Bürgerservice hinter Plexiglas

Rathaus öffnet nach Corona-Pause für Publikumsverkehr / Besuch nur mit Termin

SEIT DIENSTAG können die Bürgerinnen und Bürger ihre Anliegen wieder direkt im Bürgerbüro oder bei den zuständigen Sachbearbeitern vortragen, so wie Doris Seitz (rechts) und Sohn Felix, die einen Ausweis beantragen möchten. Allerdings: Besucher müssen einen Termin ausmachen und Mundschutz im Gebäude tragen. Das kontrolliert im Eingangsbereich Smitha George. (Foto: Scherer)

 

Kelsterbach (nad). Fast zwölf Wochen war das Rathaus wegen der Corona-Pandemie für den Publikumsverkehr geschlossen. Seit Dienstag, 2. Juni, können die Bürgerinnen und Bürger nun wieder im Bürgerbüro oder beim jeweiligen Sachberater direkt ihre Anliegen vortragen – allerdings nur mit Termin und unter Beachtung der Hygiene- und Abstandsregeln.

Vor dem Verwaltungsgebäude leiten orangefarbene Hütchen, Flatterband und Abstandsmarker auf dem Boden die Besucher durch ein Einbahnsystem. Wer einen Termin hat, wird von Smitha George im Eingangsbereich empfangen. Sie kontrolliert den Termin und weist freundlich auf die Mundschutzpflicht hin. Wer den Mundschutz vergessen hat, bekommt eine Maske ausgehändigt, desinfiziert sich die Hände und wird von dem zuständigen Sachbearbeiter abgeholt und nach dem Termin auch wieder zur Tür gebracht. George ist temporär für diese Aufgabe engagiert worden. Einen Sicherheitsdienst habe man nicht einstellen wollen, betonte Stefan Weikl. Als Fachbereichsleiter Innere Organisation gehörte es mit zu seinen Aufgaben, das Rathaus fit für die Öffnung unter „Corona-Bedingungen“ zu machen.

Mitabeiter konnten "mobil" arbeiten

Am 16. März wurde das Verwaltungsgebäude wegen der Kontaktbeschränkungen für die Öffentlichkeit geschlossen. Terminkritische Anliegen, wie die Verlängerung von Pässen oder Ausweisen, konnten die Bürger telefonisch, per Post oder E-Mail anfragen, die Aushändigung von Dokumenten erfolgte dann vor dem Rathaus durch ein Fenster. Eine bis dato einmalige Situation auch für die rund 100 Verwaltungsmitarbeiter im Rathaus. Um die Personaldichte in beiden Verwaltungsgebäuden zu entzerren, habe man den Mitarbeitern das „mobile Arbeiten“ angeboten, so Weikl. Der Unterschied zum Homeoffice: Statt einem eigens eingerichteten Heimarbeitsplatz mit PC wurden die Mitarbeiter mit einem Tablet ausgestattet, konnten also da flexibel arbeiten, wo sie gerade waren. Das individuelle Tagessoll an Stunden wurde natürlich weiter erfüllt. „Mit dem direkten Vorgesetzten wurden eine Präsenzzeit und Erreichbarkeit vereinbart“, erklärte Weikl.
Seit Dienstag aber sollen möglichst alle Mitarbeiter wieder im Rathaus an ihrem Arbeitsplatz sein. Wer jedoch zur Risikogruppe gehört, kann die Situation mit der Betriebsärztin abklären. Mitarbeiter, die kleine Kinder haben oder pflegebedürftige Angehörige, können einen Antrag auf individuelle Betreuung stellen, Resturlaub nehmen oder Plusstunden abbummeln. Auch die aktuell fünf Auszubildenden sind seit Dienstag wieder im Rathaus. Sie waren wegen der besonderen Führsorgepflicht des Arbeitgebers für die Dauer der coronabedingten Schließung freigestellt, erklärte Weikl.

Genügend Abstand, Plexiglasscheiben, Hygieneregeln

Voraussetzung für die Rückkehr der Mitarbeiter war eine Gefährdungsbeurteilung der Arbeitsplätze durch die Betriebsärztin, um den Arbeits- und Gesundheitsschutz zu gewährleisten. So seien alle Arbeitsplätze so gestaltet, dass genügend Abstand zwischen den Mitarbeitern besteht, darüber hinaus wurden bei Bedarf Plexiglasscheiben als Spuckschutz zwischen Schreibtischen installiert. Auch gab es eine Unterweisung für alle Angestellten in Sachen Hygieneregeln, im Verhalten bei möglichen Symptomen sowie im Umgang mit den Besuchern. Auch das regelmäßige Lüften der Büros gehört dazu.
Die meisten Dienstleistungen werden im Bürgerbüro abgearbeitet. Da bei einer Belegung aller sechs Plätze jeweils mit Besuchern die Abstandsregeln nicht mehr einzuhalten werden können, wurden zwei Arbeitsplätze im Personalaufenthaltsraum im kleinen Anbau eingerichtet. Mitarbeiter und Besucher sind durch eine Plexiglasscheibe geschützt. „Als zusätzliche Ausweichmöglichkeit haben wir noch zwei Arbeitsplätze im Sitzungssaal im Neubau und einen in der Stadtkasse eingerichtet“, so Weikl. Damit die Besucher nichts anfassen müssen, sind die Türen innerhalb der Verwaltung geöffnet, nach jedem Besucher werden die Tische desinfiziert. Wer etwas unterschreiben muss, darf einen desinfizierten Kugelschreiber nutzen und diesen dann auch mit nach Hause nehmen.

Anfragen sind mit Zahl der Lockerungen wieder gestiegen

Damit sich nicht zu viele Personen gleichzeitig im Rathaus aufhalten, sei für jeden Termin ein Zeitfenster von rund 30 Minuten pro Anliegen eingerichtet. Mitbringen zum Termin sollen die Bürger das Kontaktformular, das auf der Homepage der Stadt heruntergeladen werden kann. Die Formulare mit den Kontaktdaten der Besucher muss die Stadt einen Monat aufheben, um im Falle einer Coronainfektion die Infektionskette nachvollziehen zu können. Wie Jochen Schaab von der Stabstelle Öffentlichkeitsarbeit erklärte, seien mit der Zahl der Lockerungen auch die der Anfragen im Rathaus wieder deutlich gestiegen. Viele Termine, vor allem während der Stoßzeiten vormittags und nachmittags, seinen schon vergeben. Für Berufstätige werden auch Termine außerhalb der üblichen Geschäftszeiten angeboten. Das aus der Not geborene mobile Arbeiten soll sich auch nach Corona im Rathaus etablieren. So habe man eine Arbeitsgruppe gegründet, die eine neue Dienstverordnung zum mobilen Arbeiten konzipieren soll, berichtete Weikl.
 

Nur mit Termin ins Rathaus

Besucher können über die Homepage der Stadt www.kelsterbach.de mit den jeweiligen Dienststellen telefonisch oder per E-Mail einen Termin vereinbaren. Dort kann auch das Kontaktformular für den Termin heruntergeladen werden. Ein Video erklärt zudem auf Deutsch, Englisch, Türkisch und Griechisch, wie der Besuch im Rathaus unter Beachtung der Corona-Regeln abläuft.
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