Nach monatelangem Abwägen, ob und wie eine Sitzung ohne Sitzungspräsident, genügend Helfer und Nachwuchs zu stemmen sei, entschloss sich der Vorstand des Karnevalvereins nun, die Sitzung abzusagen. Das ist ein herber Schlag, nicht nur für alle Jecken, die sich auf die beliebte und stets gut besuchte Galasitzung gefreut haben, sondern auch für die rund 150 Mitglieder des Vereins und die Aktiven.
Vorsitzender Klaus Börner berichtete beim Kampagnenauftakt im kleinen Kreis in der Alten Schule, dass das Dilemma am 12. Mai dieses Jahres begonnen habe. Sitzungspräsident Thorsten Schreiner habe an diesem Tag aus beruflichen Gründen sein Amt zur Verfügung gestellt.
„Wir sind auf der Suche nach einem Nachfolger“, erklärte Börner. Jedoch sei bislang kein Kandidat gefunden worden. Eine Sitzung ohne Sitzungspräsident, „das kann man vergessen“. Ob Börner vielleicht als Sitzungspräsident einspringen wolle? „Oh nein. Dazu müsse man geboren sein“, kommentierte er.
Ideen für die Kampagne und eine Galasitzung gab es bereits
Gerade erst hatten sich die Fastnachter von einem furchtbaren Schicksalsschlag erholt, der sie 2016 ereilte – und als Schreiner als Nachfolger des damaligen Sitzungspräsidenten Anton Schmidt in die Bresche gesprungen war. Nun also Schreiners Rückzug. Wie Börner weiter berichtete, gab es zwar bereits einige Ideen für die Kampagne und eine weitere Galasitzung im Vorfeld, die aber konnten nicht verwirklicht werden. Da das Amt des Sitzungspräsidenten vakant war, schaffte man es nicht, Bütten-Redner, Tanzgruppen und eine Band zu engagieren. Selbst wenn sich rasch ein Nachfolger für Schreiner gefunden hätte, mangele es nach Aussage von Börner und Geschäftsführerin Sabine Seib doch an Helfern, die für die Ausrichtung einer Galasitzung benötigt werden. Der Altersdurchschnitt der Mitglieder betrage zwischen 60 und 70 Lenze – ein Alter also, in dem man niemandem mehr beispielsweise zum Schmücken auf eine hohe Leiter jagt oder schwere Lasten schleppen lässt. „Und junge Leute kommen nicht nach“, bedauerte Seib.
Neuer Anlauf für Sitzung in der Saison 2020/2021
Angesichts dessen sei es in finanzieller Hinsicht ein zu großes Risiko gewesen, im Vorfeld verschiedene Künstler zu verpflichten. Die Gelder hätten laut Börner zurückgezahlt werden müssen und er hätte darüber hinaus dem Finanzamt auch noch Rechenschaft ablegen müssen.
Klaus Börner und Sabine Seib definieren den Ausfall der Galasitzung in der laufenden Kampagne 2019/2020 lediglich als Pause und hoffen, dass die erwähnten Defizite bis 2021 behoben sind und die beliebte Sitzung dann wieder ausgerichtet werden kann. Dann werde es auch wieder ein Liederheft und einen neuen Orden für zwei Jahre geben, so die Vorstandsmitglieder. In den vergangenen Monaten war es ruhig um die Feuerreiter geworden. Auch der Kampagnenstart fiel deutlich kleiner aus. Der wurde im vergangenen November noch groß im Fritz-Treutel-Haus mit Auftritt der Großen Garde, Rednern und Ehrungen gefeiert. Doch schon da waren viele Platze leer geblieben und der Zuspruch merklich nachgelassen.
Und all das kostet laut Börner eine Menge Geld. Deshalb entschieden sich die Fastnachter, im kleinen, familiären und kostengünstigen Rahmen in ihrem Vereinsraum die Saison zu eröffnen. Während des geselligen Beisammenseins, zu dem unter anderem die Ehrenmitglieder Margarete Sandner und Werner Georg gekommen waren, gab es auch Ehrungen. Sandra Hoffmann wurde für 33 Jahre Vereinszugehörigkeit gewürdigt, Helene Schell erhielt die Silberne Flamme für sieben Jahre aktives Engagement und Anna-Lena Hofmann wurde für 15-jährige Mitgliedschaft mit dem Goldenen Vlies geehrt.
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