Empanadas made in Kelsterbach

Horacio Roig bereitet in der ehemaligen Konditorei Möser herzhafte Teigtaschen zu

Nicht nur in Südamerika beliebt: Horacio Roig bietet seine Empanadas (gefüllte Teigtaschen) nun auch für jedermann an – zum Abholen oder Liefern. (Foto: Koslowski)

Kelsterbach (rko). Es duftet wieder lecker in der Mainstraße 47. Aber nicht nach Brot oder Brötchen, sondern nach Empanadas. Denn dort, wo über viele Jahre die Bäckerei und Konditorei Möser ansässig war, bereitet nun Horacio Roig die schmackhaften Teigtaschen zu. „Der Geist des Backens ist wieder eingekehrt“, sagte der 65-Jährige schmunzelnd in dem Bewusstsein, dass in diesen vier Wänden einst deutsche Backtradition zu Hause war.

Vor Kurzem hat Roig seinen kleinen Abhol- und Lieferservice Empanadas Don Horacio gestartet. Er habe sich vergrößern wollen, begründete er die Geschäftseröffnung. Empanadas backt er bereits seit gut 45 Jahren, aber sein hauptberufliches Augenmerk lag in den vergangenen Jahren auf seinem Verkaufswagen für Frühstück, mit dem er durch die Kelsterbacher Straßen fuhr. 
Empanadas hatte der vor 35 Jahren aus dem argentinischen Mendoza nach Deutschland gekommene Mann, dessen Markenzeichen sein Hut ist, zunächst nur für die Familie, für Freunde, für Veranstaltungen und für Solidaritätsfeste zubereitet. Im Jahr 2016 erhielt der mit dem argentinischen Konsulat in Verbindung stehende Roig anlässlich des 200. Jahrestages der Unabhängigkeit einen Großauftrag – und backte tausende Empanadas für ein entsprechendes Fest in Frankfurt. 

Corona betrachtet Roig als Chance

In der Folge produzierte er in einer ehemaligen Metzgerei in Mörfelden-Walldorf Empanadas auf Bestellung. Sein Hauptkunde sei nach wie vor das Konsulat in Frankfurt, unterdessen sind auch Straßenfeste hinzugekommen. Wegen der Corona-Pandemie sind aber beide derzeit keine Abnehmer. Corona betrachtet Roig gleichwohl nicht als Risiko, sondern als Chance. Weil die Leute nicht ausgehen können, bestellen sie Speisen nach Hause. Und so will Roig im gesamten Rhein-Main-Gebiet ausliefern. In den Thermoboxen bleiben die Teigtaschen bis zu anderthalb Stunden warm; abgesehen davon kann sie der Kunde auch im Backofen bei 60 Grad aufwärmen. 
Seine Kunden, sagte Roig, werden sicher die Menschen aus den chilenischen, argentinischen und peruanischen Gemeinden sein. Empanadas sind in Südamerika eine beliebte Vorspeise, würden vor allem in Chile gerne gegessen. Aus Andalusien hatten sie die Spanier einst nach Südamerika gebracht. Roigs Familie stammt aus dem spanischen Katalonien. Der kleine Horacio liebte Empanadas, seine Mutter indessen kochte nach katalanischer Tradition. Zuhause wurden deshalb nur gekaufte Empanadas gegessen. Als junger Mann fing er dann an, die Teigtaschen selbst zu backen. 

Teigtaschen mit deftigen Füllungen

Das Grundrezept besteht aus Chili, Kreuzkümmel und edelsüßem Paprika. Der Teig wird eigentlich aus Rinderschmalz, Mehl und Wasser zubereitet. Weil er hier kein Rinderschmalz erhält, verwendet Roig stattdessen vegetarisches Fett, weil es leichter bekömmlich sei. Jeder Geschmack, jede Teigtasche mit ihrer Füllung habe ihre eigene Form, zeigte Roig auf die Empanadas, die auf den zahlreichen Backblechen appetitanregend lagen. Der Halbmond ist mit Rindfleisch gefüllt, die runde Form mit Spinat, und in den viereckigen Empanadas befinden sich Käse und Mais. Darüber hinaus hat Roig noch einige andere Geschmacksrichtungen im Angebot. 
Eigentlich hatte er seinen Laden bereits im Frühjahr öffnen wollen. Doch wegen der Pandemie schlossen plötzlich die Behörden, erzählte er. In seinem Laden im Kelsterbacher Unterdorf befinden sich die Backstube, ein Raum zum Vorbereiten der Zutaten sowie der Verkaufsraum. Ein richtiges Restaurant plant Roig nicht. Wenn die Pandemie vorbei ist, sollen hier etwa sechs Besucher Platz finden, die auf ihre Bestellung warten, aber auch Empanadas in der gemütlichen, urigen Atmosphäre genießen können. 
Maria Ines und Andreas Sothmann gehörten zu den ersten Kunden, eine Bekannte hatte sie über die Eröffnung informiert. „Wir essen gerne Empanadas“, erklärte Maria Ines Sothmann, die kolumbianische Wurzeln hat. Die beiden wollen Stammkunden werden und nahmen ihre ersten Empanadas von Mitarbeiterin Mierquella Castro entgegen.

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