemalige Stadtbrandinspektor. „Den wollt’ ich mal als Freund, aber als der mich am Maa mal hat stehe lasse, nur weil es Feuerwehralarm gab, da hab ich es mir doch anners überlegt“, scherzte Sandner. 
Und dann kam noch Edi Fenkl angeradelt. „Wir kamen nach Kelsterbach und hatten nichts, nicht mal einen Schlitten. Aber in den Wintern, damals gab es noch richtig Schnee hier, da hat mich immer jemand mitgenommen und wir sind den Höllenberg hinunter gerauscht“, schwärmte Fenkl.
Noch viel weiter zurück in die Vergangenheit verschlug es Heinrich Hoffmann bei seinen Erzählungen. „Wenn es mal in Kelsterbach gebrannt hat, musste einer schnell nach Schwanheim reiten und dort die Feuerwehr alarmieren. Bis die in Kelsterbach ankam, war die Hütte längst abgebrannt. Aber jetzt wisst ihr, woher die Feuerreiter kommen“, meinte der mit einem Kommandantenhelm ausstaffierte Hoffmann. 
Aber auch Günter Schneider wusste viel von den damals ärmlichen Verhältnissen in Kelsterbach zu berichten. „Aber schön war es trotzdem“, meinte Schneider und erhielt viel Zustimmung aus dem Publikum.
Und dann fiel Willi Laun noch was ein: „Emol, da gab’s im Schwarze Bock Freigans. Der Hender Hans hat e Gans geschlacht’, ist uff seinem Heimweg eingekehrt und dort versackt. Da hat der Wirt einfach die Gans, die am Stuhl gebambelt hat, weggenomme, gebrate un’ dann verteilt“, schilderte Laun unter großem Gelächter die Geschichte. 
Heinrich Richtscheid trug ebenfalls seinen Teil zur Geschichte bei und in den Maamauer Baabambeler Georg Treutel sei sie mal verliebt gewesen, berichtete Sandner. „Der war bei mir, ich hab’ e Kerz angesteckt und Wein auf den Tisch gestellt. Da hat der uff die Uhr geguckt und war verschwunne – er musste zur Singstund’“, berichtete Sandner. Aber heute singen beide immer noch zusammen.
Die Idee mit den Maamauer Baabambeler kam Sandner erst kürzlich, als sie ein altes Foto sah. „Da habe ich alles in Bewegung gesetzt, um das heute auf die Bühne zu bringen“, so Sandner, die sich über den großen Erfolg beim Heimatnachmittag freute.
Die Veranstaltungsreihe hat sich mittlerweile etabliert. „Wir haben mit 50 bis 60 Besuchern angefangen und heute sind es fast 240 Gäste hier im Fritz-Treutel-Haus“, berichtete Sandner, die zusammen mit Günter Schneider alle Veranstaltungen organisierte.
So fand auch Bürgermeister Manfred Ockel nur lobende Worte für das Engagement des Duos Sandner/Schneider. Ockel dankte aber auch allen Helfern, die mitgewirkt haben, dass sich diese Veranstaltungsreihe so gut entwickelt habe.
„Eine Stadt hat aber auch selbst die Verpflichtung, ihre Geschichte zu dokumentieren“, betonte der Bürgermeister und berichtete, dass mittlerweile vieles aus dem Stadtarchiv digital aufgearbeitet und online einsehbar sei. „Und heute ist auch ein besonderer Tag, denn Fritz Treutel könnte genau heute seinen 89. Geburtstag feiern“, erinnerte Ockel an den 2005 verstorbenen langjährigen Bürgermeister.
Auch der Volkschor beteiligte sich an der Veranstaltung und eröffnete mit dem Hessenlied und einem auf Kelsterbach umgedichteten Text den musikalischen Teil des Nachmittages.
Roland Schmidt vom Film- und Videoclub brachte mit seinem Filmbeitrag über alte Postkarten von der Untermainstadt wieder viele Ansichten des alten Kelsterbachs in Erinnerung.
Weiter stellten sich Vereine und Institutionen vor: der Handharmonika Spielring (HSK), der in diesem Jahr sein 70-jähriges Bestehen feierte, die Feuerreiter, die ihren 66. Geburtstag begingen und die evangelische Christuskirchengemeinde, die dieses Jahr 50 wurde. 
Auf großes Interesse stieß die von Karl Schmiedt – rühriges Mitglied des Volksbildungswerks – zusammengestellte Bilderschau der Kelsterbacher Kerwegruppen bis Anfang des 20. Jahrhunderts. 
Thorsten Schreiner, Vorsitzender des Vereinsrings, lobte in seinen Grußworten die traditionsreiche und auch heute noch gepflegte Vereinskultur in der Untermainstadt.
Mit dem gemeinsam gesungenen Kelsterbacher Lied endete der als „Meisterstück von Margarete Sandner und Günter Schneider“ bezeichnete gelungene Heimatnachmittag.

 

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