Die Fahrzeughalle platzt aus allen Nähten

Einsatzkräfte der Feuerwehr beklagen hohe Zahl an Fehlalarmierungen

Bei der Hauptsversammlung der Kelsterbacher Feuerwehr wurden Marcel Oschatz, Jakub Rudziewicz, Christian Rolle, Christian Schneider, Marcel Hufnagel, Benjamin Wörpel und Matthias Peil (von links) befördert. (Foto: Scherer)

Kelsterbach. Von schweren Unwetterlagen blieben die Einsatzkräfte der Feuerwehr im vergangenen Jahr verschont. Trotzdem hatten die Helfer 2015 einiges zu tun – auch weil immer häufiger Heimrauchmelder anschlagen oder unklare Meldungen eingehen, denen die Wehr nachgehen muss. Während der Jahreshauptversammlung im Feuerwehrhaus, zu der auch Mitglieder der Jugendwehr und der Ehren- und Altersabteilung gekommen waren, wurde Bilanz gezogen.

Deutlich zurückgegangen ist die Zahl der Einsätze von 235 im Jahr 2014 auf 126 Einsätze – weil es im Sommer 2015 keine schweren Unwetterserien mit Starkregen gab. Trotzdem sei das eine beachtliche Zahl für die freiwilligen Helfer, betonte Stadtbrandinspektor Thomas Heller. Denn 88 der Einsätze fanden im sogenannten personalkritischen Tageszeitraum zwischen 6 und 18 Uhr statt, wenn die wenigsten Helfer vor Ort sind.
Dennoch standen im Durchschnitt 15 Einsatzkräfte, darunter acht einsatztaugliche Atemschutzgeräteträger, zur Verfügung. Das Rückgrat in dieser Zeit bilden laut Heller auch die acht bei der Stadt beschäftigten Mitglieder, darunter die beiden hauptamtlichen Gerätewarte. Mit aktuell 64 Einsatzkräften, darunter sechs Frauen, ist die Wehr gut besetzt. Der Stadtbrandinspektor freute sich, dass sieben Mitglieder der Jugendwehr in die Einsatzabteilung übernommen werden konnten. In der Jugendwehr sind aktuell 16 Jungen und vier Mädchen aktiv.
Die Helfer waren 2015 fast immer schnell zur Stelle. Laut Heller lag die durchschnittliche Ausrückzeit bei vier bis fünf Minuten. Allerdings konnte die gesetzlich vorgeschriebene Hilfsfrist von zehn Minuten nicht immer eingehalten werden. Oft rückte die Wehr auch umsonst aus. Der Großteil der 28 Fehlalarmierungen im letzten Jahr, nämlich 25, wurde von Brandmeldeanlagen ausgelöst.
Dafür stieg die Zahl der Brände von 18 auf 43, darunter sechs mittelgroße Brände. Als besondere Einsätze hob Thomas Heller den Kellerbrand in der Humboldtstraße und einen Garagenbrand in der Straße Mainblick, wo das brennende Dämmmaterial die Helfer herausgeforderte, hervor. Laut Heller könne durch die Baustoffe schnell ein Fassadenbrand entstehen.
Im Sommer hielt eine Serie von bislang ungeklärten Bränden die Wehr auf Trab. Nur im Falle eines Mülltonnenbrands sei der Täter ermittelt worden, so der Stadtbrandinspektor.
 Durch die seit 2015 gesetzlich vorgeschriebene Installation von Rauchmeldern in Wohnräumen beobachtet die Wehr eine Zunahme von Einsätzen – darunter viele Fehlalarme. Zudem werde die Wehr immer öfter wegen „unklaren Brandgeruchs“ alarmiert. Dabei sei gerade in den Wintermonaten oft nur ein Kamin die Ursache. „Das ist ärgerlich, weil das zu jeder Tages- und Nachtzeit passiert“, sagte Heller.
Die Feuerwehr leistete 2015 außerdem 45 Hilfeleistungen, darunter zwölf Notfalltüröffnungen. Gerettet beziehungsweise in Sicherheit gebracht wurden 49 Personen. Sechs Menschen konnten bei Hilfeleistungen nur noch tot geborgen werden, unter anderem bei einem schweren Unfall auf der Bundesstraße 40a, bei dem ein Pkw in Brand geraten war. Zweimal kam es 2015 auf der ehemaligen B 43, Rüsselsheimer Straße, zu schweren Verkehrsunfällen mit Verletzten. In einem Fall musste die Wehr eine eingeklemmte Person befreien. Zudem halfen die Kelsterbacher Feuerwehrleute bei der Einrichtung von Flüchtlingsunterkünften in Biebesheim und Riedstadt.
Bereits bewährt hat sich der neue Einsatzleitwagen, der Anfang 2015 angeschafft wurde. Kein Glück hatten die Einsatzkräfte mit der neuen Rettungspuppe, denn diese ging bei einer Übung im Main verloren.
Die Feuerwehr habe im vergangenen Jahr Hervorragendes für die Bevölkerung und die Stadt geleistet, erklärte Bürgermeister Manfred Ockel (SPD). „Dieses Ehrenamt ist keine Selbstverständlichkeit.“ Der Einsatz erfordere große Qualifikation und der Dienst viel Vorbereitungszeit. Dies sei auch ein Muss, um den Brandschutz einer Stadt mit 16 000 Einwohnern zu gewährleisten, so Ockel.
Schwerpunkt in den nächsten Jahren ist laut Ockel die Erweiterung oder der Umbau des Feuerwehrhauses. Vor allem die Fahrzeughalle platze aus allen Nähten. Aktuell erarbeitet ein Fachbüro eine Machbarkeitsstudie. Noch in diesem Jahr soll der Standort festgelegt werden, wobei laut Ockel von Stadt und Feuerwehr der bisherige Standort favorisiert werde. Hier müsse allerdings während der Bauzeit die Einsatzbereitschaft gewährleistet bleiben.
 Auch 2016 soll die Stelle für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) bei der Feuerwehr ausgeschrieben werden.
Kreisbrandinspektor Friedrich Schmidt lobte die Kontinuität bei der Kelsterbacher Feuerwehr, in der sich viele über Jahre engagierten. Dass man tagsüber im Schnitt auf 15 Kameraden zurückgreifen könne, sei gut, allerdings dürfe man sich darauf nicht ausruhen. Hier seien Stadt und Feuerwehr gemeinsam gefragt, in die Nachwuchsförderung zu investieren.
Auch Schmidt rief die Bevölkerung zu einem bedachten Umgang mit dem Notruf auf. Oft würden die Kameraden mit unklaren Angaben alarmiert, weil mit dem Handy schnell ein Notruf abgesetzt sei. Hier müsse die Bevölkerung sensibilisiert werden, so Schmidt. (nad)

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