Experimente, Mittelalter und Streitgespräche

IGS-Schüler präsentieren Ergebnisse der Themenwoche – Generalprobe für die Hauptschulprüfung

121 LITER WASSER verbraucht ein Deutscher im Durchschnitt am Tag. Kevin Mendes, Erica Pacheco und Aisenour Konte lernten, dass sich die Menschen in Afrika mehr einschränken müssen. (Foto: Kriewitz)

Kelsterbach. Mittelalterliche Flötenmusik erklang im sonst so ruhigen Lernbereich der Integrierten Ganztagsschule (IGS). Schüler in farbenfrohen Gauklertrachten bauten Menschenpyramiden, jonglierten mit Bällen und belustigten das Publikum. Der Lernbereich verwandelte sich in einen lebhaften Mittelaltermarkt.
 

Die IGS hatte zur Präsentation der Ergebnisse der Themenwoche eingeladen. Fünf Tage lang hatten die Schüler in Projekten gearbeitet. Der Jahrgang fünf beschäftigte sich mit dem Thema „Erwachsen werden“. Dabei lernten die Kinder unter anderem in Gruppen zusammenzuarbeiten oder mit Wut umzugehen.
„Wir haben an einem Tag einen Wettbewerb gemacht“, berichtete der zehnjährige Pierre Rothkugel. „Ziel war es, in einer Gruppe einen hohen Turm zu bauen. Wir durften nur Papier, eine Schere und Kleber benutzen.“ Die Ergebnisse des Wettbewerbs waren in der Mitte des Klassenraums aufgebaut. „Es war schwierig sich so schnell in der Gruppe zu einigen“, meinte Pierre, der mit seinem Team gewann.
Mit dem Thema Wut beschäftigte sich eine andere Gruppe. Dabei lernten die Kinder, wie sie Streit vermeiden oder angemessen damit umgehen können. „Einmal haben wir ein Streitgespräch durchgespielt. Dabei haben wir herausgefunden, dass es viel besser ist, zu sagen, wie man sich fühlt, als andere zu beschuldigen“, berichtete der zwölfjährige Justin Mularczyk. Aus Luftballons und etwas Mehl stellten die Kinder zudem sogenannte Wutbälle her, die man, wenn man aggressiv ist, kneten kann, um sich wieder zu beruhigen.
Der sechste Jahrgang hatte das Thema „Kinder der Welt“. Die Schüler beschäftigten sich mit den unterschiedlichen Lebensweisen, Rechten und Pflichten von Kindern aus anderen Kulturen. Elefteria Karageorgiou erfuhr etwas über Kinderarbeit in Indien und Bangladesch: „Viele Familien dort haben kein Geld, so dass auch die Kinder arbeiten müssen. Manchmal tauschen die Eltern sogar ihre Kinder für ihre Schulden ein und lassen sie in Fabriken arbeiten.“
Um einen Eindruck zu bekommen, stellte sie an einem Tisch mit ihren Mitschülern Papiertüten her. „Das müssen die Kinder dort auch machen. Für tausend Tüten bekommen sie gerade mal vierundzwanzig Cent“, so die Elfjährige.
In einem anderen Klassenraum wurde deutlich gemacht, wie viel Wasser ein Deutscher im Durchschnitt am Tag verbraucht: Aufgebaut waren 121 Einliterflaschen. „Familien in Afrika müssen mit Wasser sparsam umgehen, weil sie nicht viel davon haben und weite Strecken dafür gehen müssen“, erklärte die zwölfjährige Albiona Mehmet.
Das Wasser in Afrika kann oft nicht sofort getrunken werden. „Das Wasser ist meist sehr dreckig, weil auch Tiere die Wasserstellen benutzen“, erklärte Tim Stein, der demonstrierte, wie das Wasser gefiltert wird. „Dieser Versuch macht ziemlich viel Spaß. In der sechsten Klasse haben wir noch keinen Chemieunterricht, daher war das etwas Besonderes“, meinte Tim.
Ein weiteres Projekt war die Spendenaktion für den Verein Esel-Initiative. Hierfür informierte sich eine Schülergruppe über die Lage in Nepal, besonders über die Situation von alleinerziehenden Müttern. Bei den Siebtklässlern drehte sich alles um das Thema Mittelalter. Es wurden Schilde und Lanzen hergestellt und bemalt. Auch Fensterbilder und Linoldrucke wurden angefertigt.
Der Jahrgang acht erarbeitete eine Probepräsentation für die Hauptschulprüfung im nächsten Schuljahr. In Gruppen wurde ein Thema ausgewählt, zu dem unter anderem eine Powerpointpräsentation erstellt werden musste. Der Jahrgang neun nutzte den Tag als Generalprobe für die mündlichen Hauptschulprüfungen. Im Jahrgang zehn bereiteten sich die Schüler auf ihre Studienfahrt nach Berlin vor. Die DAF-Klasse (Deutsch als Fremdsprache) führte naturwissenschaftliche Experimente durch.
„Die Themenwoche ist immer wieder eine gute Gelegenheit, um nach den Ferien in den Schulalltag einzusteigen“, so Schulleiterin Barbara Jühe.
Viele Eltern waren von den Ergebnissen der Themenwoche positiv überrascht. „Es ist sehr beeindruckend, wie viel die Kinder in solch kurzer Zeit vorbereitet und zustande gebracht haben. Manches hätte ich ihnen gar nicht zugetraut“, so Mathias Biondino.
Auch Sigrid Kaiser kam zum Präsentationstag: „Es ist toll zu sehen, wie selbständig und selbstbewusst die Kinder ihre Projekte präsentieren und Leute ansprechen. Das wird für ihr späteres Berufsleben sehr nützlich sein.“ (mki)
 

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