Am Ende fliegen die Doktorhüte

IGS-Schulabgänger feiern unter dem Motto „Late Night Prom“ im Fritz-Treutel-Haus

ENDLICH FERTIG: Ihre Abschlussfeier unter dem Motto „Late Night Prom“ feierten die Abgänger der 9. und 10. Klassen der Integrierten Ganztagsschule Kelsterbach im Fritz-Treutel-Haus. Auf der Bühne gab es Musik- und Tanzdarbietungen, außerdem wurden engagierte Schüler ausgezeichnet. Und am Ende flogen schwarze Doktorhüte in die Luft.  (Foto: Scherer)

Kelsterbach. Es gab bewegende Worte, wehmütige Rückblicke auf die gemeinsame Zeit und ein paar Tränchen wurden verdrückt. – Bei ihrer Abschlussfeier im Fritz-Treutel-Haus nahmen 156 Schulabgänger aus den Jahrgängen 9 und 10 der Integrierten Ganztagsschule (IGS) Abschied. Unter dem Motto „Late Night Prom“ hatten die Abgänger für die Gäste, darunter die stolzen Eltern und Geschwister der Schülerinnen und Schüler, ein buntes Programm mit Tanz und Musik auf die Beine gestellt. 

Schicke Kleider bei den jungen Damen, Sakko und Fliege bei den jungen Männern bestimmten die Garderobe der Abgänger, die sich für ihren großen Abend in Schale geworfen hatten. Schnell noch ein gemeinsames Foto gemacht, dann ging es in den mit Ballons und Sternen geschmückten Bürgersaal.
Viele Jahre haben sich die Schüler durch den Schulalltag durchgeboxt, passend dazu gab es als musikalische Begrüßung den Klassiker „Eye of the Tiger“ – bekannt durch den Boxer-Film „Rocky“ – zu hören. Auf der Bühne rockten die Abgänger, unterstützt vom stellvertretenden Schulleiter Christian Reschke (Bass) und Martin Mattern (Cello), außerdem gab es ein Wiedersehen mit der ehemaligen IGS-Schülerin Patricia Gomez, die den Song mit klarer Stimme schmetterte. Mit Lehrer Jürgen Thome gaben die Schüler noch die Ballade „Hallelujah“ zum Besten.
In den Freudengesang stimmte auch Schulleiterin Barbara Jühe ein. Immerhin ist keiner der 60 Abgänger der 9. Klassen ohne Abschluss geblieben. Alle haben einen Hauptschulabschluss erreicht, 29 davon einen qualifizierten. 41 der Schüler besuchen eine Berufsfachschule und sechs beginnen eine Ausbildung. 
Von den 96 Abgängern im Jahrgang 10 haben 67 Schüler den Realschulabschluss geschafft, 28 die Versetzung in die gymnasiale Oberstufe. „Wir sind stolz auf euch“, lobte Jühe die Abgänger. Jeder von ihnen habe eine Anschlussperspektive, kein Schüler sei, auch dank engagierter Lehrer, auf dem Weg dahin verloren gegangen. 
Jühe dankte dem Schulträger, der Stadt, denn in Zeiten von „alternativen Fakten“ und Verschwörungstheorien sei Bildung ein hohes Gut, in das investiert werden müsse. Der Abschluss sei ein wichtiger Meilenstein in der Bildungskarriere der Schüler. Bildung sei aber nicht nur Theorie und abprüfbares Wissen, sondern auch Toleranz, Achtsamkeit und Empathie. „Und ihr verfügt über diese Fähigkeiten“, so Jühe mit Blick auf die vielen Abgänger, die durch die Projekte Schüler helfen Schüler (SHS) und Digitale Helden zu Vorbildern für jüngere IGS-Schüler geworden sind.
Für die Schüler beginne nun ein neuer Lebensabschnitt, sagte Erster Stadtrat Kurt Linnert. „Macht das Beste daraus.“ Linnert lobte die engagierten Lehrkräfte, die den Schülern das nötige Rüstzeug mitgegeben hätten. „Die Schule war ein Ort der Begegnung, ihr habt Freunde gefunden. Pflegt diese Freundschaften“, gab Linnert den Abgängern mit auf den Weg.
Einen besonderen Dank richteten Nora Al Makadem und Jael Welderufael an ihre Lehrer, die den manchmal schwierigen Weg mit ihnen gemeinsam gegangen sind und sie sechs Jahre lang ermutigt haben. Das Motto „Late Night Prom“ sei zwar an die Abschlussbälle in den USA angelehnt, wo immer eine Prom-Queen und ein Prom-King gewählt würden. „Aber heute ist jeder Prom-Queen und Prom-King, denn wir alle haben es geschafft“, sagte Jael Welderufael.
Welche Talente in ihnen steckten, zeigen die Schüler auf der Bühne. Eine schwungvolle Balkanmelodie spielten Alem und Medin Osmanovic auf dem Akkordeon und Keyboard, Sophia Karageorgiou erfreute mit einer Eigenkomposition am Klavier. Für gute Laune sorgten die Abgänger mit einer lateinamerikanischen Tanzeinlage, während das Tanzprojekt „Colours“ den Macarena vor- und alle im Saal mittanzten. Eine sportliche Einlage bot die Klasse 10.1 mit ihren „alternativen Bundesjungendspielen“. Mit Lernplanerzielwerfen, Heftestapeln, Stühlehochstellen und Rucksackstemmen zeigten die Schüler ihre Vorschläge für neue Disziplinen.
Ein Dankeschön in Form von Blumen gab es für die scheidenden Mitglieder des Elternbeirats aus den 9. und 10. Klassen sowie des Fördervereins. Geehrt wurden außerdem die besten Sportler der Bundesjugendspiele, die engagierten Mitglieder der Schülervertretung und der AG Bühnentechnik, die Musiker des Schulorchesters sowie die Teilnehmer der Projekte SHS und Digitale Helden. Ausgezeichnet wurden außerdem Ryan Morrison, Safouane Azzouzi, Sara Chana, Nora Al Makadem und Sena Dogu, die nebenher ein offizielles Sprachzertifikat in Französisch gemacht hatten. 
Aus den Händen der Klassenlehrer gab es dann ein letztes Mal IGS-Zeugnisse. Den besten Hauptschulabschluss schafften Yusuf Bektas und Kenan Katounlou, beide mit einem Notenschnitt von 2,2. Jeweils mit einem Schnitt von 1,6 erlangten Lisa-Marie Wagner, Lucien Öhrig und Cansu Karabulut den Realschulabschluss. Das beste Zeugnis mit Versetzung in die gymnasiale Oberstufe hatte Diogo Fernandes da Costa (1,4).
Ein bisschen Prom-Night-Glamour wehte zum Abschluss dann doch durch den Bürgersaal, als alle Abgänger die Bühne betraten und unter dem Jubel der Eltern, Geschwister und Lehrer ihre schwarzen Doktorhüte in die Luft warfen. (nad)

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