Demokratietag: Volker Igstadt, Verwaltungsrichter a.D, zu Gast an der IGS Kelsterbach

Anstoß zu bewussterem Handeln

Fragen aus dem Alltag aber auch zu seinem Beruf beantwortete der frühere Verwaltungsrichter Volker Igstadt beim Besuch in der Klasse 8.4. Foto: Koslowski

Kelsterbach – Die Schüler der Klasse 8.4 sind wissbegierig. Sie löchern Volker Igstadt, Verwaltungsrichter im Ruhestand und früherer Präsident des Verwaltungsgerichtes in Kassel, mit vielen Fragen. Dinge, die aus dem Alltag, aus ihrem Leben gegriffen sind, interessieren die Mädchen und Jungen.
Etwa: Darf man eine Chipstüte bereits im Laden öffnen, wenn sie noch nicht bezahlt ist? Darf man im Alter von 15 bis 17 Jahren einen Ferienjob annehmen? Dürfen Lehrer den Schülern das Handy abnehmen? Darf man Filme aus dem Internet herunterladen? Dürfen die Eltern etwas wegnehmen, was vom Taschengeld gekauft wurde? Aber auch Fragen über den Richter stellten die Schüler. Beispielsweise über sein Studium oder den Verdienst. 

„Die Kinder hatten Fragen ohne Ende, sie waren gut vorbereitet“, stellt Igstadt später in einem Gespräch mit dieser Zeitung fest. Er besuchte die Klasse der Integrierten Ganztagsschule (IGS) im Rahmen eines Projekttages, der unter dem Motto „Demokratie“ stand. 
Die Klasse habe sich am Jahresanfang beim Gesellschaftslehreunterricht mit dem Thema „Jugend und Recht“ beschäftigt, informiert Klassenlehrerin Petra Barbian. Ein Besuch an einem Gericht war wegen Corona nicht möglich. Aber die Enkelin von Igstadt, Pia, ist Schülerin der Klasse. Er selbst hatte angeboten, der Klasse einen Besuch abzustatten. 
Für die Schüler sei das Gespräch und die Antworten sehr hilfreich für ihren Alltag und ihr korrektes Verhalten, meint Barbian. Sie rechne durchaus damit, dass die Schüler nun bewusster handeln würden, dass sie in der Zukunft über ihr Handeln nachdenken würden. 
Leonie und David sind begeistert von der Gesprächsrunde. „Herr Igstadt hat über viele Dinge gesprochen, die wir später brauchen“, stellt Leonie fest. „Er hat auch viel über das Studium Jura erzählt. Das war spannend“, so David. Den Demokratietag der Schule finden die beiden Schüler gut und wichtig. Es sei hilfreich zu erfahren, welche Rechte die Bürger hätten, sagt David. Es sei aber ebenfalls richtig, dass die Menschen Pflichten hätten, weil der Staat sie beschütze, ergänzt Leonie. 
Igstadt hatte die IGS übrigens schon einmal besucht und zum Thema Cyber-Mobbing referiert. Auch er begrüßt den Demokratietag der Schule. Nach seinen Erfahrungen seien die Kenntnisse über die Gewaltenteilung, über das Parlament allgemein sehr schwach. Dies sollte aber Allgemeinwissen sein. Igstadt sagt, dass man durchaus die Vorteile der Gewaltenteilung kennen sollte, die der demokratische Staat biete. Er vermute, dass diese Kenntnisse an den Schulen nicht ausreichend vermittelt würden. Dennoch möchte er die Schulen indessen keineswegs kritisieren, sondern regt an, die Lehrpläne zu straffen, um mehr Raum für Themen zu erhalten.
Rechtsgrundlagen seien bisher typisch für Projekttage. Ihm bereite es jedenfalls Spaß, die Schulen zu besuchen und die Schüler über das Rechtssystem aufzuklären. „Ich gebe meine Kenntnisse und Erfahrungen weiter“, sagt er. Ausgenommen die siebte Jahrgangsstufe, die an dem Tag einen Talenteparcours absolvierte (mehr dazu auf Seite 11), beschäftigten sich alle Jahrgänge mit dem Thema Demokratie. Das Anne-Frank-Haus in Frankfurt, die Gedenkstätte Konzentrationslager Buchenwald und das Rathaus standen unter anderem auf dem Programm einiger Klassen. Außerdem erarbeiteten Schüler mit der gemeinnützigen Einrichtung Creativ Change bei einem Theater demokratische Prozesse.
Gerald Krause, der Stufenleiter für die Jahrgänge acht bis zehn, hält den Demokratietag für sehr wichtig. Die Schüler würden in einer Demokratie leben, was für sie selbstverständlich sei. An dem Tag würden die Schüler mit verschiedenen Programmen mit der Demokratie konfrontriert werden.
Krause stellte fest, dass die Schüler dem Thema Demokratie gegenüber sehr aufgeschlossen seien. Im Rahmen des dreistündigen Gesellschaftslehreunterrichts werde eine Stunde über aktuelle Themen gesprochen, beispielsweise in der Vergangenheit über die Coronaregeln, jetzt über den Ukrainekrieg. Die Schüler würden zudem bei verschiedenen Aktionen Spendengelder für gute Zwecke sammeln.
Auch das soziale Miteinander werde innerhalb der Stunde Soziales Lernen und in einem von Lehrern und Schülern besetzten Konfliktausschuss besprochen. Im Lernplaner der Schüler sei eine Formelsammlung und eine graphische Darstellung der Demokratie enthalten. Die Vernetzung aller Angebote fördere das demokratische Verständnis der Schüler. VON RÜDIGER KOSLOWSKI

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