Erste Impfaktion für Kinder in Kelsterbach

Rund 100 Mädchen und Jungen lassen sich gegen Corona impfen

Kinder ab fünf Jahren konnten sich im Fritz-Treutel-Haus impfen lassen. (Foto: Koslowski)

Kelsterbach (rko). Die einen sind sehr zurückhaltend und distanziert, andere munter und gesprächig, und wieder andere ebenfalls sehr mitteilsam, aber auch ein wenig unruhig: Auf die unterschiedlichen Charaktere von Kindern mussten sich die Impfteams und Impfärzte am vergangenen Sonntag im Fritz-Treutel-Haus bei der ersten Impfaktion für Kinder ab fünf Jahre einstellen. 

Die siebenjährige Mila gehört zu der munteren Sorte. Nein, sie habe keine Angst vor dem Piks, versicherte sie, ihren Pumuckl im Arm haltend. Naja, Mama Jennifer Haas hatte ihr zuvor auch einen Anti-Angsttee aus Bachblüten gegeben, denen man eine beruhigende Wirkung nachsagt. 
Sie und ihr Mann Steffen sind bereits geboostert. Die Eltern finden es wichtig, dass die Bevölkerung durchgeimpft ist. „Kinder gehören zur Bevölkerung“, betonte Steffen Haas. Auch wenn sie von der Impfung überzeugt sind, ließen sie dennoch ihre Tochter über die Impfung mitentscheiden. „Dass ich mich in der Schule nicht mehr testen lassen muss“, begründete das Mädchen ihren Wunsch, sich den Impfstoff spritzen zu lassen. 

Auch Erwachsene konnten sich impfen lassen

„Na, wer bist du denn?“, fragte der Impfarzt, ein Kinderarzt, der namentlich nicht erwähnt werden möchte, das Mädchen. Bevor die Nadel gesetzt wird, stellte er den Eltern noch einige Fragen über den Allgemeinzustand ihres Kindes, über die Einnahme von Medikamenten, über Erkrankungen und Allergien. Wenn der Arm der Tochter anschließend schmerzen sollte, könnten sie mit Kühlung für Linderung sorgen, so der Tipp. Wenn das Kind starke Nebenwirkungen verspüre, sollten die Eltern mit ihm in die Klinik fahren oder am nächsten Tag den Kinderarzt aufsuchen. 
Also: Arm aus dem Ärmel ziehen, Desinfektionsmittel auf die Haut aufsprühen, den Arm locker lassen – was dann ob der leichten Aufregung nicht ganz so gut gelang – und schwuppdiwupp, pikste es schon. Ganz so entspannt, wie noch vor der Impfung, war das Mädchen nun allerdings nicht mehr, und die Eltern verabschiedeten sich mit ihrer Tochter schnell in den Ruheraum. Eigentlich hätten sich Kinder ab einem Alter von fünf Jahren schon am Sonntag vor knapp zwei Wochen bei der gemeinsamen Aktion von Stadt, dem mfs-Rettungsdienst sowie dem Rettungsdienst Veritas impfen lassen dürfen. Da stand aber der Impfstoff von Biontech dann doch noch nicht zur Verfügung und die Impfung wurde um eine Woche verschoben (wir haben berichtet).
143 Anmeldungen würden nunmehr vorliegen, informierte Michael Görbing, Geschäftsführer des mfs-Rettungsdienstes. Die Kinder standen zwar diesmal im Fokus der Impfaktion, aber auch Erwachsene durften sich noch einmal immunisieren lassen. Nach dem Impfangebot vor knapp zwei Wochen rechnete Görbing aber nicht mehr mit vielen Erwachsenen. 130 melden sich dann schließlich doch an. Geimpft wurden am Ende rund 100 Kinder und 200 Erwachsene. 
Für die Mädchen und Jungen nahmen sich die Impfteams je etwa 20 Minuten Zeit, also etwa doppelt so viel, wie für einen Erwachsenen notwendig ist. „Wir wollen die Kinder emotional mitnehmen“, erläuterte Görbing. Die Impfärzte nähmen sich bei dem Gespräch die notwendigen Minuten, damit der Nachwuchs erfahre, was auf ihn zukomme. 
Anmeldung, Arztgespräch und Impfung fanden – im Gegensatz zur Impfung für die Erwachsenen – zudem alle in einem Raum statt. So mussten die Kleinen nicht in Etappen bis zum Impfen gelangen und lernten das gesamte Impfteam zeitgleich kennen. Dass sich trotz der Anmeldung eine kleine Schlange bildete, schien gar nicht so verkehrt. Einige Kinder kannten sich, und beim gemeinsamen Warten entstand eine vertrauensvolle Atmosphäre. 
Chayenne saß mit ihren Eltern bereits im Warteraum vor dem Impfen. „Corona existiert einfach, dagegen muss man etwas unternehmen“, sagte der Vater, der seinen Namen nicht nennen wollte. Die Tochter wolle geimpft werden, übernahmen die Eltern das Gespräch für das schüchterne Mädchen. Sie habe ein bisschen Angst. „Maus, hast du noch Fragen?“, wollte der Impfarzt wissen. Das Mädchen schüttelte den Kopf. Viel wichtiger erschien ohnehin der Behälter mit den Gummibärchen. „Ich habe gehört, dir wurden zwei Tütchen versprochen“, sagte der Kinderarzt. Chayenne lachte hoffnungsvoll.

Gummibärchen als Belohnung 

Die Kinder seien alle friedlich, berichtete eine weitere Impferin, die ihren Namen ebenfalls nicht in der Zeitung lesen wollte. Viele von ihnen seien jedoch aufgeregt. „Der große Teil von ihnen macht das aber ganz super“, lobte sie die Mädchen und Jungen. Wie der Kinderarzt erzählte, habe bisher noch kein Kind einen Rückzieher gemacht. 
Auch Tizian hatte seine Impfung hinter sich gebracht und wartete mit seiner Mama Nicol Petzschke im Ruheraum. Der Elfjährige hatte ein wenig Angst vor dem Piks, aber am Ende war es dann doch nicht schlimm. Er habe sich impfen lassen wollen, weil er sich ausgegrenzt, als anderer Mensch gefühlt habe, sagte er. Er habe seine Freiheiten wieder haben wollen. Ihr Sohn sei von sich aus zu ihr gekommen und habe sich impfen lassen wollen, erzählte die Mutter. 
Ebenfalls im Ruheraum wartete der fünfjährige Johannes mit seinen Eltern Hanna und Tobias Erdmann. Ihr Sohn habe sich regelrecht auf die Impfung gefreut, erzählte die Mutter. Sie lasse ihr Kind lieber impfen, als dass es mit einem schweren Verlauf im Bett liegt und eventuell sogar mit Langzeitfolgen zu kämpfen habe. Und Johannes, der einen Pullover mit der Aufschrift „Hero in Training“ trug, hatte überhaupt keine Angst. Der Piks habe nur ein klein wenig geschmerzt. Für Sonntag, 13. Februar, ist ein weiterer Termin im Fritz-Treutel-Haus geplant, mit Erst-, Zweit- sowie Boosterimpfungen. Anmeldungen unter: impfen.mfs.de. 

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